Fuchsteufelswild
lässig hinservieren â dem sollte seine Sekretärin öfter die Lesebrille wienern. Der hatte das auch nicht auf dem Schirm. Fauxpas â zum Glück. Der Aschenbrenner kennt sich aus mit der Routine. Eine feine Nase hat er dafür, wenn ermittlungstechnisch etwas knirscht im Getriebe. Letzten Endes genieÃt er auch die Show.
»Noch was. Für den Genickbruch war definitiv kein Schlag oder Sturz verantwortlich.«
»Des hab ich ihnen weitergegeben«, wehrt sich der Jonny.
»So, jetzt wissts Bescheid«, meint der Aschenbrenner final und erhebt sich. »Ãbrigens hab ich grad noch einen Genickbruch auf der Tageskarte. Zufälle gibtâs.«
»Aber ned dieselbe Methode, oder?«, fragt der Hartinger.
Der Aschenbrenner lacht auf. »Fragts den Bischoff Kare. Ist seit heut sein Fall. In Moosach sind zwei ins Rangeln gekommen. In einer Westernbar. Squaredance, Bullenreiten auf der Attrappe, und Dolly Parton quengelt aus den Boxen. So könnts euch das vorstellen. Um eine Frau ist es gegangen â versteht sich. Gamsige Hillbilly-Braut. Der eine hat den anderen dermaÃen an die Rigipswand geprellt, dass ein Bisonschädel heruntergesaust ist. Seinem Kontrahenten hat er gleichzeitig die Faust in den Magen gezimmert, was den zu einer Verbeugung gebracht hat â Bingo. Das schwere Drumm ist ihm ins Gnack. Die billigsten Baumarktdübel wahrscheinlich. Das kriegst du auÃer in Dalton-City nur im Münchner Westen geboten. Jetzt kannst du spekulieren, ob das ein Totschlag ist oder â höhere Gewalt mit Hörnern auf.«
»Was wiegt so ein Schädel?« Der Hartinger scheint quizversessen.
»Kommt drauf an, was drin ist.« Dem Aschenbrenner sieht man an, dass er sich nur mühsam beherrscht, einen weiteren Kommentar zu unterdrücken. Wäre eine Steilvorlage vom Kommissar gewesen â dementsprechend zu billig. Er steht stattdessen auf und wirft dem Sandner einen vielsagenden Blick zu.
»Die Arbeit ruft, Wiederschauen, die Herren.«
»Wenn deine Arbeit noch rufen kann, solltest du dir Gedanken machen«, gibt ihm der Sandner mit auf den Weg.
Bevor der Jonny noch etwas Rechtfertigendes herausbringt, winkt er ihm. »Gemma â und die Butterbrezn zahlst du.«
Die Wiesner ruft er von unterwegs an und fragt sie, ob sie sich beim Hopf treffen könnten. Dass sie am Handy herumgazt wie beim Fremdgehen ertappt, schiebt der Sandner auf die besonderen Umstände der Ermittlung. Da bleibt eben keiner unversehrt.
N ächste Station: Krankenhaus rechts der Isar. Den Hopf bekommen sie nicht vor Augen. Auf dessen Station herrscht geschäftige Hektik. Das Personal macht einen konzentriert-ernsten Eindruck. Ãrzte und Pfleger tummeln sich im Zimmer des Tatverdächtigen â dem Sandner nebst kollegialer Begleitung wird der Zutritt verwehrt. Nur für Eingeweihte. Habt ihr einen Gästeausweis? Dresscode: WeiÃer Kittel. Diagnostische Aussage: Frisch erworbene Lungenembolie. Lebensbedrohlich allemal; er wirdâs wohl wahrscheinlich â nach Ausschluss aller Eventualitäten â packen. Wie immer alles ohne Gewähr, selbst für den Boandlkramer ist es allerweil wie Black Jack. Rechts der Isar ist seine Spielbank.
Vernehmung ist ausgeschlossen. Neben der Patientenzimmertür hat es sich ein Uniformierter auf einem Stuhl bequem gemacht und beiÃt von seiner Butterbrezn ab. Der Sandner hatte ihn nicht bestellt gehabt. Bei der herrschenden Personalnot im Polizeigewerbe ist das ein Luxusartikel. Wahrscheinlich ein Wenzelâscher Schachzug, um die Bedeutung vom Hopf zu betonen. Da lungert also der Wappenträger vom Herrn Wichtig herum. Das Einzige, was entfleuchen könnte, wären Hopfs dreiÃig Gramm Seelengewicht, sofern man deren Existenz nicht bestreitet. Dafür wäre der frühstückende Polizist mangelhaft ausgebildet. Der Sandner schaut ihm einen Moment lang beim versonnenen Kauen zu. Der Hopf ringt drei Meter weiter mit dem Leben. Und du sitzt da und frisst, hätte er den Beamten am liebsten spontan angeschnauzt. Aber wozu? Was soll er machen? Mit leerem Magen auszuharren hätte dem Hopf auch nicht auf die Beine geholfen. Er wird halt ein Pragmatiker sein. Ein gutes Beispiel für: Das Leben geht weiter. Der eine kämpft um sein bisserl Leben, der andere lässt sich derweil die Brezn schmecken. So ist das allerweil gewesen.
»ScheiÃe«, kommentiert die
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