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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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recht, auf was sich das übergeschnappte Weib bezieht. Sie wedelt mit den Rosen vor seiner Nase herum. »Alles wird gut.«
    Â»So? Schau mer mal. Was machens hier mit den Blumen?« Er hat sich wieder gefangen. Gut wird alles erst, wenn er wieder in seinem Bett in Untergiesing liegt.
    Â»Die sind für die Anni.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil heut der Tag ist.«
    Das schwarzgewandete Orakel spielt Harfe auf seinen Nerven. Das Lied wird kein Ohrwurm. Es langt.
    Â»Wo ist Ihr Mann, Frau Hambacher – zu Hause? Weiß er, dass Sie auf dem Friedhof sind? Des gefällt dem gwies ned.«
    Â»Mein Mann? Den hat sich der Grainer geholt. Bis dass der Tod uns scheidet. Gerechtigkeit. Heut ist der Tag.«
    Sie spaziert fidel an ihm vorbei und legt die Blumen auf die frisch aufgeworfene Erde.
    Der Sandner nimmt sich einen Augenblick, bis sich die Geschichte zusammenfügt. Hastig packt der Miran zusammen. Die Hambacherin beachtet ihn gar nicht. Andächtig steht sie am Grab. Bewegt sich nicht mehr. Schwarzes Mahnmal.
    Vier Gefährten machen sich vom Gottesacker. Keiner dreht sich um. Vielleicht sollte der Sandner dem Rochus eine Kerze anzünden – schadet nix. Mit heiler Haut hat er sie davonkommen lassen. Ungestört eilen sie zu den Autos.
    Â»Ich will euch nicht noch mehr neiziehn, aber ich brauch ein Auto – und zwar gschwind!«, bekniet der Sandner die Männer. »Höchste Eisenbahn – sonst wird jemand sterben müssen.«
    Von drei Augenpaaren wird er angestiert, als hätte er die Wundmale vorgezeigt.
    Â»Was ist los?«, bellt der Gerichtsmediziner ihn an.
    Der Miran zögert unter dem beschwörenden Blick vom Kriminaler.
    Der Aschenbrenner schaut von einem zum anderen, dann zu Boden. »Auf geht’s, ich nehm euch mit«, meint er zum Miran. Es ist dem Gerichtsmediziner anzusehen, dass er mit dem Leichenwagen nicht gen München reiten will. Immerhin sagt er nicht: Nur über meine Leiche. Und wegen des Volvos scheint er zu zicken. Besonders, weil der Sandner beim letzten Ausborgen damit einen Spitzbuben im Van von der Tegernseer Landstraße gedrängelt hatte. Nur Blechschaden – aber zukunftsweisend.
    Â»Werf mer a Münze«, schlägt der Miran schließlich vor. Auch er unwillig bis zur Totalverweigerung.
    Â»Leut!«, ruft der Sandner und greift sich ans Hirn. »Des derf doch ned wahr sein!«
    Der Aschenbrenner zaubert ungerührt einen Euro hervor.
    Â»Zahl«, sagt er.
    Die Spieler sehen sich in die Augen.
    Sekunden später ist die Sache entschieden.
    Â»Morgen um vier in der Früh braucht der Ömer den Mercedes. Sonst kann er nicht angeben – das liebt er. Und den Wagen liebt er auch, wie einen Sohn. Sandner, ich verlass mich auf dich. Behandel ihn ja gut – wie ein rohes Ei«, schwört der Miran den Polizisten ein. »Und was ist eigentlich mit dem Madl?«
    Â»Die Anni hat sich nicht selbst umgebracht«, bescheidet ihm der Aschenbrenner.
    Ãœberraschungseffekt beim Polizisten. Sein Freund hat sich festgelegt.
    Â»Nicht mit dieser Verletzung – des wär die Erste.«
    Â»Zum Glück – dann hat sich’s gelohnt«, meint der Miran, ganz Pragmatiker, und schnauft durch. »Erwischt du die Sau, Sandner?«
    Â»An den Ohrwaschln nagel ich sie an die Wand.«
    Â»Hau mer endlich ab von hier«, mahnt der Aschenbrenner.
    Der Miran drückt dem Polizisten die Autoschlüssel vom Leichenwagen in die Hand und schwingt sich auf den Beifahrersitz des Volvo.
    Â»Pass auf mit der Lenkradschaltung, ned zu brutal reinwuchten. Sandner, bitte!«
    Von der Spezialistin kommt kein Mucks, aber er sieht sie kurz winken, durchs Rückfenster des davonrasenden Autos.
    D ie Wiesner tastet nach ihrer Waffe.
    Â»Was soll denn der Schmarrn?«, fragt sie ungläubig. Sie reißt die Augen auf. Die Schwertspitze kommt näher. Noch näher. Offenbar frisch poliert, strahlt der Stahl in tödlichem Glanz – dem Anlass entsprechend.
    Â»Wenn Sie zur Pistole greifen, schlag ich Ihnen den Arm ab«, hört die Polizistin. Leidenschaftslos ist das dahingesagt, als ging’s über das Wetter. Ohne das übliche Vibrato in der Stimme. Das darf nicht wahr sein. Scheiße. Und jetzt?
    Â»Glauben Sie mir, ich kann das. Achtzehn Jahre Training.«
    Das Lächeln ist ihr abhandengekommen.
    Â»Ich hab keine Ahnung, was das soll«, probiert es die Wiesner und

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