Frühstück um sechs
zeigte die Lampe sich mürrisch, warf ihre Flamme meterhoch, um dann, ganz klein und häßlich, nur schwach zu glimmen. Unsicher leuchtend, erlaubte sie mir, den mit Linoleum bedeckten Fußboden, einen viereckigen Tisch, vier harte Stühle und zwei Korbsessel zu unterscheiden, ferner ein paar mit Büchern, Papieren und vielerlei kleinen Maschinenteilen angefüllte Regale. Auf dem Kaminsims stand mein eigenes Foto, das resigniert die kahlen Wände mit den großen hellroten Rosen auf der Tapete betrachtete.
Ich war froh, mich damals vernünftig benommen zu haben, als Vater gesagt hatte: »Was wünschst du dir von mir als Hochzeitsgeschenk? Ich werde dir einen anständigen Scheck geben, aber verplempere das Geld nicht für unnützen Kram.«
Vater ist in Geldfragen äußerst nobel, aber leicht mit dem Begriff >Verschwender< zur Hand, sobald wir etwas kaufen, was er nicht zufällig auch selbst brauchen kann, zum Beispiel Nylonstrümpfe oder Tennisschläger. Er blickte mich zärtlich an und brummte: »Wie wäre es mit nützlichen Dingen? Solide Sachen, Möbel?«
Als ich Paul zu Rate zog, sagte er abwehrend, die Wohnung sei schon eingerichtet. Immerhin, wenn ich gern ein paar andere Möbel haben möchte? Ich ging behutsam vor, indem ich ihm zu verstehen gab, was es für Spaß machen würde, wenn wir uns neue Sachen aussuchten — zusammen. Bei diesem Zauberwort war Paul besänftigt. Wir verbrachten nette Stunden in den Möbelgeschäften, bei neuen und antiken Stücken. Zu Vater sagte ich, es sei klug von ihm gewesen, an Möbel zu denken — und herzlichen Dank auch! Er blinzelte mir in seiner entwaffnenden Art zu, wie er das stets tut, wenn man ihn in netter Weise herumgekriegt hat. Jedenfalls war sein Scheck ebenso reell wie sein Rat.
Paul zündete in der Küche den Primuskocher an. Die Lampe hatte ihre Muckelei aufgegeben und brannte jetzt hell. Nun konnte ich auf dem Tisch die reizende, mit herrlichen Chrysanthemen gefüllte Steingutvase sehen. Die Blumen waren meisterhaft arrangiert. Zwischen ihnen steckte ein Zettel.
Willkommen daheim, Susan und Paul! Herzlichst
LARRY UND SAM.
Zum erstenmal spürte ich die wohlige Wärme, die ich später beim Zusammensein mit Larry so oft empfand. Manchmal war es die Wärme reiner Zuneigung, manchmal Glut der Verlegenheit. Wenn ich versuchte, Paul zu einer Beschreibung Larrys, der Frau seines besten Freundes, zu veranlassen, grinste er immer nur und sagte: »Ich denke, du wirst sie leiden mögen. Larry benimmt sich ja oft toll, ist aber sonst ein ganz braves Wesen.«
Das war eine magere Auskunft. Drängte ich ihn, mir mehr über ihr Aussehen, ihr Alter und ihren Charakter zu erzählen, dann sagte er bloß: »Oh, das wirst du alles mit der Zeit schon merken. Natürlich hat sie was Irdisches an sich — na, du wirst ja sehen.«
Wenn ich die Blumen und die schöne Vase betrachtete, hatte ich das Gefühl, daß mir gefallen würde, was ich zu sehen bekommen sollte.
Ich ging durch einen breiten Korridor und öffnete ein paar Türen.
Ach so, ein Badezimmer. Nur mit der Wanne. Mir schwante, daß Paul für Frauen alles dezent haben wollte. Na, es genügt, wenn in der Familie einer altväterlich prüde ist. Also ging ich tapfer zu ihm und fragte, in welchem Versteck die Toilette zu finden sei.
Er schaute mich ziemlich bestürzt an. »Ach, das hatte ich dir noch sagen wollen, bin aber nicht dazu gekommen. Wir haben hier nämlich keine besondere Hygiene. Konnte immer keinen Zement zum Ausmauern einer Senkgrube kriegen. Aber das werde ich bald nachholen.«
Ich sagte, das wäre fein, doch so lange könnte ich nicht gut warten. Er möge mir vorschlagen, was ich...
Paul begann zu stammeln: »Im Grunde genommen ist es sogar hygienisch, nur ein bißchen weit ab. Mir ist so was dicht beim Haus zuwider. Ich zeige dir, wo du gehen mußt. Da, den Weg drüben und dann den Hügel ‘rauf. Es ist nicht zu verfehlen.«
In schwachem Umriß sah ich am Horizont ein winziges Häuschen, das zweifellos schief stand, und erklärte, es sei schade, daß ich mein Fahrrad nicht mitgebracht hätte. Da Paul eine würdevolle Miene aufsetzte, fügte ich rasch hinzu: »Ich meine, der Weg muß ziemlich anstrengend sein. — Und was passiert, wenn du krank bist?«
Diese lachhafte und ganz unerwartete Vorstellung schien meinen Herrn Gemahl sehr zu befremden, denn er tat sie oberflächlich ab, indem er mir erklärte, es läge stets eine Taschenlampe auf der Fensterbank der Abwaschküche bereit. Ergeben
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