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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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zu wollen. Entweder waren die Stücke zu anspruchsvoll, hatten zu viele Rollen, waren zu lang, zu kurz, zu albern, oder benötigten zuviel Ausstattung. Oder es wurde eine riesige Tantieme verlangt.
    Unsere Nachforschungen verschlangen eine ganze Woche, und Ende August sollte das Konzert stattfinden. Eines Abends elektrisierte Paul uns förmlich, indem er mich plötzlich fragte: »Weshalb schreibst du nicht einfach ein Stück? Kurzgeschichten hast du doch schon verfaßt, und so groß kann der Unterschied eigentlich nicht sein. So was drischst du doch ganz fix herunter.«
    Ich wurde puterrot und antwortete: »Herunterdreschen! So siehst du aus. Mach’s doch selber!«
    Aber meine Ausrede half mir nichts. Jetzt wußten alle von meinem köstlichen Geheimnis, und alle redeten gleichzeitig auf mich ein.
    »Oh, Susan, du hast Geschichten geschrieben? Ach, wunderbar!« rief Anne, wohlwollend wie immer.
    »Eine Schriftstellerin! Da haben wir uns aber Verantwortung aufgeladen«, sagte Tim.
    »Und sie schien sonst so eine reizende junge Dame zu sein, wie Mrs. Archer erst vorige Woche gesagt hat«, steuerte Sam unfreundlich ironisch bei.
    »Ich glaube, Sie stiften da Segen wie eine Briefkastentante — lösen alle Liebesprobleme der jungen Mädchen, wie?« meinte Julian.
    Und Larry sagte, sie hätte schon immer gewußt, daß ich ein peinliches Geheimnis hütete. Ein gewisser Zug in meinem Gesicht habe ihr zu denken gegeben!
    Nach vielem unnützen Gerede erklärte ich mich zu einem Versuch bereit. Wenn sie eine Handlung entwerfen — denn das war nie meine Stärke — und mir helfen würden, wollte ich schreiben. Julian behauptete, das Zeug zum Schriftsteller in sich zu haben, wollte aber keinesfalls als Schauspieler mitwirken. Endlich wurden wir einig, daß sich jeder eine Abschrift von dem Stück machen sollte, sobald ich es geschrieben hatte. Paul versuchte auch, sich vom Mitspielen zu drücken, er wollte statt dessen die Kulissen herstellen, doch darauf ließen wir uns nicht ein. Schließlich ging es ja nicht ganz ohne Akteure.
    Wenn ich an das alberne kleine Theaterstück denke, das ich damals verbrach, erröte ich jetzt noch. Am ersten Abend hockten wir alle herum, lachten viel und kamen uns recht klug vor bei den vielen verrückten Vorschlägen. Dann sagte Anne: »Warum nehmen wir nicht einfach ein Thema, das jeder Mensch hier versteht? Eine junge Frau auf dem Lande, die dieses Leben überdrüssig ist und ihren Mann verläßt...«
    »Mein liebes Kind, das wichtigste ist, daß wir nicht unser eigenes Nest beschmutzen«, sagte Tim ernst.
    »Ach, sie fährt doch dann bloß nach Hause zu ihrer Mutter«, ergänzte Anne hastig und war ganz verdutzt, als alle lachten.
    Also bauten wir eine Geschichte in diesem Stil zusammen. Die übliche Sache von einem Mädchen, das sich langweilt, ihre Illusion verliert, nach Hause flüchtet und dann wieder Sehnsucht bekommt nach ihrem starken, schweigsamen Gatten und dem schlichten Leben, das sie aufgegeben hat. Die Mutter bemüht sich sehr, die zwei wieder zu vereinen, der Vater sitzt vor dem Kamin und hält kluge, aber nutzlose Moralpredigten. Es tritt ferner ein nettes junges Mädchen auf, das den starken Schweiger bewundert und nach den Freuden des Landlebens hungert. Sie schürt die Eifersucht der Geflüchteten, deren früherer Anbeter ebenfalls bemüht ist, die Kluft zwischen den Eheleuten zu erweitern. Selbstverständlich gibt es ein Happy-End: Die irrende kehrt in die Arme ihres Gemahls zurück, und alles wird wieder gut.
    Die Besetzung ergab sich ebenso leicht wie die Handlung. Larry mußte die verirrte Gattin spielen und Anne das harmlose brave Mädchen. Die durchtriebene alte Mama übernahm ich, Sam den witzig moralisierenden Vater. Paul wurde der kraftvolle Schweiger und Tim der Versucher, der sich zuletzt von seiner alten Liebe ab- und dem harmlosen Mädchen zuwendet. Julian blieb über alle Rollen erhaben, er wollte — Gott sei ihm gnädig — die Regie führen.
    Es war wirklich ein albernes kleines Stück. Sollte ich jemals Schriftstellerin werden, so wird man es in meinen Gesammelten Werken nicht finden. Der Inhalt bestand aus allerlei landläufigen Witzeleien — jeder steuerte von seinem Vorrat einige bei —, aus vielen krankhaft sentimentalen Äußerungen und Hunderten abgedroschener Redensarten. Ich zeigte es Miss Adams, deren Augen vor Zufriedenheit leuchteten. Sie sagte, es sei genau das richtige, so gut geeignet für den Geschmack unseres Publikums. Alle Einzelheiten

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