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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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als kleines Dankschön.«
    Â»Magst du reinkommen?«
    Sie schüttelt den Kopf, überlegt es sich dann anders.
    Â»Na gut, ich könnt dir grad noch was zeigen.«
    Er stutzt kurz und macht den Türrahmen frei. »Was zeigen?«, hört sie sein Echo, während er ihr voraus ins Esszimmer geht. Wahrscheinlich dürfen Pralinen nur dort verspeist werden. Gefilzte Hausschuhe – naturfarben.
    Sie setzen sich auf weiße Freischwinger an einen Glastisch. Steril wirkt das Zimmer, als wär’s vom Krankenhaus rechts der Isar verpflanzt. Ein paar glänzende Grünpflanzen, eine weiße Anrichte und ein gefaktes Zebrafell auf dem Boden.
    Â»Bist du Single?«, will die Wiesner wissen.
    Â»Also weißt du«, er schaut sie verdattert an, »du fragst aber direkt – ich mein ... ja, bin ich.« Jetzt probiert er ein zaghaftes Lächeln. Die Augen wandern erwartungsfroh über ihre Formen. »Du hast dich kaum verändert«, schießt er hinterher.
    Kein Treffer. Rohrkrepierer. Das Schiffchen wird er nicht versenken können – nicht einmal zum Schaukeln bringen. Für Traumschiffmatrosen in gestärkten Bermudas verbotenes Areal. Die Zeit hat nicht verharrt und sich die Füße in den Bauch gestanden – die letzten sieben Jahre.
    Â»Ich möchte dir ein paar Bilder von einer Feier dalassen. Vielleicht fällt dir wer auf, eine Frau, die öfter in der Sedanstraße unterwegs war. Rumgestanden oder im Auto gesessen. Was auch immer. Ich hab gedacht, wenn du Single bist, auf der Suche, schaust du a bisserl besser hin bei den Frauen.«
    Ihr Schuss ist genau zwischen die Augen gegangen, obwohl ihr Lächeln ihn dämpfen wollt. Die Schultern fallen ihm nach vorn. Der ganze Mann sinkt zusammen. Sie holt ungerührt Stangassingers Bildergalerie aus der Tasche.
    Â»Wenn du jemanden erkennst, ruf mich gleich an, ja?« Sie gibt ihm ihre Handynummer. »Das wär für unsere Ermittlungen eine große Hilfe.«
    Â»Ja, okay, mach ich«, stammelt er hilflos und nimmt die Fotos in Empfang. Die Hand bleibt in der Luft hängen, wie am Faden. Die Illusion zerplatzt über ihm als schweinchenrosa Luftballon.
    Â»Ich muss dann wieder«, verkündet die Polizistin und steht auf.
    Â»Vielleicht noch was zu trinken oder so? Ich hab grad Roibuschtee ...«
    Â»Leider keine Zeit, Yves. Weißt ja, wie es is.«
    Kein: »Ein ander Mal.« Nicht in diesem Leben. Im Hausgang schnauft sie durch. Manchmal lacht dir deine Vergangenheit besonders dreckig ins Gesicht. Da bräuchtest du übermenschliche Contenance, oder eine gescheite Amnesie haut dich nieder. Dabei hat er ein gutes Herz, meldet sich die Erinnerung. Ein Netter – irgendwie.
    Ganz automatisch wendet sie sich dem Nachbarhaus zu. Sie geht die paar Schritte die Straße entlang, schließt die Haustür auf, steigt die Stiegen hoch, bis sie vor Brandls Domizil steht. Sie lauscht kurz. Kein Geräusch dringt nach außen. Ihr Puls beschleunigt sich nicht. Kein Trauma. Sie schaut die vermaledeite Tür kurz an, wendet sich um und steigt die Treppen wieder hinunter.
    Wäre der Hopf nach dem Mord seelenruhig nach Hause spaziert? »Marlies – Schatz, ich bin wieder da.« Ein derartiges Nervenbündel? Mit Sicherheit wäre der Kasperl nicht noch einmal in die Wohnung geschlichen und hätte sich listig hinter der Tür aufgebaut. Sie bildet sich ein, sie hätte den Hopf gespürt, wenn der da gelauert hätte. Seine Aura, sein Schnaufen, das Zähneklappern – irgendetwas. Der Geruch kommt ihr in den Sinn. Nichts im Hause Hopf hat auch nur annähernd so gerochen. Sie steigt draußen auf ihr Fahrrad. An die Marlies Hopf müsste sie noch die eine oder andere Frage stellen.
    D er Sandner ist mittels Dienstwagen nach Untergiesing gefahren. Nach der Behaglichkeit seiner Wohnung hat es ihn velangt. Überflüssig kommt er sich jetzt vor, am falschen Platz. Es köchelt, es ist etwas im Gange, und er ist außen vor. Als würde er in einen tiefen See starren, in trübes Wasser. Alles scheint ruhig, keine Welle, kein Strudel, kein Nix, doch unten, auf dem Grund, tobt der Überlebenskampf – das Gemetzel. Nichts zu erkennen vom Zerfetzen und Verschlingen und den Zähnen, die Stücke aus Körpern reißen. Heute Abend wär er vielleicht schlauer, zumindest wird er nicht mehr der Zuschauer sein. Vielleicht darf er

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