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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sichtlich mit
Kennermiene wählend, eine schöne Dahlie. Die Frau vor der Haustür kreischte
fast. »Sind Sie von Sinnen? Wollen Sie sofort aufhören, meine Blumen
abzureißen? Oh, meine schönsten Dahlien! Halt, habe ich gesagt!«
    Es
lehnten sich jetzt schon sieben Leute über die Hecke. Der eine, ein junger Mann
mit hellbraunen Schuhen und welligem Haar, lachte laut heraus, während die
Hausbesitzerin vor Bestürzung eine Art Kriegstanz aufführte. Larry ging
träumerisch weiter, eine besonders schöne Blume fiel ihr gerade zum Opfer. Ich
hielt den Griff der Wagentür umklammert und wünschte, ich wäre mutig genug, um
feige davonzulaufen.
    »Welches
ist denn die Verrückte«, fragte der Fleischerlehrling, »die mit den Blumen oder
die Alte, die eben Polka tanzt?«
    Larry
schien sich in einer abgeschlossenen Welt zu bewegen, ihre Hand verhielt
zögernd über einer Chrysantheme, die einen Preis auf der Gartenschau verdient
hätte.
    »Jemine!«
sagte ein freches kleines Mädchen mit sommersprossigem Gesicht. »Warum kommt
denn hier kein Polyp?«
    Die
Frage brachte die erregte Frau auf einen Gedanken. Sie kam zu mir gerannt.
»Sagen Sie mal, sind Sie die Wärterin dieser Person? Oh, weshalb hat man die
bloß freigelassen? Es ist wohl besser, wenn ich die Polizei anrufe!«
    Da
überwältigte mich, muß ich zu meiner Schande gestehen, das Lachen, ich verfiel
in einen der schrecklichen Lachkrämpfe, die viel schmerzhafter sind als Tränen.
Und das gab der Frau den Rest. Ich glaube, jetzt hielt sie es für ausgemacht,
daß wir nicht verrückt, sondern bösartig waren. Sie schritt auf Larry zu, die
inzwischen beim Gemüsegarten angelangt war und eine große reife Tomate
streichelte, und sagte mit deutlicher Erbitterung: »Ich werde sofort die
Polizei anrufen und Sie wegen unbefugten Eindringens verhaften lassen.«
    Einige
Zuschauer riefen gedämpft hurra, andere schimpften mißbilligend, aber alle
schubsten sich um die besten Plätze an der Hecke.
    Larry
drehte sich mit einem Ruck um. Sehr hübsch sah sie aus, wie sie dastand, die
Hände voll Blumen, in ihren Augen das Funkeln einer echt irischen Wut. Die Frau
schien für dieses schöne Bild kein Verständnis zu haben, aber die Zuschauer
hatten es, und ihre ganze Sympathie galt Larry.
    »Die
is’ knorke, was? Die andere ist die mit dem Vogel.«
    Ich
hoffte, daß damit die Hausbesitzerin gemeint war, aber vielleicht galt es auch
mir?
    »He,
Miss, schenken Sie uns ‘ne Blume! — Soll ich mal ‘rüberkommen und ihr
ordentlich eine wischen?«
    Larry
zuckte mit keiner Wimper. Sie sagte sehr deutlich und höflich: »Ich bitte
darum, rufen Sie Ihren Polizisten, dann kann ich Sie gleich festnehmen lassen,
weil Sie gestern unbefugt mein Grundstück betreten haben.«
    Die
Frau blickte wieder ganz verdutzt hin und her, während die Zuschauer vor
Entzücken den Atem anhielten. »Was soll das heißen? Ich soll gestern...? Wir
sind den ganzen Tag auf dem Land gewesen!«
    »Und
gerade da haben Sie das getan. O ja, das kann man sehr wohl, sogar auf dem
Lande. Besitzen Sie ein Auto mit der Nummer 19743!«
    Völlig
perplex murmelte sie: »Ja, ja, so eine ähnliche, aber was...?«
    »Und
sind Sie von hier sechzig Kilometer über Land gefahren?«
    Die
andere nickte ergeben, der Fleischerlehrling sagte: »Menschenskinder, da is’n
Mord passiert.«
    »Und
Sie fuhren auf eine Farm, wo sie Pilze sammelten? Sie haben das Tor nicht
hinter sich zugemacht, so daß die Kuh ausbrechen konnte, und Sie hatten niemand
um Erlaubnis gebeten. Auch ein paar Schafe sind fortgelaufen, und Sie haben
keinen Versuch gemacht, sie zurückzubringen. Nachdem Sie so viel Pilze
gesammelt hatten wie Sie wollten, fuhren Sie die Straße hinab, wo die Kuh eine
ganze Strecke vor Ihnen herlief, ohne daß Sie auch nur versuchten, sie
zurückzutreiben. War das unbefugtes Betreten eines Grundstückes oder nicht?
Oder kennt man das nur in der Stadt?«
    Unterdrückter
Beifall erklang von der Straße, und eine grobe Stimme rief: »Gib’s ihr,
Kindchen! Auf sie mit Gebrüll, diese alte Hexe!«
    Die
Hausbesitzerin war brennend rot geworden, sie sah sehr bedrückt aus. »Ja, das
stimmt alles«, sagte sie. »War das Ihre Farm? Tut mir furchtbar leid, aber die
Kuh haben wir gar nicht bemerkt und uns nichts dabei gedacht.«
    »Ja,
es war unsere Farm, und Sie hätten sich dabei etwas denken müssen! Ich habe die
Kuh zurückgetrieben, zu Fuß! Ich habe die Schafe wieder auf die Koppel gebracht,
mit großen Schwierigkeiten, und heute

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