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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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lebenden Riesenwurm sehen. Da sie sich aber nicht bewegten und auch nichts taten (das heißt, offenbar extrem lange Ruhephasen benötigten), war die ganze Sache eher enttäuschend. Es gab leider auch keine Streichelecke oder einen Dompteur mit Peitsche und einem Stuhl, von dem aus sie durch Reifen flutschten. Alan und ich versuchten, die Tiere durch leichtes Klopfen auf die Scheibe zum Leben zu erwecken, aber sie stellten sich tot.
    Neben der Glasplatte befanden sich zwei lange Glasröhren mit in Formaldehyd eingelegten Riesenwürmern, dick wie normale Regenwürmer, doch eins vierzig, eins fünfzig Meter lang, nicht gerade Titanen, aber lang genug, um zu beeindrucken. Würmer lassen sich nicht so gut konservieren; in dem Formaldehyd schwebten eklige kleine Wurmhautstückchen, als hätte eben erst jemand die Röhre geschüttelt oder, was wahrscheinlicher war, daran geklopft wie Alan und ich nun auch, obwohl uns von dem Anblick schon kodderig war.
    Im n ä chsten Raum informierte ein kurzer Film ü ber alles, was man ü ber die Riesenregenw ü rmer wei ß , das hei ß t, so gut wie nichts. Sie leben zur ü ckgezogen, sind empfindlich, nicht besonders zahlreich und zutiefst unkooperativ und deshalb, auch wenn man wollte, nicht leicht zu erforschen. Wie Sie sich vielleicht von Experimenten, die Sie in Ihrer Kindheit durchgef ü hrt haben, erinnern, kommen Regenw ü rmer ungern aus ihren L ö chern und rei ß en, wenn man an ihnen zieht. Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen drei Meter sechzig langen Burschen aus seiner R ö hre ziehen. Beinahe unm ö glich.
    Eines allerdings wurde im Riesenwurmmuseum klar: Interessant sind die Insassen nur in begrenztem Ausma ß . Wohl deshalb stellte man auch noch vieles andere aus: im Nebenzimmer lebende Schlangen in Glasvitrinen, unter anderem den ber ü hmten Grauen erregenden Taipan, Australiens m ö rderischste Schlange. Alan und ich f ü hrten noch ein paar Glasklopf-Experimente durch, zuckten aber in g ä nzlich unerotischer Umarmung drei Meter zur ü ck, als uns ein Taipan anfauchte (oder vielleicht auch nur g ä hnte). Jedenfalls riss er den Rachen so weit auf, dass er einen menschlichen Kopf h ä tte verschlucken k ö nnen. Fest entschlossen, die H ä nde in den Taschen zu behalten, folgten wir Carmel nach drau ß en, wo uns weitere Viecher erwarteten - K ä ngurus und Emus, ein einsamer Dingo, ein paar Kakadus, ein halbes Dutzend zusammengerollter, d ö sender Wombats und etliche ebenfalls d ö sende Koalas. Es war ein sehr hei ß er, ruhiger Nachmittag: Siestazeit; in den Gehegen herrschte vollkommene Unt ä tigkeit - selbst die Kakadus hielten ein Nickerchen. Doch entz ü ckt, so viele einheimische Exoten an einem Ort zu sehen, schlenderte ich fasziniert herum. Besonders interessiert be ä ugte ich die Wombats - » ein gedrungener, dicker, kurzbeiniger, ziemlich tr ä ger Vierf üß ler, der einen sehr kompakten, robusten Eindruck macht « , schrieb der erste Engl ä nder, David Collins, der sie 1788 zu Gesicht bekam, vollkommen zutreffend. (Bei K ä ngurus konnte man ihm weniger vertrauen; die schilderte er als » kleine V ö gel mit pr ä chtigem Gefieder « .) Alan und Carmel schauten geduldig l ä chelnd zu, wie Amerikaner vielleicht eine Waschb ä ren- und Backenh ö rnchenschau betrachten w ü rden, denn die meisten dieser Tiere sahen sie regelm äß ig in ihrer nat ü rlichen Umgebung. Doch f ü r mich waren sie alle brandneu, selbst der Dingo, der schlie ß lich nur ein Hund ist. Ich drehte zweimal die volle Runde durch die Menagerie, nickte hochzufrieden, und zur ü ck ging's nach Melbourne.
    Wir a ß en in einem vietnamesischen Restaurant in Richmond, einem Vorort von Melbourne, in einer Stra ß e, die kilometerlang mit exotischen Lokalit ä ten ges ä umt zu sein schien. Alan behauptete, und ich konnte dem nicht widersprechen, dass Melbourne in punkto Restaurants Sydney bei weitem aussticht. Im Laufe des Gespr ä chs redeten wir auch ü ber das Great Barrier Reef, das er ganz besonders liebte und das ich in ein paar Wochen besuchen wollte.
    » Dann pass auf, dass sie dich dort drau ß en nicht vergessen « , feixte er.
    » Wie bitte? «
    » Neulich habe ich gelesen, dass ein amerikanisches Paar auf dem Riff vergessen wurde. «
    » Vergessen? « , fragte ich, perplex, doch sehr neugierig.
    Howe nickte und spie ß te ein paar Nudeln auf. » Yeah. Aus irgendeinem Grunde fuhr das Schiff mit zwei Passagieren weniger zum Hafen zur ü ck. Ein Hammer f ü r die Leute,

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