Frühstück um sechs
soweit gehen, das Bett einer Dame zu untersuchen — wenn sie drin läge. Und so wäre es äußerst liebenswürdig von mir, wenn ich... Kurzum, ich sollte die Flaschen mit ins Bett nehmen.«
»Und das haben Sie getan?«
Der Klemmer glitzerte, als müsse er sie verteidigen, die Augen hinter den Gläsern blickten freimütig. »Ja, habe ich. Was sollte ich sonst machen? Den Wicht etwa anzeigen? So etwas habe ich noch nie fertiggebracht. Na, er verschwand fix, ich sprang von meiner unschuldigen Couch und verbarg die vier Flaschen >Schwarzen< unter der Matratze.«
»Aber die Polizisten kamen doch gar nicht in Ihr Zimmer?«
»Doch, sie kamen herein. Oh, sie haben sich sehr entschuldigt und fühlten sich auch nicht wohl bei der Aufgabe. Sie trugen eine Petroleumlampe wie einen Schirm vor sich her und suchten auch sonst zu beweisen, daß sie nur einwandfreie Absichten hatten. Mit Hilfe einer Taschenlampe durchsuchten sie das Zimmer sehr gründlich. Sie meinten, Mick, der durchtriebene Bursche, hätte sicher das Zeug gut versteckt. Ich lag im Bett und beobachtete sie mit viel Würde, wobei ich versuchte, auf meinen unbequemen Bettgenossen still zu liegen.«
»Und die Polizisten gingen fort?«
»Ja, nach kurzer Zeit schon, doch ich war zu erschrocken, um die Flaschen herauszunehmen. Vielleicht kamen sie wieder, und ich war jetzt Komplice. Ein netter Anfang für meine Arbeit im Dienst Seiner Majestät. Die ganze Nacht wälzte und warf ich mich auf der äußerst dünnen Matratze hin und her, und morgens schimpfte ich Mick aus, wie es ihm wohl noch nie passiert ist. Er hängt seitdem an mir wie eine Klette. Oh, ich sage Ihnen, der konnte schmusen! Er weinte beinah, als er mich bat, alle vier Flaschen anzunehmen — und dann sollte ich sie mit ihm zusammen austrinken und schließlich versicherte er, daß er mir immer, wenn ich Durst bekäme, liebend gern zu Diensten sein würde. Nun, ich habe ihn seitdem noch nicht in Anspruch genommen, ihm aber erklärt, ich hoffte, daß er beim nächsten Mal geschnappt würde. Und da hatte der Mensch die Frechheit, mir zuzublinzeln!«
»Sam hat mir erzählt, daß die Geschichte durchgesickert ist«, sagte Larry. »Das war natürlich noch, ehe ich hierherkam. Na, fest steht, daß sie alle feierlich mit dem schwarzen Schnaps auf Ihr Wohl getrunken haben. Diese Männer würden für Sie alles tun.«
»Alles, außer ihre Rechnungen bezahlen. Ich habe jedenfalls mit Mick ein unbesiegeltes Bündnis, auf der Grundlage, daß sich jeder nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmert.«
Das Telefon schrillte, heftig und lange. Zu meinem Erstaunen ging Miss Adams nicht an den Apparat, sondern schenkte weiter ruhig den Tee in ihre hübschen kleinen Tassen. Als die Klingelei lästig wurde, sagte sie ganz nebenbei zu Larry: »Sie könnten mal den Anruf annehmen, ja? Das ist Pat Murphy, der drüben am andern Berghang wohnt. Den erkenne ich an seinem wilden Kurbeln. Er will bloß schwätzen. Wimmeln Sie ihn ab, einerlei wie.«
Larry kam kichernd zurück: »Er dachte, Sie wären selbst am Apparat, und ich ließ ihn in dem Glauben. Sagen Sie mal: Nennt er Sie immer Liebling und macht Ihnen Heiratsanträge?«
Miss Adams verzog keine Miene. In ungeschmälerter Würde reichte sie mir die dünnen Butterschnitten. »Gewöhnlich nur sonntags«, gab sie zurück, »dann kriegt er nämlich seinen Kater und fühlt sich hundeelend und verlassen.«
»Ich hätte an Ihrer Stelle seinen Antrag angenommen. So eine Chance zu verpassen!«
»Sie haben in letzter Zeit sowieso schon genug Unfug angestiftet. Entsprungenen Gefangenen helfen, den Pfarrer mit ihnen verwechseln, in die Vororte eindringen und sich von unserem Großkopfeten aus dem Schlafzimmer retten lassen — tja, ich muß schon sagen, ihr zwei sorgt dafür, daß keine Langeweile aufkommt!«
Larry zuckte ärgerlich die Schultern. »Ach, der verflixte Bezirk! Wie hier geklatscht wird!«
»Geklatscht wird auf dem Lande überall, genauso in den kleinen Städten und Vororten der großen. Darum sollten Sie sich nicht kümmern. Wenn Sie Streiche machen, müssen Sie dafür einen gewissen Preis zahlen. Ein bißchen Spaß will schließlich jeder haben, und dafür sorgen Sie ja. Sie beide sind ein wahrer Segen für die Gegend. Bei dem Wirbel, den Sie gemacht haben, bleiben wir andern mal eine Weile verschont.«
»Der Panjandrum hält uns aber nicht für einen Segen. Er hat kürzlich erst zu Mrs. Archer gesagt, es sei höchst bedauerlich, daß die beiden Damen — wir
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