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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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lebten, daß es
Nachbarn gab. In welchem mochte Larry wohnen? Ich hätte gern mehr über die
Leute in der Umgebung erfahren, doch Paul war zu sehr in wichtigere Gedanken
vertieft.
    »Welches
Haus meinst du?« fragte er zerstreut. »Ach so, das nächste ist Sam seines. Ja,
bald wirst du Larry kennenlernen. —Sam? Ein ganz prima Kerl. Er und Tim und
ich, wir waren ja im Krieg dauernd zusammen und haben es nachher
fertiggebracht, hier unser Land nebeneinander zu kriegen.«
    Natürlich
wußte ich das, und dieses >dauernd< hieß >Mittlerer Osten und
Italien< und bedeutet jetzt >Nachbarschaft im Busch<. Sam hatte
während unserer Flitterwochen die Kuh gemolken und die Hunde gefüttert. Doch
vergeblich versuchte ich, Paul zu persönlichen Schilderungen zu bewegen, seine
Äußerungen über andere Leute waren immer vage.
    »Ja,
du wirst mit ihnen allen gut auskommen. — Siehst du das Mutterschaf da? Das
habe ich vor vier Jahren mit der Flasche großgezogen, und dieses Jahr hat es
Drillinge gekriegt. Alle drei tadellos selbst genährt. Feines Exemplar, was?«
    Bei
Tieren drückt er sich nicht vage aus. Ich blickte zweifelnd nach dem Schaf, das
er meinte. Es sah genauso aus wie die andern hundert oder wie viele auf der
Koppel waren.
    Ich
hatte mich im Sattel möglichst weit vorgebeugt, als Tommy über einen Erdhügel
kletterte, und als wir endlich auf dem Rückweg waren, betastete ich vorsichtig
meine Rippen. »Na, ich werde nachher bestimmt schön steif sein«, dachte ich.
»Hoffentlich hat Paul mein Tasten nicht bemerkt.«
    Als
wir auf das letzte ebene Stück kamen, fühlte ich mich wie fünfzehn und brachte
Tommy aus seinem ruhigen Kantern in gestreckten Galopp. Zu meinem Erstaunen
machte Paul gleich mit. Wir ritten ein scharfes Rennen bis zum Hoftor. Ein
schrecklicher Moment kam: Ich dachte, Tommy wollte das Tor im Sprung nehmen.
Bremsen konnte ich ihn nicht, also schloß ich die Augen und krallte mich
verstohlen in seine Mähne. Da änderte er seine Absicht und blieb mit einem Ruck
stehen, daß die Hufe mächtig schlitterten. Ich aber blieb nicht mit stehen, sondern
>nahm< das Tor wie ein Hürdenläufer, nur daß ich weniger leicht zu Boden
kam und nicht auf den Füßen landete. Wie aus der Pistole geschossen war ich
wieder hoch, und zwar schneller als Paul gedacht hatte —denn er konnte sein
Grinsen so rasch nicht verbergen. Einen Augenblick war ich wütend — neun Tage
erst verheiratet, und dann zu lachen, wenn ich beinahe zu Tode kam! Ein starkes
Stück! Doch ich besann mich, daß es besser war, ebenfalls zu grinsen. Mein
>Lächeln< muß ziemlich gequält ausgesehen haben, denn der Boden war
steinhart, und meine Hinterpartie schmerzte jetzt viel mehr als die Rippen.
    Ich
sagte: »Lachst du immer, wenn jemand stürzt?«
    Er
machte ein blödes Gesicht. »Möglichst nicht, und ich sah doch, daß du dir nicht
weh getan hast.«
    Das
konnte er eigentlich gar nicht gewußt haben, aber ich erkannte, daß ich mich an
seinen besonderen Humor wohl oder übel gewöhnen mußte. Es heißt, daß die
Chinesen sich vor Lachen ausschütten, wenn sie einen Unfall beobachten. Zwar
habe ich vergebens in Pauls Gesicht nach mongolischen Zügen geforscht, aber
eine gewisse Verbindung muß da bestehen.
    Wir
waren hungrig wie Jäger. Ich humpelte in der Küche umher, deckte den Tisch und
briet auf dem Primuskocher Eier mit Speck —um den Herd hatte ich mich bisher
gedrückt —, da hörte ich, daß Paul, der gerade die Milch geholt hatte, mit
jemand sprach.
    »Nein,
nein, das kommt gar nicht in die Tüte, sie hat jetzt zuviel zu tun. Ich muß
nach Hause, Larry wartet — wollte nur eben auf einen Sprung...«
    Nun,
man weiß ja, wie fanatisch ein Mann gegen angebliche Neugier protestiert, wenn
er insgeheim darauf brennt, festzustellen, was für ein Mädchen sein Freund
geheiratet hat, und das sogar schnellstens feststellen möchte. Das also war
Sam.
    Er
war dem Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte, sehr ähnlich. Daß er groß war,
wußte ich, denn Paul und seine beiden Freunde waren schon bei gewissen
romantischen jungen Damen in verschiedenen Gebieten des Mittelostens als die
>Drei Musketiere< bekannt gewesen. Vielleicht war er, nach allgemeinen Maßstäben,
nicht ausgesprochen hübsch, doch das war Paul eigentlich auch nicht, wie mir
meine Schwestern oft genug versichert hatten. Aber mir gefielen sie beide.
Vielleicht fand mancher Sam umgänglicher als Paul, weil er nicht so ernst war
und ein bißchen gesprächiger. Jedenfalls zeigte

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