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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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reißt gleich das Bürofenster auf. Vielleicht Frischluftentzug. Im Ammertal hat er ja hohe Dosen eingeworfen. Er streckt sich. Tatkraft pur, überzeugend geheuchelt.
    Â»Auf geht’s, Jonny, Sightseeing. Wir fahren gleich zum Hopf. Machst eine gute Führung, gibt’s ein gscheites Trinkgeld. Vielleicht sogar eine Butterbrezn.«
    Â»Ja sauber«, ruft der Angesprochene und greift nach seiner Jacke, »hat sich des drei Tage Fasten gelohnt. Ein Traum.«
    Â»Sei froh, dass du ned deine Sprüch fressen musst, sonst tätst den ganzen Tag speiben.«
    Wenn die Wiesner rechtzeitig im Büro aufgeschlagen wär, hätte sie ihn durchschaut. Auf Achse will er sein. Den Umtriebigen geben. Als Stubenhocker wirst du gerupft wie das Hendl, wenn du einen Staatsanwalt Wenzel an der Backe und keine neuen Erkenntnisse zum Füttern hast. Der würde ihm die Ohren volltrenzen.
    Der Sandner hat noch einen Grund. Die Konzentration will er finden für die Gschicht mit dem Toni. Quasi im Hier und Jetzt ankommen – die physische Anwesenheit mit dem Hirnkasterl verschrauben. Keine Bastelarbeit für Anfänger. Im Moment treibt ihn nämlich Bad Kohlgrub um. Der Ort liegt ihm im Magen wie ein Wackerstein. Hauptsache, er muss ihn nicht ausscheißen heute Abend.
    Wie er zur Tür hinauswill, hätte er fast den Aschenbrenner über den Haufen gerannt. Grimmiger Blick, über der Nase gefurchte Falten. Schweigend nimmt er den Polizisten an den Schultern und schiebt ihn zurück ins Büro.
    Der Sandner lässt es sich gefallen.
    Der Gerichtsmediziner lässt sich ächzend auf einen Bürostuhl fallen. Schweigen. Erwartungsvolle Blicke allenthalben. Die Aufmerksamkeit ist ihm sicher. Obduktionsguru nebst theatralischem Habitus. Weisheit verteilt er kostenlos, ohne persönliche Worte der Kraft. Dass er sich gewundert hätte, lässt er sie wissen, dass keine Nachfragen gekommen wären. Der Jonny wird blass um die Nase in memorandum der Leichenöffnung.
    Ob sie den Bericht nicht aufmerksam durchforstet hätten? Die Verärgerung steht ihm ins Gesicht geschrieben.
    Jonnys Farbton wechselt ins dezente Rot.
    Der Sandner setzt sich. »Der Kommissar Winter hier hat uns eine Zusammenfassung vom Wesentlichen gegeben. Ich muss zugeben, Asche, zum Lesen bin ich noch ned ...«
    Â»So so. Und was hat er Wesentliches zusammengefasst?«
    Â»Worauf willst du hinaus? Mach’s halt ned so spannend.«
    Â»Schwellungen, Vitalreaktionen.« Der Sandner starrt den Jonny an.
    Jetzt hat der einen krebsroten Schädel auf. Er zuckt die Achseln. »Vital was?«
    Â»Wie viel Zeit dazwischen?«, will der Hartinger gedankenschnell wissen.
    Â»Lests halt den depperten Bericht – Amateurkapelle!«, poltert der Aschenbrenner los. Da versteht er keinen Spaß. Der Jonny hat’s noch immer nicht begriffen. Der Nachteil bei deiner ersten Sektion ist, dass du dich mehr mit deinen eigenen Vitalreaktionen auseinandersetzen musst als mit denen des aufgeschnittenen Objekts. Gerade bei der Sägenarbeit wird es kritisch.Mann oder Memme. Verständlich, aber nicht rational. Was der Aschenbrenner ihnen schließlich klarmacht, ist, dass zwischen den Verletzungen und dem finalen Genickbruch genug Zeit verstrichen sein musste, damit sich Prellungen entwickeln konnten.
    Der Sandner greift sich an die Stirn.
    Â»Also der Toni ist nicht ausgezählt worden, und dann ist es passiert – in der Folge?«
    Â»Gib ihm vielleicht zwanzig Minuten bis maximal eine halbe Stunde.«
    Â»Könnt trotzdem derselbe Täter sein – aber die Version vom Hambacher könnt somit auch stimmen.«
    Â»De omnibus dubitandum – in diesem Fall besonders an eurem Verstand. Ich obduziere ned, weil ich mir eine Leich von innen anschauen brauch.« Er schaut den Jonny scharf an, steht auf und klopft ihm mit dem Finger die einzelnen Silben auf den muskulösen Brustkorb. »Ich weiß, wie es da drinnen ausschaut – und du?«
    Â»Dank dir«, sagt der Sandner knapp.
    Der Jonny ist sprachlos. Eingenordet. Seltenes Ereignis. Der Bock, den er geschossen hat, flackt ihm auf den Stimmbändern. Natürlich hätten die Wiesner und der Sandner den Bericht lesen müssen. Aber sie haben es ihm – unterstützt durch hereinbrechende Ereignisse – übertragen, und er hat’s vermasselt. Passiert ist passiert.
    Dem Wenzel wird der Sandner das

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