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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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in die Höhe. »Fordern Sie mich nicht heraus, Mrs. Dawson. Ich trete zu, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht, wenn Sie uns nicht vom Leib bleiben. Haben Sie Ihre fünf Sinne noch so weit beisammen, dass Sie das verstehen, Sie gemeine alte Hexe?«
    »Sie sind genau wie die gnädige Frau. Bilden sich ein, Sie können mit einer armen alten Frau reden, wie Sie wollen.«
    Nancy setzte ihre ganze Kraft ein, um sich in ihrem Sessel vorwärts zu schieben. »Arme alte Frau, dass ich nicht lache!«, sagte sie höhnisch. »Was haben Sie mit Wolfie gemacht? Warum hat er solche Angst vor Ihnen?«
    »Manieren hab ich ihm beigebracht, als er noch klein war.« Ein seltsames Lächeln umspielte ihre Lippen. »Damals hatte er so schöne braune Löckchen, genau wie sein Daddy.«
    »Gar nicht wahr! Gar nicht wahr!«, schrie Wolfie hysterisch und klammerte sich von neuem an Nancy. »Ich hab nie braune Haare gehabt. Meine Mam hat gesagt, ich war immer so, wie ich jetzt bin.«
    Veras Mund begann hektisch zu mahlen. »Untersteh dich, deiner Großmutter zu widersprechen. Tu, was dir gesagt wird. Vera weiß, was los ist. Vera hat immer noch ihre fünf Sinne beisammen.«
    »Sie ist nicht meine Großmutter«, flüsterte Wolfie verzweifelt. »Ich hab sie noch nie nich gesehen… ich hab nur Angst vor Leuten, die wo gemein sind – und sie ist gemein, weil nämlich ihre Lachfalten alle verkehrt rum sind.«
    Nancy musterte das Gesicht der Alten. Wolfie hat Recht, dachte sie überrascht. Alle Linien verliefen abwärts, es sah aus, als hätten Groll und Gehässigkeit Kerben in die Haut gegraben.
    »Ist ja gut«, beruhigte sie den Jungen. »Ich lasse sie nicht an dich heran.« Sie hob die Stimme. »Sie sind ja völlig verwirrt, Mrs. Dawson. Der Junge ist nicht Ihr Enkel.«
    Die Alte leckte sich schmatzend die Lippen. »Ich weiß, was was ist.«
    Weißt du nicht, du blöde alte Schachtel

du bist ja total übergeschnappt
…»Dann sagen Sie mir doch den Namen Ihres Enkels. Sagen Sie mir den Namen Ihres Sohnes.«
    Sie war überfordert. »Sie sind genau wie sie! Aber ich hab auch meine Rechte – auch wenn's nicht so ausschaut, so schlecht wie ich behandelt werde. Tun Sie dies – tun Sie das… Wer interessiert sich schon für eine arme alte Frau wie mich? Nur mein Junge, der Brave. Komm, Ma, leg die Füße hoch, sagt er immer.
Ich
kümmere mich schon um dich.« Erbost drohte sie Nancy mit dem Finger. »Und was hat eure heiß geliebte Lizzie getan, hm? Eine Hure war sie und eine Diebin dazu – aber alles wurde vergeben und vergessen, weil sie eine Lockyer-Fox war. Und was war mit Veras Baby? Ist dem vielleicht vergeben worden? Keine Spur.« Sie ballte die Hände zu Fäusten und schlug sie ihn ohnmächtiger Wut gegeneinander. »Was ist mit Vera? Ist ihr vergeben worden? O nein! Bob musste es ja erfahren, dass
Vera
die Diebin war. Stimmt's?«
    Nancy hatte keine Ahnung, wovon die Alte redete, aber sie erkannte, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, ihr zuzustimmen. Es war weit besser, sie mit Hohn und Spott aus dem Konzept zu bringen, als ihr auch nur einen Funken Verständnis entgegenzubringen. Solange sie brabbelte, hielt sie wenigstens Abstand.
    »Sie sind wirklich nicht mehr ganz dicht«, sagte sie in verächtlichem Ton. »Weshalb sollte man einer Diebin verzeihen? Sie gehören ins Gefängnis – genau wie Ihr mörderischer Sohn, immer vorausgesetzt, Fox ist überhaupt Ihr Sohn, was ich bezweifle, da Sie mir nicht einmal seinen Namen nennen können.«
    »
Er
hat sie nicht ermordet«, zischte die Alte. »Er hat sie nicht angerührt. War auch gar nicht nötig, sie hat sich das mit ihrer bösen Zunge alles selbst eingebrockt…
mir
vorzuwerfen, ich hätte ihre Tochter ruiniert! Da hat schon eher ihre Tochter meinen Jungen ruiniert… das ist näher an der Wahrheit… mit ihm ins Bett gehen und ihm vormachen, dass sie ihn mag. Die Hure war Lizzie, das wusste jeder… aber Vera haben sie wie eine behandelt.«
    Nancy schluckte.
Ich bin das vielschichtige Produkt meiner Lebensverhältnisse – nicht das vorhersehbare Ergebnis einer Zufallskopulation vor achtundzwanzig Jahren
. Guter Gott! Wie unglaublich arrogant diese Erklärung jetzt klang! »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte sie kurz und wappnete sich, um wieder ein Stück weiter nach vorn zu rutschen.
    »O doch, das wissen Sie ganz genau.« Durchtriebenheit glomm in den alten Augen. »Es macht Ihnen Angst, stimmt's? Der Gnädigen ist's auch so ergangen. Nach Lizzies kleinem Bankert kann

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