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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sind denn aber die Farmen?«
    »Liegen verstreut. Dieses ganze Terrain ist eine Soldatensiedlung. Davon hast du wohl schon gehört. Von der >Rehab< eingerichtet.«
    Das kannte ich nicht, bis er es mir erklärt hatte. >Rehab< hieß Rehabilitation, also wirtschaftliche Sicherstellung der ehemaligen Frontsoldaten, und war eine Einrichtung der Regierung. Sie schoß den Soldaten das Geld zum Ankauf von Farmen vor und verfuhr bei geeigneten Leuten großzügig.
    »Unser Land liegt da links.«
    »Ist es viel?«
    »Sind alles gleichmäßige Größen. Für Schafzucht gibt’s ungefähr tausend Morgen von dieser Bodenklasse. Aber die Wohnhäuser liegen ziemlich dicht, manche nur eine Meile voneinander entfernt.«
    »Muß ja direkt ein Gedränge sein.«
    Wir kamen an ein Weidegatter, hinter dem ein schmaler Fahrweg mit zwei Schotterstreifen einen steilen Hang hinaufführte. Lärmend polterte Pauls Wagen auf die >Schienen<.
    »Kann diese Tore nicht verknusen«, sagte er, »hier geht’s so steil ‘rauf, und meine Bremsen taugen nicht viel. Sehr störend, daß man wegen einem Tor erst anhalten muß. Aber jetzt sind wir auf unserem eigenen Grund und Boden, Liebling.«
    Der Satz machte großen Eindruck auf mich, nicht wegen des Grund und Bodens, sondern weil >Liebling< darin vorkam. Zum elftenmal nannte mich Paul jetzt so, das hatte ich mir gemerkt. Elfmal in sechseinhalb Monaten. Er mußte ja innerlich furchtbar erregt sein. Außerdem hatte sein letzter Satz tatsächlich ein Subjekt und ein Verbum enthalten, ein denkwürdiges Ereignis.
    Auch ich war aufgeregt. Das also sollte mein neues Leben werden. Keine Vorstadtstraßen mit einem Radioapparat rechts, einem links und einem gegenüber, mit Freunden im nächsten Häuserblock, einer Milchbar an der Ecke und einem Kino bei der Bushaltestelle. Hier herrschte die Urnatur in ihrer riesigen Größe.
    Dies war also die letzte Steigung. Das Auto, erhitzt und ermüdet, schaffte sie mit Mühe und Not. Ich überlegte, was passieren mochte, wenn mal bei nassem Wetter alle vier Räder von den Schotterstreifen rutschten. Ich hatte immer schlecht Entfernungen schätzen können, und diese Streifen waren sehr schmal. Paul wurde jetzt geradezu geschwätzig:
    »Hoffentlich gefällt dir das Haus. Die meisten Kameraden haben neue Häuser. Ganz angenehm, aber mir ist viel Platz lieber. Unseres war früher das Gutshaus, ehe das Land parzelliert wurde. Ist schon alt.«
    Unseres! Ich sagte: »Es wird mir gefallen.«
    Als wir an der Haustür vorfuhren, war es beinah dunkel. Wahrhaftig, da sah ich sogar einen Garten im Anfangsstadium, ein paar Dahlien, Chrysanthemen und Astern. Ich fand dieses Bild beinahe rührend. Wie hatte Paul in den einsamen Jahren bei seiner vielen Arbeit auch noch Zeit gefunden, an Schönheit zu denken?
    »Um den Garten werde ich mich nun kümmern«, murmelte ich liebevoll.
    Das imponierte ihm offenbar nicht weiter, denn er nickte nur und bremste.
    »Freitreppe, ist etwas wackelig, aber ich werde dich nicht fallen lassen. Gott sei Dank bist du ja ein Leichtgewicht.«
    Aha! Er bereitete sich feierlich für die zeremonielle Handlung vor, seine junge Frau über die Schwelle zu tragen. Ich schloß, fast schwindlig vor Glück, die Augen. Also hatte er doch ein romantisches Gemüt.
    Er hob mich auf und trug mich über die Schwelle, wobei ich nicht umhin konnte, zu spüren, daß die Stufen wackelig waren.
    »Am ersten Regentag werde ich die ausbessern«, sagte Paul, als erriete er meine Gedanken. Und ich war es zufrieden, weil ich noch nicht wußte, daß für jenen ersten Regentag schon neunhundertneunundneunzig Arbeiten aller Art geplant waren. Demnach war dies die tausendste gewesen.
    Das Haus hatte eine breite Veranda, die ein bißchen >hing<, eine Vordertür und verglaste Flügeltüren zur Veranda. Paul brachte mich in ein hohes quadratisches Zimmer von stattlicher Größe. Ich konnte bei der Dunkelheit die Einrichtung nicht erkennen. Er nahm von einem Wandbord eine große Lampe, riß ein Streichholz an und sagte: »Schade, daß wir kein elektrisches Licht haben, aber in drei Jahren soll’s kommen.«
    Später stellte ich fest, daß fast im ganzen Lande den Leuten elektrischer Strom >in drei Jahren< versprochen war. Immerhin fand ich damals Pauls Hinweis ganz tröstlich.
    Die Lampe war patentiert und sehr temperamentvoll. Allmählich kam ich mit ihr ja zurecht, aber erst nachdem ich mir das Haar, die Wimpern und eine von meiner Ururgroßmutter gestickte Decke versengt hatte. Heute abend

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