Frühstück um sechs
munter in seinem Vorkriegsmodell heimwärts, wir übrigen zwängten uns in unser eigenes Vehikel.
Als die letzte Steigung begann, sagte Sam streng: »Ob ich euch wieder ausführe, werde ich mir zweimal überlegen. Mit unbekannten jungen Männern flirten und eure armen lieben Gatten zu Mauerblümchen machen, wie?«
»Hör’ sich das einer an. Dabei tanzt du liebend gern mit Mrs. Archer, und wenn wir schon von Flirten reden...«
Paul sagte scharf: »Ich wünsche zu wissen, was ihr jetzt wieder vorhabt.«
Larry lachte schläfrig. »Oh, Paul, stelle keine Fragen. Warte schön ab. Ich habe eine ganz wundervolle Idee.«
Beide Männer stöhnten laut.
9
Welche Pläne Larry in ihrem unruhigen Kopf auch wälzen mochte, sie konnten vorläufig nicht ausgeführt werden. Am nächsten Morgen rief sie mich nämlich an, um mir mitzuteilen, daß sie >schlimme Nachrichten< hätte.
»Mrs. Lee kommt, meine Schwiegermutter. Habe ich dir nicht schon gesagt, daß sie bald fällig wäre? Allerdings dachte ich, sie würde warten, bis es wärmer ist.«
»Na, darüber wirst du auch hinwegkommen.«
»Aber schlechter hätte es gar nicht passen können, die Wohnung sieht wüst aus, und meine Hunde haßt sie sowieso. Und ich habe doch auch noch die arme kleine Christina!«
Christina war der unwahrscheinliche Name für eine ganz kleine schwarze Ziege, die Larry mutterlos und vor Kälte zitternd draußen gefunden hatte und die sie sehr liebevoll behandelte. Tim behauptete, sie schliefe in kalten Nächten zwischen Sam und Larry, und wenn Sam das auch heftig bestritt, so beherrschte die Ziege doch den Haushalt. Larry schwor, sie sei so gut wie stubenrein, aber trotzdem riet ich ihr, das Tier, solange Mrs. Lee dabliebe, ins Waschhaus oder in den Geräteschuppen zu sperren. Worauf Larry mir nur erwiderte, die Ziege sei ein besserer Gesprächspartner als ihre Schwiegermutter.
»Und sie erwartet von mir, daß ich sie Mutter nenne oder sie mit einem dieser scheußlichen Kosenamen rufe! Du, ich muß aufhören, Sam kommt gerade, und jetzt finde ich mich niederträchtig, so über sie zu reden, denn schließlich gehört sie ja auch zu den Geschöpfen Gottes, und Sam ist nicht schuld an ihrer Existenz. — Aber vergiß nicht, Susan, daß du mir unbedingt beistehen mußt. Es dauert eine Woche, die mir sehr, sehr lang werden wird.«
Zufällig kam ich in die Lage, ihr helfen zu können. Es war reiner Dusel, denn am selben Tag erhielt ich ein langes Telegramm von Mutter. Es fing wie ein Triumphgesang an:
Felicity mit Robert Erskine verlobt Punkt Heiraten in drei Monaten Punkt Bin völlig erledigt und brauche acht Tage Ruhe Punkt Kann ich dich besuchen Fragezeichen Habe direkt Sehnsucht nach deinem neuen Heim Ausrufezeichen
Arme liebe Mama! An den vielen Punkten erkannte ich, wie ihr zumute sein mußte, denn sie ist sonst bei Telegrammen sehr sparsam. Es war nett von ihr, sich nach meinem neuen Heim zu sehnen, aber als ich ihr zu Beginn des Winters vorschlug zu kommen, hatte sie ihre Sehnsucht recht gut unterdrückt. Ich wußte aber auch, daß sie mit Felicity, die mehr als lebhaft ist, noch allerlei Trubel haben würde. Immerhin, sie hatte die Geschichte zum guten Ende gebracht und würde bestimmt nicht wegfahren, wenn sie die Sache nicht für ganz gesichert gehalten hätte. Die beiden waren bestimmt ein >prima Paar<. Robert ist reich und solide und eine Portion älter als Felicity. Ein sehr netter Mann, der kluge Geschäfte mit Aktien und Gesellschaften und dergleichen macht. Eine Heirat so ganz nach Mutters Herzen. Welchen Spaß mußte es ihr gemacht haben, die Partie zustande zu bringen! Wenn ich das Leben in der Stadt mit hier vergleiche und mir Robert an Pauls Stelle denke — das sind Unterschiede.
Ich drahtete sofort meine Glückwünsche und teilte Mutter mit, daß ich sie am folgenden Tage in Te Rimu abholen würde.
Ach, es war doch schön, sie wiederzusehen. Mir wurde ordentlich warm bei dem Gedanken. Vielleicht hätte sie mir viel mehr fehlen müssen? Hoffentlich würde ihr alles gefallen. Ich eilte hinaus, um Paul die Neuigkeit zu melden, die er heldenmütig entgegennahm. Dann flog ich ans Telefon.
»Larry, meine Mutter kommt! Sie hat Felicitys Verlobung perfekt gemacht und hat nach der Anstrengung buchstäblich die Puste verloren. Sie kann sich doch mit Mrs. Lee zusammentun, dann hast du’s erheblich leichter.«
»Oh, dem Himmel sei Dank! Ich verlebe jetzt eine schreckliche Zeit, weil ich den Hunden beibringen
Weitere Kostenlose Bücher