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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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gebrauchen. Kniebiesler, unzuverlässiger. Aber allerweil die große Klappe.
    Â»Ich muss wieder los, dringend«, ruft sie.
    Ihre Ansprechpartnerin ist nicht mehr im Wohnzimmer.
    Die Wiesner schreitet hastig durch den Flur zur Wohnungstür.
    Â»Frau Wiesner?«
    Umdrehen hätte sie sich nicht sollen. Vielleicht hätte sie es nach draußen geschafft. Hinter ihr steht die Frau. Und sie hat ein gottverdammtes Samuraischwert in Händen. Äußerst professionell sieht das aus. Breitbeinig, leicht angewinkelte Knie, locker in der Hüfte, bereit zum finalen Hieb.
    H errgott, spinnst du, Asche!« Dem Sandner wär fast das Herz stehen geblieben. Er dreht sich um. Der Miran ackert wie besessen, um das Grab wieder zu füllen. Die Männer schauen ihm kurz schweigend zu. Alles scheint glattzulaufen. Noch immer muckst sich niemand jenseits des Zauns.
    Â»Und?«, zischt der Kriminaler und fixiert erneut beschwörend das Publikum. Nicht, dass einer auf falsche Gedanken kommt – respektive richtige.
    Â»Oiso zuerst – ich hab Bilder gemacht – alles dokumentiert. Keine Sorge. Genick beziehungsweise Wirbelsäule war so weit intakt. Nix Auffälliges. Könnt so sein, wie du denkst, oder auch ganz anders. Keine klaren Kriterien. Aus der Höhe hätt es durchaus brechen können – muss aber nicht.«
    Der Sandner schnaubt enttäuscht. Und dafür der ganze Zinnober. Herrschaftsverreck.
    Â»Aber sie hat links eine Kalkaneusfraktur«, fährt der Aschenbrenner leise fort.
    Der Sandner wär vor Aufregung fast in die Höhe gehupft oder hätte den Arzt am Kragen gepackt. »Was? Sag sofort, was des bedeutet.«
    Â»Fersenbeinbruch. Den Fuß kannst du nicht belasten. Die Beweglichkeit im Subtalargelenk – für dich, als Laien, im Gelenk zwischen Sprungbein und Fersenbein – ist damit futsch. Verstehst?«
    Â»Nur Bahnhof. Geht’s auch deutsch?«
    Â»Damit läufst du nimmer. Wenn überhaupt, kannst du dich mit äußerst starken Schmerzen vorwärtsschleppen. Aber gwies ned eine weite Strecke in den Wald. Keine Chance für Rotkäppchen. Und Radln ist ausgeschlossen. Auto stand ja keines da, hast du gesagt. Die Fraktur hätt man bei sorgfältiger Obduktion feststellen müssen – ohne Wenn und Aber. Da hat wer sauber geschlampt. Schweinerei ohnegleichen! Da wollt sich einer keine Arbeit machen bei einem scheinbar eindeutigen Suizid. Kommt leider vor.«
    Â»Ich hab’s gewusst!«, brüllt der Sandner über die Gräberreihen. »Du bist ein Gott!«
    Alle Anwesenden zucken zusammen. Die Schaufel erhöht noch mal das Tempo.
    Â»Geht’s noch?«, zischt der Miran von den billigen Plätzen.
    Â»Langsam«, mahnt der Gerichtsmediziner. »Des heißt nicht, sie könnt es nicht selbst gewesen sein. Vielleicht ist sie vom Baum gefallen und noch mal hoch.«
    Â»Ich bin raufgeklettert. Unwahrscheinlich. Da musst du fit sein wie ein Eichhörndl.«
    Â»Vielleicht ist sie auf dem Boden aufgeschlagen.«
    Â»Im Bericht steht, sie hing ohne Bodenkontakt. Wird ja kein Bungee-Seil gewesen sein.«
    Â»Ich mein nur, eventuell ...«
    Â»Wart!«, warnt ihn der Sandner.
    Eine Gestalt nähert sich ihnen. Wo ist die so plötzlich hergekommen? Ausgerechnet jetzt. Die Spezialistin frickelt mittlerweile bereits am Gesträuch. Gute Arbeit.
    Der Sandner erkennt sofort, wer da auf sie zutrippelt. Hambachers Gattin. Ganz in Schwarz nebst Kopftuch und einem Strauß Rosen in der Hand. Die hat ihm gerade noch gefehlt. Hauptgewinn kommt anders daher.
    Der Bruch des Fersenbeins sieht nach Gewalt aus. Niemand radelt also Kilometer durch den Wald damit. Niemand kraxelt auf einen Baum. Scheißdreck. Ein Mord.
    Â»Der Herr Hauptkommissar.« Ihre Stimme zittert ein wenig. Aufgeregt wirkt sie, nicht sediert wie beim letzten Mal. Die Augen funkeln. Aufgeputscht durch Stimmungsaufheller. Auch ein Weg zum Sinn – bis das Hirn zerbröselt.
    Â»Es ist an der Zeit für Gerechtigkeit«, krächzt sie. Käuzchen Nummer zwei.
    Â»Wem sagen Sie das, Frau Hambacher.«
    Die Frau lacht schrill auf. Das Geräusch erzeugt Gänsehaut beim Sandner. Die Friedhofsatmosphäre unterstützt den Gruseleffekt.
    Â»Heut ist wohl der Tag gekommen«, wispert sie im Verschwörerton. Als würde eine fremde Stimme aus ihr sprechen. Ich bin viele. Der Sandner weiß nicht

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