Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
Vom Netzwerk:
Alltagsklimbim versaut wird. Gespickt, die Gegend, mit Pinakotheken und musealen Gebäuden, sodass jedwede kulturellen Gelüste befriedigt werden. Großzügige, klotzige Gebäude, für die Ewigkeit gebaut, falls der Maya-Kalender nichts dagegen hat. Die Bandbreite der Fassaden reicht von klassizistischen Säulen bis zum kreativ-originellen Vieleck nebst farbenfrohen Akzenten. Zum Zwerg wirst du angesichts der wegweisenden Gemäuer und diverser Artefakte, die du als Normalsterblicher nur ansatzweise begreifen darfst – falls du eine fachkundige Führung goutierst.
    Neun Minuten hat die Wiesner gebraucht, um durchzujagen. Das hätte sich der eine oder andere Schüler gwies auch gewünscht. Das Taxi ist abgebogen.
    Â»Wie lang steht des Auto scho da?«, will der Hartinger wissen. Als hätte er Helium geatmet, kommt seine Stimme daher. Das Adrenalin lässt ihn quäken wie einst Donald Duck. Die Wiesner schafft es, nochmals zu beschleunigen. Die Gesetze der Physik voll ausgereizt.
    Â»Ned länger wie zehn Minuten.«
    Â»Müssma deshalb so rasen?«
    Â»Wer meckert, steigt aus. Siegst – sind eh scho glei da.«
    Â»Ich seh nix, meinst du, ich mach auch noch die Augen auf?«
    Â»Vertraust mir halt blind.«
    Sie bremsen vor dem Maximilianeum. Architektonisch ist das Gebäude pathetisch verbrämt, wie die Schlussszene im Bollywoodfilm. Hochgereckte phallische Säulen für ewige Standfestigkeit in fragilen Zeiten. Kunstsinnig behauene Macht und Herrlichkeit. Die Münchner Engelsburg. Wer kann schon wissen, welcher Großkopferte sich samt Geldtruhe noch innerhalb der trutzigen Ringmauer verbergen wird. Der Volkszorn brodelt gern am Stammtisch, wie der rauchende Popocatepetl vor dem Ausbruch. Reichweite halt bloß bis zum nächsten Weißbierglasl. Mit zweihundert Metern Bannmeile rund ums Gemäuer bist du sicher.
    Â»Bayerns hoffnungsvollen Söhnen bauet Max hier ein Asyl«, haben zweihundert Sänger bei der Grundsteinlegung anno achtzehnhundertsiebenundvierzig dahergeschmettert. Dass heutzutag neben fleißigen Stiftungs-Stipendiaten der Bayerische Landtag hier sein Zuhause hat, haben weder der Max noch seine Sänger ahnen können.
    Z wei Streifenwagen nebst Insassen fahren gleichzeitig vor. Alle hüpfen wie die Springteufel aus den Autos. Zwei Herren in Zivil eilen auf sie zu. Showtime. Offenbar Gefährdungsstufe rot. Vielleicht sollten die Ermittler klarstellen, dass der Hopf keine Kontakte zu Fundamentalisten unterhält und nicht im Jemen ausgebildet worden ist. Alle reden durcheinander.
    Hopfs Gefährt parkt an einer Baustelle bei der Außenmauer, nahe der Straßenbahnhaltestelle. Unbehelligt hat der Mann es da abstellen können. Mutmaßlich Spontanaktion. Keine Nerven wird er mehr gehabt haben für die Herumgondelei. Wen wundert’s? Sicherheitstechnisch kein gutes Zeichen. Jeder begafft noch einmal den dunklen Audi. Ohne Erkenntnisgewinn. Hilft nix, er ist und bleibt leer. Und er schweigt sich auch darüber aus, wohin sein Besitzer verschwunden sein könnte. Einer der unauffälligen Zivilisten im Lederjackerl fragt tatsächlich, wie es mit Hubschraubern aussehen würde? Er nuschelt ständig in seinen Kragen.
    Die Wiesner schaut an ihm herunter bis zu den funktionalen Militaryschuhen und tippt sich schweigend an die Stirn.
    Seine beleidigte Schnute beim Abdrehen hat viel von gekränktem Stolz und beschmutzter Ehre. Da hat der profane Wachdienstler seine Bedeutung nicht einschätzen können. Die Skala ist nach unten offen. Weltweit verbreitetes Phänomen in der Recht-und-Ordnungs-Branche. Die Brust ist breiter als der Gedankenfluss – der plätschert eher als versiegendes Rinnsal daher. Das Anforderungsprofil ist halt dementsprechend.
    Die Wiesner hat ihn geerdet. Dankbar sollte er sein für das ehrliche Statement und nicht die Leberwurst geben.
    Vom Hartinger bekommt er noch hinterhergeworfen, dass in Bayern vielleicht achtzigtausend Leut zur Fahndung ausgeschrieben wären. »Da müsst der Himmel schwarz sein vor lauter fliegenden Augen.« Vielleicht eine wegweisende Zukunftsvision.
    Â»Ois easy.« Ein Verdächtiger ist nicht zur Vernehmung erschienen, that’s all. Er spielt nicht in der »Jack-the-Ripper-Liga«, zumindest ist davon, bis dato, nichts bekannt. Dass er über Nacht wegbleibt, da macht er sich vielleicht bei seiner Gemahlin

Weitere Kostenlose Bücher