Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)
bekomme Angst.Mama sagt Nucki zu der Gummiwarze und stopft mir das Ding jedes Mal hurtig in die Futterluke, nachdem ich aus der Brust getrunken habe.
Bestimmt will sie, dass ich vergleiche, ihre Warze dann dem Gummi-Imitat vorziehe und sie nach oben vote. Da ich sie sehr schätze, tue ich ihr den Gefallen und sauge so gierig an dem Plastik-Nippel wie Dracula am Hals einer Jungfrau.
Bis mir schließlich auffällt: Es kommt nichts raus.
»Wahrscheinlich ein Materialfehler, die Deppen haben einfach das Loch vergessen.«, sage ich zu Teddy. »Oh Mann, wenn man nicht alles selber macht.«
Teddy grinst hintergründig und sagt: »Vielleicht macht Mama einen auf Erziehung. Thema der Woche: Bescheidenheit. Erst Brust, dann Gummi. Erst Kaviar, dann Fischstäbchen. Danach kommt Grätenlutschen. Bei der Katze ist das in umgekehrter Reihenfolge.«
Er lacht schallend und klopft sich auf die Schenkel. »Ein Scherz«, schreit er, »das ist doch normal bei den Dingern! An Schnullern soll man lullern!«
Indes hänge ich noch gedanklich an seinem Erklärungsversuch, da klingelt es an der Tür, und Bettina, Marlon und Sören-Wotan rauschen herein.
Hektisch versuche ich, den Nucki auszuspucken. Wie sieht denn das aus, meine sinnlichen Lippen unter Plastik verborgen, denke ich panisch – da sehe ich, dass Sören-Wotan auch so ein Ding im Mund hat.
Das irritiert mich. Sein Ding ist viel größer als meins, um nicht zu sagen riesig, es verdeckt die komplette untere Gesichtshälfte mit dunkelbrauner Gummimasse und dockt an die Nase an. Ein Wunder, dass er überhaupt noch Luft bekommt.
»Was ist das denn«, wiehert Mama und kriegt sich gar nicht mehr ein, »ist das ein Schnuller, oder macht ihr einen auf ›Schweigen der Lämmer‹?!«
Bettina läuft rot an. »Das ist ein echter Bio-Basic-Beruhigungssauger aus Naturkautschuk«, beginnt sie ihre Verteidigungsrede.
»Mit Ventilationslöchern für den Speichel«, ergänzt Marlon begeistert, »das macht das zugegebenermaßen nicht ganz optimale Design ja wohl mehr als wett.«
»Da sind jedenfalls keine Weichmacher drin«, doziert Bettina weiter, »und der ist garantiert Bisphenol-A-frei, das ist der ultimative Nuckel für verantwortungsvolle Eltern, und wenn ihr so weitermacht, muss Mia wahrscheinlich schon mit einem Jahr eine Zahnspange tragen.«
Mama schnappt nach Luft und flüstert Papa zu, dass Marlon den Nucki vermutlich nur in der Hoffnung gekauft habe, dass Sören-Wotans Zeugungswerkzeug später mal genau so riesig werde wie das von Marlon.
Woher sie das denn wisse, fragt Papa erstaunt, und Mama errötet leicht.
»Na ja, ihr seid ja auch privat versichert, da kann man sich eine gewisse Nachlässigkeit natürlich leisten. Aber trotzdem, was kann denn euer Nucki alles?«, fährt Marlon fort.
Papa sagt lässig: »Der hat Allradantrieb und Einparkhilfe, und wenn Mia groß ist, kann man den als Honiglöffel umfunktionieren, das finde ich enorm praktisch.«
Mama grinst überlegen in Bettinas Richtung, zischt aber Papa zu: »Als Honiglöffel, soso, damit du den auch wieder nicht saubermachen musst genau wie unseren alten oder was, das bleibt doch sowieso immer alles an mir hängen!«
Papa rollt mit den Augen und fängt an, an seinen Fingernägeln zu kauen.
Marlon überhört Mamas Bemerkung und will gerade zu einer passenden Antwort ansetzen, da spuckt Sören-Wotan seinen Schnuller aus.
Ich rufe: »Gut so! Revolution!«, und tue Selbiges mit meinem. Alle Erwachsenen bücken sich gleichzeitig.
Mama wischt den Schnuller an ihrer Hose ab und steckt ihn mir in den Mund, während Bettina eilig ins Badezimmer läuft, um das hässliche Naturkautschuk-Teil gründlich zu reinigen und desinfizieren.
Die Sache beginnt, mir Spaß zu machen, und ich spucke den Schnuller wieder aus.
Bettina kommt wieder und Mama seufzt: »Ich habe das natürlich nicht so gemeint, letztendlich sind ja beide Nuckis vorbildlich, Bisphenol-A-frei ist Mias ja auch und zudem noch brustwarzenähnlich geformt, dafür ist Sörens halt durch die Löcher an der Seite wunderbar durchlüftet.«
»Sören-Wotans«, korrigiert Bettina gewissenhaft.
»Und beide haben es ja wohl ganz gut getroffen«, redet Mama weiter, ohne Bettinas Einwand zu beachten, »in der Waldorf-Kita ist der Nucki sicher nur aus Holz, das habe ich mal irgendwo gelesen, ja, ich bin mir ganz sicher, dass das stimmt, ich muss unbedingt bei Gelegenheit mal Wiebke danach fragen.«
»Interessante Überzeugungsarbeit«, raunt Teddy mir zu, »der
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