Frühstück um sechs
der Basketballklub einen Tanzabend. Da wollen wir hin.«
Ich staunte noch mehr, denn Larry hatte doch immer beteuert, keine zehn Pferde kriegten sie zu so einem Abend.
Anne war hochbegeistert: »Pappi ist fort und kommt erst spät wieder, aber ich kann Mrs. Evans anrufen und sie bitten, eine Notiz für ihn hinzulegen. Er wird nicht böse sein.«
Larry warf mir einen schalkhaften Blick zu, während ich entsetzt war über Annes prächtigen Optimismus.
»Aber ich kann doch nicht in diesem Kleid zum Tanz gehen, nicht wahr?« fragte sie.
Sie trug ein blaues, wahrscheinlich von einem Londoner Schneider angefertigtes Wollkleid.
»Aber natürlich«, sagte Larry, »die Leute tragen da alles mögliche: dicke Jacken, Rock und Bluse oder sogar, bedauerlicherweise, lange Abendkleider. Wir müssen nur eins tun, Susan: schleunigst ein paar Kuchen fertigmachen. Wie macht sich euer alter Herd jetzt?«
»Fein. Paul hat ihn gestern innen gereinigt, nun bullert er wie von Leibschmerzen erlöst. Wir backen gleich genug Kuchen für uns drei, ja?«
Da Anne uns fragend anblickte, erklärte ihr Larry: »Haben Sie das Plakat nicht gelesen? >Herren 2½ Schilling, Damen eine Platte!<«
»Eine Platte? Könnte nicht Mrs. Russell uns einfach die Platten leihen?«
Larry mußte genauer erklären, was bei den Hinterwäldlern eine Platte bedeutete: »...und jeder setzt seinen Stolz darein, so viele verschiedene Kuchen und Torten zu backen, wie er kann, eine noch üppiger als die andere. Gelingen sie nicht einwandfrei, dann wird einfach tüchtig Schlagsahne darüber geschmiert, und schon ist jeder zufrieden. Aber keine Sorge deswegen; da wir ja nicht hochnäsig sind, werden wir nur so viel backen, wie der Anstand erfordert. Es wird sowieso immer zuviel aufgefahren, und jeder stopft sich bis obenhin voll.«
Sofort begann eine lebhafte Backerei. Larry gab die Anweisungen und hielt das Feuer in Gang, Anne rührte den Teig nach Instruktion ein, und ich, als die ruhigste, wog und maß die Zutaten. Größtenteils gerieten unsere Backwaren gut, und als die Männer hereinkamen, empfing sie ein wahrer Berg von Kuchen aller Art, so daß ihnen schon anstandshalber nichts weiter übrigblieb, als die Bäckerinnen abends auszuführen.
Mir war, als hätte Julian bei der Erwähnung des dörflichen Tanzbodens die Brauen hochgezogen. Ich hörte ihn leise zu Anne sagen. »Dein Vater«, doch sie erwiderte ganz fröhlich: »Ach, der ist ja nicht zu Hause, und wenn ich’s ihm nachher erzähle, wird er nicht böse sein. Einmal wollen wir uns doch ordentlich amüsieren, ich habe seit einem halben Jahr nicht mehr getanzt.«
Auch Sam hatte seine Zweifel. Er kam herein, als ich mit Larry allein war, und sagte zu ihr: »Also hör mal zu, mein Kind, du weißt doch ganz gut, daß dem Colonel der Kragen platzen wird, wenn er das erfährt.«
Larrys Augen strahlten unschuldsvoll. »Aber weshalb denn? So ein harmloses kleines Vergnügen. Du weißt genau, daß es bei dieser Feierei mehr als anständig zugeht.«
»Mag sein. Aber bitte keinen Unfug oder neckische Spiele. Oh, den Blick kenne ich schon, also laß solche Pläne fallen, ja?«
Ihre Entrüstung und ihr heftiges Protestieren bewiesen mir, daß sie etwas im Schilde führte, zweifellos dumme Streiche. Jedenfalls fuhren Sam und Larry schleunigst ab, um sich umzuziehen, und sie waren schon zurück, ehe wir aufbrachen. Das Gespräch drehte sich jetzt um die Wagenplätze.
»Nein, Julian, ich setze mich nicht ans Steuer. Fällt mir nicht ein. Abends hasse ich das sowieso, und vor den Wegen hier habe ich Angst«, sagte Anne.
Zu meiner Verwunderung mischte Tim sich ein: »Wozu der Streit? Wir sind doch freie Menschen hierzulande. >Jeder tut, was ihm gefällt< ist mein Wahlspruch.« Sein gutmütiges Grinsen konnte zum Widerspruch herausfordern, doch Julian ließ sich nicht im mindesten reizen.
»Kommen Sie doch mit in meinen alten Wagen, Miss Gerard«, fuhr Tim unerschrocken fort, »der läuft unter Garantie nicht schnell, und Sie brauchen ihn nicht zu steuern.«
Larry rettete die Situation: »Ja, tun Sie das doch, dann können Sam und ich ganz plutokratisch in der Limousine Ihres Vetters hinfahren und zurück mit Paul. Ich wollte schon immer mal gern in einer Limousine sitzen.«
Sie stimmten zu, und ich merkte, daß Larry sich in Julian Arden >verknallt< hatte. Deshalb also tat sie ein bißchen kindisch. Einer ihrer Kniffe. Auch Sam fiel das auf, er blinzelte mir zu, schien aber, da er seine Larry kannte, gar keine
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