Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
Vom Netzwerk:
den Spuren von ...«
    Â»Doktor Frankenstein, Frank N. Further?«
    Â»Schmarrn. Der Vesalius hat sich auch die Knochen auf dem Friedhof zusammenräubern müssen. In Paris hat er mit den wilden Hunden darum gerauft und sich die Gehängten vorgenommen. Des war der Anatomiegott im sechzehnten Jahrhundert. De humani corporis fabrica – ich hab des Buch als Replik. Du musst dir mal die Illustrationen anschauen, ein Wahnsinn, da fallen dir die Augen aus dem Schädel. Der gute Mann hat bewiesen, dass man die menschliche Anatomie nur an Leichen erforschen kann. Jeder Metzger würd sich bis dato besser auskennen als die Ärzteschaft, hat er gsagt.«
    Â»Der Vesalius, da schau her. Ihr seids doch eh bessere Metzger. Weißt, Asche, des ist mir ein ewiges Rätsel, wie die Seziererei einem Freude bescheren kann. Vielleicht is des wie mit dem Pfriemeln an der Modelleisenbahn – die Leut hab ich auch nie verstanden.«
    Â»Freude? Des is ned lustig, des is faszinierend. Des is was anderes. Warum jagst du den Totschlägern hinterher? Damit du a Gaudi hast im Leben, oder bist du ein Gerechtigkeitsfreak?«
    Â»Ich hab nix Gscheites gelernt. Mit der Gerechtigkeit schind ich mich ned ab. Ich fangs ein, die Mordbuben, weil ich des am besten kann. Des is alles.«
    Â»Des glaubst du ja selber ned.«
    Â»Dann frag mich halt, wenn ich besoffen bin, noch amal. Dann komm ich dir vielleicht moralisch. Hast no an Wein?«
    A ls der Sandner die Augen aufschlägt, hält ihm eine halb nackte Judith das Haupt des Holofernes entgegen. Nicht, dass er den Gustav Klimt nicht mag, aber jedes Mal wieder hinterfragt er, ob man sich einen Mord ins Zimmer hängen muss. Kunst hin oder her. Wobei die Judith durchaus ansehnliche Brüste vorweisen kann und der Stadt darüber hinaus mittels Kopfabschneidens einen gewalttätigen Belagerer vom Leib schafft. Moralisch und biblisch wasserdicht.
    Im Gästezimmer der Aschenbrenners liegt er bequem auf der Doppelliege. Dass seine Uhr halb neun zeigt, lässt ihn hochfahren. Sie haben ihn einfach schlafen lassen. Kruzifix. Obwohl sie zum Rotwein gescheit Lockes’s Single Malt gepichelt haben, sitzt der Kopf ordentlich verschraubt und wackelt nicht. Anders als der Holofernes hat er sich gefahrlos betrinken können.
    Â»Durch Weibeshand umgebracht.« Unter der Dusche hat er die Judith durch Hambachers Gemahlin ersetzt – gedanklich. Warum will die ihrem Göttergatten den Kopf absäbeln? Wenn sie es war, die dem Sandner – wie er stark vermutet – die Nachricht hat zukommen lassen, dass ihr Mann am Samstag beim Brandl gewesen ist. Sie könnte ein Telefonat belauscht haben oder die eingespeicherte Adresse im Navi gesehen haben. Oder, oder, oder. Sie ist ja bloß der Schatten einer Frau. Ausgehöhlt von Medikamenten und Pipapo. Psychisch eine Hüttn aus Stroh, die jedes Lüftchen umblasen kann. Und dann wird sie gefressen. Sie kann sich nicht mal so eben neben ihrem Mann aufbauen und dem das Alibi aufkündigen. Das hätte sie nie und nimmer derpackt. Aber sie muss sich denken, er könnte den Brandl umgebracht haben. Oder hat sie die Gewissheit? Was hat sie mit dem Büßen gemeint? Vielleicht will sie auch einfach nur ihren Mann elegant entsorgen.
    Er schlüpft eilig in seine Hose.
    Zu wenig Fleisch, um reinzubeißen. Da wird der Fuchs nicht satt. Er muss abwarten.
    Der Sandner und der Aschenbrenner kennen sich schon ihr halbes Leben. Abgedrehte Zeiten haben sie gemeinsam überlebt. Neben dem Sandner als Gitarrist ist der Asche am Bass gestanden, wenn sie mit ihrer Band »Die Grattlers« auf irgendeiner kleinen Bühne in Schwabing oder sonst wo aufgespielt haben. Ein wildes Quartett. Der Lucky, ihr Sänger, ist eine Regionalgröße geworden. Als Ganove hat er sich erfolgreich im Geschäft etabliert. Vom Drummer haben sie nie wieder gehört. Der ist ins gelobte Land ausgezogen, um zu kapieren, wie er den Geldfluss immer in die richtige, nämlich seine, Richtung bewegen kann. Milch und Honig sollten fließen. Mit Stromschnellen hat er allerdings nicht gerechnet. Aber da ersaufen nur unwichtige Leut, für die werden keine Rettungsleinen sinnlos verschleudert. Wer sollte sich auch die Mühe machen – die geldgeilen Pflanzerl wachsen ärger nach wie das Unkraut.
    Damals jedenfalls war ihnen das Geld nicht wichtig. Nur zum Nausschmeißen. Da haben sie sich in

Weitere Kostenlose Bücher