Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)
mache sich auch nicht von alleine oder ob Gudrun vielleicht ihre Spülmaschine ausräumen wolle, das wäre doch sicher bei den Anthroposophen in der Betreuungsarbeit einer Hebamme mit drin.
Dann müsse der Vater eben mal ran, konstatiert die Hebamme eisern, mit der Zeugung alleine sei es nun mal nicht getan.
Mama lacht bitter und antwortet, das meine sie doch nicht ernst, der Chris, der habe doch zwei linke Hände, da würde ja beim Ausräumen mehr kaputtgehen, als sauber im richtigen Schrankfach landen, der sei nun wirklich gar keine Hilfe.
Das mit dem Finger meine sie, bellt Frau Wiebkötter, das mit der Spülmaschine würde sie ja schließlich nichts angehen.
Grimmig schaut sie auf den Schnuller in meinem Mund, und ich versuche, mich hinter meinem Schnuffeltuch zu verstecken. Die Hebamme ist aber noch nicht fertig und sagt drohend, sie solle ihm unbedingt sagen, er solle in jedem Fall vorher seine Hände waschen, man kenne das ja, diese Seifenspenderauf den Herrenklos seien ja auch immer leer, das sage ja nun mal alles.
Woher sie das denn wisse, fragt Mama erstaunt.
Das täte hier nichts zur Sache, blökt die Hebamme laut, und die Geburt sei ja noch nicht sooo lange her, da könne es immer noch zur Stillverwirrung kommen, das Kind könne dann nicht mehr zwischen echter Brust und Schnuller unterscheiden und tränke dann womöglich gar nicht mehr, und dann solle sie bitte schön nicht zu ihr kommen, da könne sie dann nämlich auch nichts mehr machen, und sie hätte sie schließlich gewarnt.
Zum Glück piepst nun Gudruns Notruf-Telefon.
Das sei sicher eine Geburt, da wolle sie nicht im Weg sein, als Hebamme müsse man da sicher schnell hin, da habe sie vollstes Verständnis, ruft Mama und schiebt Gudrun zur Tür hinaus. Wir stellen die Klingel ab und atmen auf.
Ich muss zugeben, diese Nuckelei fängt langsam an, mir Spaß zu machen. Tag und Nacht lutsche ich, was das Zeug hält. Teddy will ihn auch mal haben, aber sosehr er auch bittet und bettelt, ich bleibe hart, denn ich finde das unhygienisch.
Mama ist auf meiner Seite, nein, sie geht sogar noch weiter. Damit der Nucki nachts nicht rausfällt oder von Teddy geklaut wird, klebt sie ihn mir abends manchmal mit Tesa fest, die Selbstlose, die Gute, die Mama.
Danke.
6. Mütter ohne ernstzunehmende
Betreuungsalternative
Mama sagt zu Papa, sie gehe jetzt mit mir zum Turnen. Erst mal laufen können, denke ich, sage aber nichts, um sie nicht zu entmutigen. Papa ist ebenfalls überrascht von ihrer Idee und lacht aus vollem Hals, woraufhin Mama trocken erklärt, dass es sich um einen Rückbildungskurs für Mütter ohne ernstzunehmende Betreuungsalternative handele.
Auf die versteckte Kritik reagiert Papa nicht, vielleicht weil er viel zu beschäftigt damit ist, sein breites Grinsen zu verbergen. Offensichtlich freut er sich, dass wir ihn alleine lassen, und zückt eifrig sein Smartphone, um Angry Birds zu spielen.
Mama bemerkt spöttisch, es entspanne ehemalige Zivildienstleistende eben ungemein, aus der Perspektive eines krallenamputierten roten Vogels grüne Schweine abzuschießen. Das stelle ich mir lustig vor, doch sie schüttelt genervt den Kopf, und wir fahren los.
Die ganze Fahrt über grollt sie vor sich hin, Papa würde sich ja sowieso kaum um mich kümmern, sie wisse auch nicht, wie das weitergehen solle, die ganze Beziehung sei im Eimer, weil sie nicht mehr schlafe und ansonsten nur mit Stillen und Wickeln beschäftigt sei, da würde man ja bekloppt werden. Er könne ja schön seinen Job machen, da sei er fein raus, und zum Dank würde er ihr noch nicht mal Blumen mitbringen, noch nicht mal eine Primel, also lange würde sie das nicht mehr aushalten. Zudem sei auch noch ihre Figur völlig aus dem Leim, und sie wolle jetzt wenigstens mal mit Sport anfangen, wer weiß, ob sie nicht bald nach einerbeziehungsmäßigen Alternative suchen müsse, und da wolle sie schließlich körperlich was zu bieten haben.
Erschrocken guckt sie in den Rückspiegel, anscheinend um sich zu vergewissern, dass ich das nicht gehört habe. Ich schließe schnell die Augen und tue so, als ob ich schlafe.
Mit einem Seufzer schimpft sie weiter vor sich hin, dass sie ja auch überhaupt nicht mehr miteinander schlafen würden, und dass das doch wirklich eine Katastrophe sei.
Komisch, denke ich. Immer wenn ich nachts bei ihnen liege, schlafen sie doch miteinander, wir schlafen dann sogar alle miteinander in einem Bett, und ich finde das jedes Mal wunderschön.
Nehme mir vor,
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