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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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kommt ins Schwitzen. Warum hat sich die Anni grad den Baum ausgesucht – wenn sie denn wählen durfte. Als Kind ist das fixer gegangen – zumindest in seiner Erinnerung. Aus der Übung ist er. Keucht schon. Das ist eine anstrengende Vorbereitung auf den Tod gewesen, Jessasmaria. Langsam geht’s aufwärts, bis er den Ast erreicht, um den das Seil geschlungen war. Natürlich sieht er nix – keine gerade Kerbe –, wär auch zu schön gewesen. Er greift nach einem überhängenden Ast und stellt sich aufrecht. Probehalber wippt er leicht. Schaut nach unten. Plötzlich knackt es nahe bei ihm im Gebüsch. Da ist doch wer. Ist der Ferdl zurückgekommen? Er sieht nix. Nein, der hätte doch den Weg genommen. Ein Tier? Wäre möglich. Was sollte es sonst sein? Er versucht sich umzudrehen. Etwas streift seine Backe.
    Ein Geschoss! Kruzifix, da schießt jemand auf ihn! Stechender Schmerz lässt ihn zusammenfahren. Im Genick getroffen. Ein Reflex lässt ihn in den Nacken greifen. Schützen muss er sich. Zu spät. Runter vom Baum muss er! Seine Füße verlieren den Halt. Er rutscht vom Ast. Mit einem Schrei stürzt er.
    B eim Winthirplatz sitzen der Hartinger und die Wiesner im Café. Wenn es so weitergeht, wird es ihr Stammlokal.
    Der Jonny Winter darf mit den Akten jonglieren und den Beamten als Klagemauer dienen, die sich in den Nachbarhäusern vom Tatort immer noch die Füße schrundig laufen. Im Büro gibt er das Mädchen für alles. Lehrsame Rolle.
    Seine beiden Kollegen präferieren ein zünftiges Frühstück. Diszipliniert seine Prioritäten zu verfolgen erleichtert das Leben ungemein. Der Hartinger wurschtelt sich durch die Münchner Zeitungen, seine Kollegin hat den Spusichef am Telefon. Beide versuchen nebenbei, ihre belegten Semmeln zu bewältigen. Man könnte sie für Börsenmakler halten oder Kinderbesitzende. Multitasking. Ermittlungstechnisch schauen die Aktien gar nicht so schlecht aus. Aber man sollte sich nix vormachen. Heute ziert dich noch ein Gewinnerlächeln, morgen suchst du vom höchsten Gebäude den Zugang zum Dach.
    Â»Bis jetzt kommen wir gut weg«, nuschelt der Hartinger mit vollen Backen.
    Â»Na immerhin«, sagt die Wiesner in den Lautsprecher. Kommunikatives Aneinandervorbeireden wäre der passende Ausdruck dafür. Es stört keinen, und letztlich sind sie doch thematisch verbandelt. Also nicht zu vergleichen mit den Vis-à-vis-Monologen in der Paarbeziehung, wo du zu zweit den Turm zu Babel aufmauerst, mit alttestamentarischem Ergebnis. Die Wiesner legt ihr Handy auf den Tisch.
    Â»Alle haben sie brav Abdrücke hinterlassen, mindestens fünf verschiedene. Beim Brandl war Leben in der Hütte.«
    Jetzt schaut der Hartinger von der Zeitung auf. »Vielleicht ist es wie bei Agatha Christie. Sie ham alle zusammen ...«
    Â»Wie stellst du dir des vor? Jeder packt ihn an einem Ohrwaschl?«
    Â»Ned ganz so bildlich.«
    Â»Mit geistiger Verschmelzung kenn ich mich ned ...«
    Das Handy unterbricht ihre Antwort. Sie lauscht kurz und gibt dabei dem Hartinger ein Zeichen. Der schiebt sich ein Stück Semmel in den Mund und ruckt hoch.
    Â»Sie ham Hopfs Auto gefunden. Beim Maximilianeum. Quasi vor dem Eingang. Exponierter Parkplatz. Da fahren wir jetzt hin.«
    Â»Unsere Leut sind schon vor Ort?«
    Â»Na, den fleißigen Staatsschützern ist das Auto aufgefallen. Sind ja da umanand wie die Ameisen. So was macht die gscheit nervös.«
    Â»Big Brother is watching you.«
    Â»Klar, besonders vorm Landtag. Auf geht’s.«
    Im Stehen trinkt der Hartinger noch seinen Kaffee aus.
    Sie haben den Wagen mit Blaulicht geschmückt und brechen durch die Stadt.
    Â»Höchstens fünfzehn Minuten, wenns uns durchlassen.« Die Wiesner sitzt am Steuer. Schenkt sich nix. Beide wären in der Lage, rekordverdächtige Cityrunden zu drehen. Sie preschen die Nymphenburger Straße entlang gen Osten. Im Rückspiegel sieht sie, dicht auf, ein Taxi, das die Gunst der Stunde nützt, um freie Fahrt zu bekommen. Dreckhammel, windiger.
    Weiter geht’s dahin, durch das repräsentative München. In der Maxvorstadt ballen sich die kulturellen Highlights für die Historienliebhaber und Kunstfreaks. Pflichtprogramm für die Auswärtigen – auch Schüler aller Art werden fleißig durchgepeitscht, damit ihr Kunstsinn nicht durch den

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