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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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sein Fell gebürstet, bis es geglänzt hat wie eine Speckschwarte im Sonnenschein.
    Aha.
    Mein Papa.
    Reaktionären Scheiß singen, aber die Grünen wählen. Versteh einer die Welt.
    ~
    Genauso am nächsten Vormittag. Ich will in den Kühlschrank gucken, doch Mama ist dagegen. Das verstehe ich nicht und rüttle trotzig an der Tür. Mama wird sauer, macht ein strenges Gesicht und wackelt mit ihrem Zeigefinger vor meinem Gesicht hin und her.
    Vermute eine Prüfung der Temperaturveränderung oder eine spontane Wackeldackelschwanzsimulation.
    Vielleicht will sie aber auch nur wissen, wie der Wind steht und ob Surfwetter ist. Das Merkwürdige daran ist nur, dass sie gar nicht surfen kann. Nichtsdestotrotz will ich ihr helfen und pupse leise.
    Sie aber setzt ihr Günther-Netzer-Gesicht auf und sagt neinneinneinneinnein.
    Mamas wiederholen gerne Wörter.
    Ich frage Teddy: »Weißt du, was es damit auf sich hat?«
    Er antwortet gelangweilt: »Das ist eine schlechte Angewohnheit der Schallplattengeneration, weiter nichts.«
    Schallplattenspieler habe ich schon mal in Papas Tonstudio gesehen.
    Nehme mir vor, Mama bei Gelegenheit eine neue Nadel zu schenken, damit sie sich nicht mehr so anstrengen muss.
    Aber zurück zum Kühlschrankverbot.
    Denke intensiv nach.
    »Wenn man in den Kühlschrank nicht reingucken soll, wozu hat er dann Licht innendrin«, frage ich Teddy schließlich ratlos.
    Er gähnt und erwidert: »Vermutlich ist da mal wieder eine Fernsehproduktion am Laufen. Comedy-haha-ich-lach-mich-strack oder so was.«
    Das finde ich sensationell.
    Deshalb will Mama also nicht, dass ich die Türe öffne. Sie will die Produktion nicht stören. Würde man die Tür einfach öffnen, dann sähe man, wie die Schlangengurke Hugo-Egon einen total lustigen Begriff vorliest und Butter, Radieschen und drei Gäste sich alle durcheinander ihr Kleinhirn aus der Birne schreien.
    Ehrlich gesagt kann ich mich kaum zurückhalten, denn die haben immer so tolle Shows drauf bei den Privaten, die darf ich nämlich immer gucken, wenn Opa auf mich aufpasst.
    Denke scharf nach.
    »Vielleicht spielt der Senf auch Mundharmonika und hat ein Leben als Alkoholiker hinter sich.«
    »Klar«, kommentiert Teddy zynisch, »und die dicke Fleischwurst verhilft ihm zu einer Karriere in unserem Kühlschrank.«
    »Ja genau«, verteidige ich meine Idee, »für den Senf ist das Gefriergerät doch immer noch besser als die Straße.«
    Teddy verschluckt sich an seinem Honigbrot.
    Einen Haken hat die Sache aber, weshalb ich Mama sagen will, dass der Kühlschrank offen sein muss, denn wie soll ich sonst den Klimawandel aufhalten?
    Opa hat mir nämlich erzählt, dass sich draußen alles erwärmt,und was sich erwärmt, muss man kühlen. Genau wie im Atomkraftwerk oder wenn der Popo wund ist.
    Sogleich unterrichte ich Teddy von meinem Vorhaben, doch er murrt nur: »Der Kühlschrank ist doch schon viel zu alt für so was, und außerdem ist der gebraucht gekauft, das bringt energiemäßig eh nichts mehr.«
    »Gebraucht gekauft?«, vergewissere ich mich entsetzt bei Teddy, »wo denn, dann kommt der womöglich aus dem Osten, und die Stasi sitzt da drin und verhört den Frischkäse?«
    Teddy nimmt das erstaunlich locker und lacht lauthals los.
    »Klar«, sagt er und wischt sich die Augen, »der wollte sicher auf den Küchentisch rübermachen, hat aber den falschen Leuten vertraut.«
    »Genau«, rufe ich alarmiert, »und nun ist er dran.«
    Ich werde bekloppt. Die alten Stasi-Funktionäre verstecken sich gut getarnt in unserem Kühlschrank.
    Habe spontan die Fruchtzwerge im Verdacht, und Mama deckt die auch noch, IM Heike Weingarten, oder was. Peinlich. Und ich kann nicht sprechen, was für ein Desaster.
    Stattdessen versuche ich nun, meine politischen Aufdeckungen künstlerisch zu verarbeiten und schmeiße das Marmeladenglas um. Aus den schönen Scherben bastle ich ein Mosaik und schmiere den roten Glibber handwerklich so versiert in die Ritzen, dass es durch das farbliche Herausquellen den Anschein hat, als würde hinter dem Bild etwas Todbringendes passieren.
    Bin sehr zufrieden mit dem Werk, als Mama hereinstürmt und ruft: »Ist dir was passiert, Schätzchen? Hach, zum Glück nicht, komm, das schmeißen wir sofort weg, sonst tust du dir noch weh, mein Liebling.«
    ›Nicht ich, Mama‹, will ich rufen, ›die hinter den Scherben, denen tut was weh‹, aber heraus kommt nur ein »Bl, bl, bl, o, pf«.
    Sehne mich nach dem Tag, an dem ich laufen und sprechen kann, denn dann

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