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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sein?«
    »Draußen. Hockt sicher in seinem Wagen. Wäre gewiß schon nach Hause gefahren, wenn er nicht dich und Paul mitnehmen müßte, weil er euch hergebracht hat. Bei jedem andern würde ich sagen, er tröstet sich mit Whisky, aber nicht bei Tim. Also komm schon, suchen wir ihn.«
    Wir nahmen meine Taschenlampe und verließen leise die Garderobe. Und richtig, Tim saß in seinem Wagen mit finsterem Gesicht und fragte mich knurrend: »Na, wollt ihr nach Hause fahren?«
    Larry schrie ihn ärgerlich an: »Selbstverständlich fahren sie noch nicht! Und weshalb hockst du hier eigentlich im Dunkeln, wie? Komm mal mit und bade die Geschichte aus!«
    »Ausbaden? Was denn?«
    »Oh, das weißt du schon! Also los, komm und tanze mit uns, der Reihe nach.«
    »Warum denn nur? Ihr seid doch drei Paare. Kann denn der Mensch nicht mal ‘ne Weile allein bleiben?« Das war ein ganz veränderter Tim, jungenhaft zornig und leicht gekränkt.
    »Allein bleiben kann er natürlich nicht, wenn er sich vorher lächerlich gemacht hat — sich und ein junges Mädchen — und sich dann wie ein Feigling verdrückt und sie in einer peinlichen Situation im Stich läßt. Wir haben alle für dich lügen müssen wie verrückt, und du benimmst dich wie ein verzogener Bengel.«
    Da mir Tim sehr leid tat, faßte ich ihn behutsam am Arm. »Komm bitte mit«, sagte ich, »sonst fällt dein Fehlen noch auf. Und es ist schon wieder alles in Ordnung. Wir haben dem Panjandrum eingeredet, wir hätten die Szene absichtlich so gespielt, und nun muß er wenigstens so tun, als ob er das glaubt. Aber du mußt unbedingt mit in den Saal kommen und tanzen. Voriges Mal hast du den ganzen Abend mit Anne getanzt, und wenn du sie heute links liegenläßt, gibt’s eine tolle Klatscherei.«
    Er schimpfte vor sich hin, stieg aber langsam aus dem Wagen. »Du bist ein guter Kerl, Susan, nicht so eine Teufelin wie Larry..
    »Eine Teufelin bin ich?« rief sie. »Das nenne ich Dankbarkeit —nachdem ich deine elende Seele gerettet habe, indem ich auf die Bühne sprang und Unsinn redete!«
    »Ach, so habe ich das gar nicht gemeint. Ich wollte — du hast ja die Sache so eingefädelt und weißt das auch. Vermutlich wieder eine deiner beliebten Sensationen, was?«
    Larry blieb wie angewurzelt stehen und war einen Augenblick sprachlos. Ich hatte den Eindruck, daß sie wirklich gekränkt war. Schließlich waren sie doch alte Freunde. Aber sie lachte und sagte leichthin: »Das wirst du eines Tages zurücknehmen, mein Junge, und Susan wird als Zeugin dabeisein. Vorläufig aber mußt du mit mir tanzen und dir verdammt Mühe geben, so auszusehen, als ob es dir Spaß macht. Dann tanzt du mit Susan, nachher mit Anne —und wenn du jetzt die gebotene Chance nicht ausnutzt, armseliger Knabe, dann bist du nicht wert, daß dir geholfen wird!«
    Er brummelte wütend vor sich hin, kam aber mit in den Saal und tat, wie ihm geheißen. Meinen nächsten Tanz machte ich mit Sam, und wir mußten beide lächeln, als wir sahen, wie wirklich ausgezeichnet Tim mit Larry tanzte. In ihren verzückten Gesichtern hätte niemand lesen können, daß er sie eben erst eine Teufelin und sie ihn einen armseligen Knaben genannt hatte. Als er zum zweiten Tanz mich holte, hatte er sich wieder ganz gefaßt und engagierte danach ebenso unbefangen Anne, die bei ihrem Vater und Julian stand. »Julian, Sie Egoist, der nächste gehört mir! Wollen Sie tanzen, Anne?«
    Ich sah, wie die Backenmuskeln des Colonel sich spannten, doch die drei lachten ungezwungen miteinander, bis Anne mit Tim zu tanzen begann, während Julian sich mit mir zufriedengab.
    Trotz allem wurde es ein anstrengender Abend, und ich war infolge der Aufregungen oder weil ich zuviel gegessen hatte — wirklich froh, als wir endlich, ohne aufzufallen, hinausschlüpfen konnten, um heimzufahren. Tim und Paul waren schon draußen beim Wagen, während ich mich beim Zusammenpacken meiner Sachen verspätete. Schuld war >Miss< Jolson, die gerade aufwachte. Das kleine Ding blinzelte verschlafen ins Licht und kicherte so drollig, daß ich das dicke Gesichtchen einfach ansehen mußte und mich, kaum von dem Bild trennen konnte, bis das heftige Hupen der Ungeduldigen mich zum Aufbruch mahnte. Das sah Tim, der sonst so gute Manieren hatte, gar nicht ähnlich, doch an diesem Abend war er ganz aus der Form geraten. Ich schlüpfte durch die Seitentür, um möglichst schnell zum Wagen zu kommen und mich nicht mit weiteren Verabschiedungen aufzuhalten. Es war sehr dunkel

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