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Fuck Buddies - Fremde und andere Liebhaber

Fuck Buddies - Fremde und andere Liebhaber

Titel: Fuck Buddies - Fremde und andere Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Lindberg
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jede Bedeutung verloren, als Steffen auftauchte. Es kam mir nicht mehr darauf an, sie wirklich zu sagen – es hatte nur noch Bedeutung, ob er sie hören wollte.
    Ich habe mir die Liebe immer als großes Hoch vorgestellt. Himmelhochjauchzend, nie zu Tode betrübt. Die Realität, die ich an Steffens Seite kennengelernt habe, sieht anders aus. Steffen und ich, wir lieben uns – und wir haben Krisen. Und zwar solche, die mich nicht in das elegische Licht der Dramatik tauchen, sondern schlicht und ergreifend weh tun. Man mag mich naiv nennen: Aber dies zu lernen hat mich 31 Jahre gekostet. Die Zeit, die ich gebraucht habe, um Steffen zu finden. Den einen Menschen, der mich gleichzeitig glücklich und wahnsinnig macht. Den ich manchmal schlagen könnte, aber doch immer küssen will. Erwähnte ich, dass ich den Mann liebe?
    Früher habe ich mich immer darüber amüsiert, wenn meine Oma mir Lebensweisheiten mit auf den Weg gegeben hat. Einer ihrer Klassiker: Auf Regen folgt Sonnenschein. Dicht gefolgt von: Gewohnheiten sind schön, weil man schön darin wohnt. „Nee, Oma, sicher nicht“ – dachte ich. Heute nehme ich jeden Morgen den gleichen Bus. Und das ist nur die Spitze des Eisberges.
    Aufblende: Ich im Bus. 18 Minuten nach meinem „Nö“ nahte die Haltestelle, an der ich wie jeden Tag aussteigen musste. Den Knopf für das Haltesignal konnte ich bequem von meinem Sitz aus erreichen. Der Bus hielt. Ich stand auf. Und sprach, bevor ich darüber nachdenken konnte. „Schönen Tag noch für dich.“
    Hatte ich das wirklich gerade gesagt? Himmel, mir wurde schon wieder heiß im Gesicht!
    Er sah zu mir hoch. Und dann kam es, das Lächeln mit den vielen kleinen Falten. „Für dich auch“, sagte er. „Bis morgen.“
    Ich schwebte aus dem Bus.

3
     
    In den darauffolgenden Tagen schien es mir, als habe sich etwas Entscheidendes verändert. Natürlich lief oberflächlich alles weiter wie bisher: Ich arbeitete, scherzte mittags mit meinen Kollegen in der Kantine, kaufte abends auf dem Weg nach Hause ein. Steffen und ich kochten gemeinsam, erzählten uns bei einem Glas Wein, wie der Tag gewesen war. Wir räumten die Spülmaschine ein, saßen lesend auf dem Sofa, hörten Musik. Ein paar Stunden später gingen wir ins Bett und schliefen aneinandergekuschelt ein. Alles wie immer. Alles gut. Oder? Ich hatte immer häufiger das Gefühl, als würde ich mich selbst beobachten. Was ich sah, war angenehm – aber alles andere als aufregend. Mein Leben ähnelte auf erstaunliche Art dem Sex, den Steffen und ich gelegentlich haben: zärtlich, gemütlich, routiniert. Nicht weniger, nicht mehr.
    Aber wenn ich die Augen schloss und einschlief, zufrieden in meinem schönen, kantenlosen Leben, dann kam er: der Mann aus dem Bus. Er heißt Marcello. Er ist Anlageberater bei einer großen Bank. Er hat in Amerika studiert. In New York stand er nach dem Training mit „John-John“ Kennedy unter der Dusche und beobachtete, wie der sein dichtes Brusthaar, den muskulösen Bauch und anderes einschäumte, was aus Pietät hier nicht näher beschrieben werden soll (nur so viel: wow! ). Gerade hat Marcello durch einen gewieften Bilanzbetrug 2,6 Milliarden Euro auf ein Schweizer Nummernkonto überwiesen. „Komm mit mir“, sagt er, als ich in den Bus einsteige, und ohne lange zu fackeln, streife ich mein altes Leben ab und flüchte mit ihm nach Rio, wo wir in Saus und Braus leben und ekstatischen Sex unter tropischen Wasserfällen haben.
    Wenn er nicht Marcello heißt, dann nennt er sich Fernandiego de la Fuentes et Santiago Campostia – doch die Welt kennt ihn als den Blutroten Diego. Ich wehre mich, aber er ist brutal und lacht, als er mich über seine Schulter wirft und aus dem Bus trägt. Gefesselt und mit verbundenen Augen werde ich auf sein Schiff gebracht. Während er spanische Handelsschiffe brandschatzt, warte ich mit klopfendem Herzen unter Deck. Glühend kommt er zu mir, riecht nach dem Schweiß eines Helden und dem Blut seiner Feinde. Reißt mir das Hemd vom Leib, ich wehre mich, ach, erlesene Verzweiflung in meinem Blick, doch als er mich nimmt, kraftvoll und entschlossen, vergeht aller Widerstand.
    Marcello? Diego? Mario! Er ist der heißeste Tänzer in der Nobeldisco, in der ich die Mäntel der gutbetuchten Gäste entgegennehme. Voller Sehnsucht sitze ich Abend für Abend in meiner Garderobenecke und fühle die Weichheit von Pelzen an meinem Gesicht, während ich die geschmeidigen Bewegungen seiner Hüften mit hungrigen Augen verfolge

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