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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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dem fortan >alle< glücklich leben, eigentlich einen Schluß erfordert, bei dem alle Paare sich kriegen.«
    Mein Aufklärungsversuch war nicht sehr glücklich, er hätte sich gewiß besser ausdrücken lassen, wie ich sofort merkte, als die Worte heraus waren.
    Der Colonel blieb höflich wie immer, aber seine Antwort klang recht kühl: »Gewiß, gewiß. Ich muß zugeben, daß ich überrascht war, doch vielleicht kann ich den hiesigen Geschmack nicht recht beurteilen.«
    Wie Larry später sagte, war das ein echtes Beispiel von >Panjandrumismus<. Ich war überzeugt, daß der Colonel mir kein Wort geglaubt hatte, aber als echter Gentleman tat er so als ob. Ein Beweis, daß ein richtiger Gentleman auch erfreuliche Seiten hat.
    Larry konnte sich damit natürlich nicht zufriedengeben.
    »Letzten Endes ging es ja nur um die einheimischen Landleute, nach deren Geschmack wir uns richten wollten. Mir gefiel das Stück gerade in dieser Art, muß wohl mein Niveau sein. Aber jetzt eine Frage: Wer ist für Abendessen?«
    »Abendessen?« sagte der Colonel ziemlich schroff. »Zum Essen brauchen wir doch wirklich nicht hierzubleiben, Anne. Ich bin sehr dafür, nach Hause zu fahren.« Sein Ton ließ merken, daß er schon Zu Beginn des Abends >dafür< gewesen war.
    Aber Anne fand plötzlich die Stimme wieder. Ich spürte, daß sie nach der Gelegenheit suchte, Tim wiederzusehen, der im Saal nicht mehr zu erblicken war.
    Julian sprang gleich für sie ein: »Wenn ich mir erlauben darf, Sir, möchte ich sagen, daß ich bisher kaum Gelegenheit hatte, mit Anne zu tanzen, und der Tanzboden hier ist durchaus nicht schlecht.«
    Ich mußte an die vorige Veranstaltung in diesem Saal denken: wie wenig da Julian die Gelegenheit gesucht hatte, mit Anne zu tanzen.
    Selbstverständlich mußte der Colonel jetzt nachgeben. Er tat das in ganz guter Form, indem er ohne sichtlichen Schauder eine Tasse mulmigen Kaffee annahm. Wir entfernten uns von ihm, dankbar, daß es geklappt hatte. Ich muß wohl ein bißchen hysterisch gewesen sein, denn ich aß zuviel und bekam tüchtiges Bauchkneipen.
    Im übrigen benahmen sich alle tadellos. Wir hörten keine plump vertraulichen Ankündigungen mehr aus dem Munde O’Connors, denn der brave Mann hatte sich in sein Schicksal gefügt: Er schlief tief und fest in seinem Lastwagen, umgeben von leeren Flaschen, die >schwarzen< Schnaps enthalten hatten. An seiner Stelle forderte Sam die Herren auf, ihre Partnerinnen für den ersten Tanz zu engagieren. Er führte Larry auf den Tanzboden. Ihm folgten Julian und Anne, und, ein bißchen verlegen, Paul und ich. Wir mußten uns beide eingestehen, daß wir sehr deprimiert und erschöpft waren.
    »Als Freundin bist du Gold wert, liebes Kind«, sagte Paul, »aber als Lügnerin eignest du dich schlecht.«
    »Oh, Paul, haben wir etwa mit unserem Stück keinen Erfolg gehabt?«
    »Bei der breiten Masse, ja. Beim Panjandrum bezweifle ich das allerdings. Na, er muß ja wenigstens den Schein wahren.«
    »Mick könnte ich umbringen! Was war dem nur in die Krone gestiegen?«
    »Blau war er wir ein >Lord<. Fing beinahe an zu heulen, als ich ihm Vorwürfe machte, und quasselte mir allerhand dummes Zeug vor, er hätte sich doch so um uns und unsere Damen bemüht, und so weiter. Dann verzog er sich, um seine Sorgen zu ertränken. Der schläft glatt bis morgen früh im Wagen. Ich hoffe nur, daß er sich eine saftige Erkältung holt.«
    »Larry war großartig in ihrer Geistesgegenwart! Und du auch!«
    »Ich?« rief Paul. »Ich bin beinah erstickt. Mußte mir alle Mühe geben, ihr zu folgen. Du hast recht, daß sie unerhört schnell schaltet. Aber das mußte sie auch, denn im Grunde war doch alles ihre Schuld.«
    »Ihre Schuld? Daß ihr Männer immer so gern eine Frau beschuldigt!«
    »Mir brauchst du damit nicht zu kommen. Weißt ganz gut, daß Zumindest wußte ich, was er meinte. Larry hatte den Stein ins Rollen gebracht, und der war über die Klippe gerollt. Aber wo steckte bloß Tim? Wir wunderten uns alle, daß er unsichtbar blieb. Am Schluß des dritten Tanzes sagte Larry plötzlich zu mir: »Komm, wir wollen uns die Nase pudern. Ich glaube, ich glänze ganz speckig nach meinen noblen Bemühungen.«
    In der Garderobe war niemand außer der kleinen Elizabeth Jolson, die sehr sauber und warm in ihrem Kinderwagen lag. Larry mahnte mich ungeduldig, als ich das Kind betrachtete: »Hör auf, mit dem Baby zu quakeln, hilf mir lieber. Wir müssen Tim finden. So ein Drückeberger!«
    »Wo kann er bloß

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