Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)
einfach Glück gehabt und konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen.«
»Ist ja merkwürdig«, stelle ich fest, freue mich aber für die Hühner.
Neugierig betrachte ich weiter das Buch und sage zu Teddy: »Jedenfalls gibt’s da drin haufenweise Pferde, Mähdrescher und kleine Hunde, die an Bäume pieseln.«
»Ja, und die verrichten ihr Geschäft auf jeder Seite, schau mal nach.«
»Ja«, stelle ich pikiert fest, »«wirklich auf JEDER, ist ja widerlich!«
»Ob Provokation oder Projektion, man weiß es nicht«, sagt Teddy gelangweilt, »wahrscheinlich leidet der Zeichner an akuter Blasenschwäche, und das stille Örtchen ist gerade dekomäßig von Tine Wittler besetzt.«
»Zum Glück hat noch keiner Gerüche-Bücher erfunden«, sage ich zu Teddy und ekle mich ein bisschen.
Teddy setzt sich auf und denkt nach.
»Das mach ich vielleicht demnächst«, greift er schließlich interessiert meine Idee auf, »immer nur Teddy zu sein ist ja auf die Dauer auch langweilig.«
Kann mich wegen des Gewimmels auf diese Situation emotional jetzt nicht einlassen und winke ab: »Mach das ruhig, aber ich lese das dann mit Sicherheit nicht.«
Hoffe, dass Teddy diese Idee wieder vergisst und gebe zu, dass nicht jede Marktlücke wirklich eine ist.
Alle Tiere sind jedenfalls unerträglich fröhlich, und ich sage zu Teddy: »Um ehrlich zu sein, ich vermisse die Legebatterien, denn die hätte ich gerne ausgemalt.«
Er prustet los und fragt: »Wie denn?«
»Zack, ’nen braunen Strich, das wären die Hühner. Anthrazit fürs Gitter und unten Eier, Eier, Eier. Die würden beige aussehen, mit kleinen grünen Punkten drin. Das sind die Antibiotika.« Teddy lacht, doch ich denke, das sähe sicher sehr hübsch aus, wo es mit dem Wandbild in der Küche schon nicht geklappt hat.
Stattdessen dieser Retro-Wimmel.
»Melkmaschinen gibt’s auch keine«, wundere ich mich, »das ist doch total surreal! Es läuft doch heute keine Kuh mehr einfach durch die Gegend und kaut mit Spaß ein ungespritztes Blümchen.«
Teddy pflichtet mir bei, und auch Opa scheint zu spüren,dass ich mit der antiken Bauernhof-Darstellung in diesem Buch nicht einverstanden bin, denn er sagt gerade zu Papa, dass Kühe ja strenggenommen gar kein Vorbild für Kinder seien, da die ihr Essen wieder hochwürgen und Methan pupsen würden.
»Genau! Die Pastinake wieder hochwürgen, das sollte ich mir mal erlauben«, rufe ich entrüstet, doch Opa fährt fort und sagt, für seinen Geschmack hätten die lieber mal ein paar Steaks rumwimmeln lassen sollen. Papa unterbricht ihn und sagt, dass er schon recht damit habe, dass diese Viecher mit ihren Pupsen die Umwelt ganz schön auf die Probe stellten, dass man aber Mia damit doch nicht so früh schon belasten müsse, und er singt fröhlich: »Auch die Klimakiller-Kuh macht muh.«
Würde ihm gerne sagen, dass uns übertriebenes positives Denken ökologisch auch nicht weiterbringt, halte aber meinen Mund und gucke mir Papas engagierte Kuh-Pantomime an, denn ich denke mir, dass es besser ist, wenn ich zugucke, als das unkontrolliert der Öffentlichkeit zuzumuten.
Es ist phänomenal, bei dem Buch handelt es sich wirklich um echten Öko-Wimmel mit allem Zipp und Zapp. »Unglaublich«, sage ich zu Teddy, »im Stall tummeln sich freilaufende Hühner mit Beleghebammen und vergnügte Küken bei der U2 – sicher steckt da Schleichwerbung für gesundes Essen hinter.«
Teddy bestätigt meine Vermutung: »Damit könntest du Recht haben, Mia. Weißt du, Autoren von Kinderbüchern schreiben nie etwas ohne Hintergedanken, und vielleicht wird die Produktion dieses Buches tatsächlich von Werbeeinnahmen gesponsert. Lass mal sehen, sicher bummelt gleich der Bärenmarke-Bär um die Ecke, und Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer reitet unfallfrei auf Bio-Muffins durchs Jute-Tor.«
Er lacht und haut sich auf die Schenkel. Ich hingegen bin mir nicht sicher, ob er mich auf den Arm nehmen will, und konzentriere mich weiter auf das Buch.
Gucke mir den Bauern an und stelle fest, dass der nie arbeitet. Stattdessen sitzt der immer auf der Bank und raucht ein Pfeifchen.
»Der Bauer hat die Ruhe weg«, sage ich erstaunt, und Teddy tippt auf selbstangebauten Bio-Cannabis.
Pflichte ihm bei, denn das kenne ich von Papa, den beruhigt das Zeug auch immer sehr, und am nächsten Tag ist jedes Mal unser Kühlschrank leer, vermutlich, weil er dann genau wie der Bauer nichts tut, weder arbeiten, noch putzen, noch einkaufen. Nur dass beim Bauern der
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