Fuchsteufelswild
von angenehmer respektive attraktiver Gesellschaft begleitet wird. Der Stangassinger hat dem Brandl nicht den Kragen umgedreht, da ist die Wiesner sicher. Der ganze Knatsch zwischen den beiden hätte nicht gereicht für einen Mord. Jetzt ist ihr sogar ein Lächeln ausgekommen, wie er so erzählt hat von den krummen Wegen und Geschichten, die aus ihm einen Yogainstruktor gemacht haben. Den Gradlinigen kann sie eh nix abgewinnen. Leute ohne Zweifel haben meistens irgendein Viech im Keller, das irgendwann auskommt und alles zerreiÃt, was sich nicht rechtzeitig verzupfen kann. Und auÃerdem sind da noch Stangassingers Hände. Kein weicher Pfannkuchenteig â sehnig und fest, Adern ziehen sich über den Handrücken und den Unterarm. Kraftvolle Landschaft. Damit kannst du streicheln und zupacken, wennâs sein muss. Ganz in Gedanken beobachtet sie ihn, wie er die Kaffeetasse hebt.
»Und Sie?«, fragt er, »warum sind Sie bei der Polizei gelandet?«
Hundert Mal hat sie das schon gehört, als wär sie in einer obskuren Sekte. Warum fragt nicht jemand einmal etwas Ãberraschendes? Und wennâs nach ihrer Lieblingsfarbe wär.
»Des is aber jetzt arg fad«, meint sie seufzend.
»Ich fänd das interessant.«
»Na gut. Als ich so sechs rum war, hatte ich eine Katz. Schnurri hieà die, das war eine ganz verschmuste. Die war mein bester Freund, mein Ein und Alles. Durfte sogar in mein Bett. Und eines Tages hab ich sie drauÃen auf der StraÃe gefunden. Tot. Die hat wer zamgfahren. Ich war kaum zum Trösten. Ich hab mir vorgestellt, die Polizei fängt jetzt den Mörder, schimpft ihn und sperrt ihn ein, was man halt so für Phantasien hat als Sechsjährige â aber nix ist passiert. Da hab ich mir vorgenommen, wenn ich groà bin, geh ich zur Polizei, und dann fang ich solche Leut, die kleinen Madln ihre Katzen umbringen. Und so ist der Wunsch entstanden, Polizistin zu werden, schon als ganz kleine Maz.«
Der Stangassinger bekommt einen ernsten Blick.
»Schöne Geschichte â und traurig.«
»Finden Sie? A bisserl schmalzig, oder?«
»Wieso?«
»Die erzähl ich manchmal. Stimmt aber nix dran. Meine Mutter hatte eine Tierhaarallergie, der kam kein Viech ins Haus.«
Beide müssen lachen.
»Sie wollen jedenfalls eine harte Schale haben, oder?«
»Schmarrn. Vielleicht bin ich bei der Polizei, weil ich weià... erfahren hab, dass man mit wirklich allem davonkommen kann. Und weil ich mir dazu auch noch alles vorstellen kann, alles ausmalen â die Gschichtn sind mir ned so fremd, wie ichâs gern hätt. Aber des kann ich ned ändern. Und mit der Mischung bist bei der Polizei ganz gut aufgehoben. Thatâs it.«
SchlieÃlich steht die Wiesner auf. Mühe kostet das. Mehr Mühe, als sie gedacht hätte.
»Wenn du den Mörder vom Toni hast ...«
»Was dann?«
»Würd ich dich gern ...«
»Schau mer mal.«
Erst drauÃen kommt sie wieder zu Atem. Sie hat sich nicht mehr umgedreht. Er ist sitzen geblieben. War ja alles gesagt. Herrgott im Himmel! Der Stangassinger hat sie in einen Würfelbecher gepackt und ordentlich durchgeschüttelt. Wenn sie den Mörder hat. Im Büro werden sie sich Gedanken machen, wo sie abgeblieben ist. Auch schön, wenn man vermisst wird. Da sollte sie eine gute Geschichte im Gepäck haben. Keinen Kaffeeplausch mit dem Partner des Opfers. Am liebsten wär sie jetzt einfach hocken geblieben und hätte seiner tiefen Stimme zugehört â wurscht, welche Worte die moduliert hätte. Einfach nur dem Ton gelauscht und sich zurückgelehnt und treiben lassen. Sollen sie sich ihren Mörder alleine fangen. Und überhaupt war es eine Schnapsidee, mit dem Rauchen aufzuhören. Fast hätte sie mit dem Fuà aufgestampft. Nicht, dass sie sich jetzt besser leiden kann als am frühen Morgen, aber immerhin versucht sie, Verständnis für das blonde Rumpelstilzchen aufzubringen. Besser als Strafe.
G ut, dass Sie da sind.« Dem Hartinger ist die Erleichterung anzusehen. Er nimmt seine Krücke und steht auf. Das letzte Aufgebot nimmt Habtachtstellung ein.
»Was machst du für ein Tamtam. Hat der Hopf gestanden oder der Wenzel die Stimme verloren?«
»Na ja, es ist keiner da. Die Sandra nicht und Sie ...?«
»Habts Angst gehabt allein, Burschen? Jetzt bin ich ja da.« Der Sandner
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