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Fuck Buddies - Fremde und andere Liebhaber

Fuck Buddies - Fremde und andere Liebhaber

Titel: Fuck Buddies - Fremde und andere Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Lindberg
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– bis er auf mich zukommt. Die Tanzenden teilen sich wie das Rote Meer vor Moses oder die Komparsen in einem Kylie-Minogue-Video, und er reißt mich fort von den Mänteln und numerierten Abholscheinen, wirbelt mit mir über die Tanzfläche, nennt mich schön und begehrenswert und lässt unsere Körper gemeinsam im stampfenden Rhythmus der Musik pulsieren, bis er auf die Knie sinkt und meine Hose aufreißt, der tanzende Mob verstummt, und dann saugt Mario meinen Schwanz zwischen seine vollen Lippen, und eine Stimme sagt: „Sag, du schöner starker Mann …
     
    … is was?“ Steffen saß mir beim Frühstück gegenüber. „Du scheinst die letzten Tage irgendwie abwesend zu sein.“
    „Nö“, behauptete ich. Und setzte schnell hinzu: „Alles wunderbar. Aber ich muss los. Sonst verpasse ich meinen Bus.“
    Fünf Tage waren vergangen, seit ich dem Fremden einen schönen Tag gewünscht hatte. Fünf Busfahrten, bei denen wir uns zunächst mit einem Nicken und später einem Lächeln gegrüßt hatten. Fünf mal 18 Minuten, anderthalb Stunden. Einige meiner One-Night-Stands haben nicht so lange gedauert.
    Schon am zweiten Tag war mir bewusst geworden, dass er mich dabei beobachtete, wie ich ihn beobachtete. Immer häufiger trafen sich unsere Blicke – immer seltener schaute einer von uns sofort zur Seite. Obwohl wir stets einige Sitzreihen voneinander getrennt saßen, schienen wir uns zu umkreisen. Ich begann, den Mittelgang des Busses zu meinem Laufsteg zu machen.
    Als ich ihn an diesem Tag hinunterschwebte, passierte es. Er streckte seine Hand nach mir aus. Als hätten wir die Szene hundertmal geprobt, neigte ich mich zu ihm hinunter. Er roch würzig. Seine Stimme klang erstaunlich warm. „Ich nehme abends den Bus um 18:43“, sagte er. Mehr nicht. Ohne eine Sekunde zu zögern, ging ich weiter, stieg aus, überquerte mit hocherhobenem Kopf die Straße, drehte mich nur kurz auf dem Absatz um und bemerkte wie zufällig, dass er mir aus dem davonfahrenden Bus nachsah. Wie in einem Film. Sharon Stone würde morden, noch einmal einen so sexy Auftritt hinlegen zu dürfen. Aber keine Chance. Das hier war mein Film. Und ich fühlte mich männlicher als je zuvor. Nur mein Magen spielte Teenie-Mädchen. Schmetterlinge in größerer Konzentration. 18:43? Au weia! Ich hatte noch 10 Stunden und 51 Minuten, um mir zu überlegen, ob ich in diesen Bus einsteigen sollte.
     
    Um es gleich zu sagen: Ich bin nicht eingestiegen. Weil ich zu feige war.
    Natürlich wäre es leicht, mich hinter meiner Beziehung zu Steffen zu verstecken: „Ich könnte ihn niemals betrügen!“ Von wegen. Natürlich könnte ich. Genau so, wie ich die letzte Schokolade aufesse oder mich mit seinem Vater über ihn lustig mache, weil er Fußballregeln nicht versteht. Wenn man lange zusammen ist, dann hintergeht man sich. Und ich finde nicht, dass Sex viel ernster zu nehmen ist als Schokolade.
    „Ich traue mich nicht – Steffen würde mich verlassen, wenn er es herausfindet.“ Auch ein Entschuldigungsansatz, der bei mir nicht zieht. Ich meine, hallo – wir haben eine Bulthaup-Küche. Es gibt emotionalere Gründe, um zusammenzubleiben, aber es gibt auch die, die unser gemeinsames Leben pflastern – die Küche ist nur der profanste. Steffen und ich, wir teilen nicht nur das Bett: Wir teilen unser Leben. Und das gibt man nicht einfach so auf, wenn der andere einen Fehler macht. Wir haben beide schon einiges verbockt. Große Sachen und kleine. Vor ein paar Wochen hat er sich in einem fiesen Streit mit meiner Schwester auf ihre Seite geschlagen, obwohl er wusste, dass ich im Recht war. Und es gab da diesen Abend letzten Sommer, als er zu spät und zu betrunken nach Hause kam – und zu stark nach dem Parfüm seines Exfreundes roch. Aber all diese vermeintlichen emotionalen Totalschäden haben uns nicht auseinandergebracht – sie haben uns zusammengeschweißt. Steffen und ich haben uns nie geschworen, in guten wie in schlechten Zeiten zueinander zu stehen – wir tun es einfach. Und dass ich immer zuerst an materielle Dinge denke, die uns zusammenhalten, liegt daran, dass ich mir um die emotionalen keine Gedanken machen muss.
    Das alles sagte mir mein Verstand. Warum aber nörgelte mein Bauch leise vor sich hin, dass ich nicht über das eigentliche Problem nachdenke? Dass ich versuche, den intelligenten, reflektierenden Kai raushängen zu lassen, um mich besser zu fühlen?
    Ich stieg abends nicht in den Bus. Stattdessen ging ich früher nach Hause und

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