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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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mich das irritiert, denn was heißt hier alle?
    Ich bin doch Einzelkind.
    Mir schwant Böses.
    Bin auf der Hut und stelle mich bei den plumpen Hinweisen auf anstehende Mehrlingsgeburten taub.
    Alle meine Entchen. Pah.
    Nehme mir vor, meine Empfindungen in einem Kinderbuch zu verarbeiten und entscheide mich für den Titel ›Viele Entchen und die Vogelgrippe‹.
    Es geht um sieben Entenkinder, dann kommt die Vogelgrippe, und nur ich bin in der Standuhr.
    Meine Eltern sehen meinen grimmigen Gesichtsausdruck, wollen mich aufheitern und singen fröhlich weiter: »Alle meine Entchen schwimmen auf dem See.«
    Unglaublich. Man kann in ihnen lesen wie in einem offenen Buch. Sie sind ehrgeizig und wollen mich zu sportlichen Leistungen motivieren, haben aber offensichtlich vergessen, dass ich erst elf Monate alt bin.
    ICH KANN NOCH NICHT SCHWIMMEN.
    »Mit elf Monaten wäre die Beherrschung von Brust-, Rücken-oder Kraulschwimmen tatsächlich so normal wie Abstinenz bei Chirurgen«, erklärt Teddy trocken.
    »Genau«, rufe ich, »außerdem schwimmt man im Wasser, nicht darauf. Auch wenn man eine Ente ist. Nur die tote Ente liegt darauf, das habe ich nämlich schon mal am Weiher gesehen. Selbst wenn die Ente amputiert ist, schwimmt sie drin.«
    Teddy lacht, doch Mama und Papa geben nichts auf meine Einwände.
    Sie grölen weiter: »... Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh.«
    Jetzt reicht’s mir.
    Die wollen also ganz viele Kinder und vor allem einen Jungen. Sobald ich laufen kann, hau ich ab, das haben sie dann davon.
    ~
    Seitdem meine Eltern mir so unsensibel ihren erneuten Kinderwunsch mitteilen, beschäftige ich mich immer häufiger mit meinem Aussehen. Zu meinem Leidwesen habe ich nämlich immer noch keine Haare. Bin ich ihnen vielleicht zu hässlich?
    Mama nennt mich lachend Zöpfchen, und ich lerne fürs Leben, dass Humor nicht immer teilbar ist.
    Angestrengt denke ich über eine Perücke nach. Sam Hawkins trägt in den Karl-May-Verfilmungen auch eine, wenn ich mich nicht irre. Opa sagt immer, der habe nen Mopp auf dem Kopp, da jucke es aber angeblich drunter.
    Nee, so was will ich nicht haben.
    Andererseits habe ich beobachtet, dass Sören-Wotan immer häufiger auf Levke-Fees Mähne schielt, und ich habe langsam das Gefühl, dass ich diesen äußerlichen Vorteil meiner Rivalin intellektuell nicht mehr ausgeglichen kriege.
    Frage Teddy um Rat, doch er konstatiert nur trocken: »Die Hetero-Männer sind halt alle gleich, da bleibt dir nur abzuwarten, irgendwann wird auch bei dir da oben etwas sprießen, da bin ich sicher.«
    Ein schwacher Trost, denke ich, wieso nur bin ich so kahl?
    »Wahrscheinlich wollte mir im Chaos nach der Geburt ein verwirrter Anthroposophen-Indianer aus nur ihm bekannten Gründen meinen Skalp nehmen und hat nur mein Haupthaar erwischt«, überlege ich fieberhaft.
    Teddy lacht überrascht auf: »Wieso sollte so einer ausgerechnet im Krankenhaus rumlaufen?«, fragt er skeptisch.
    »Wegen seiner Raucherlunge«, antworte ich ernst, »Friedenspfeife, du weißt schon.«
    »Ja genau!«, ergänzt er prustend, »oder der Versager ist ein Freund von Frau Wiebkötter und tut so, als bräuchte er ihre Wolle zum Stricken von ganzheitlichen Still-BHs.«
    Auch eine Idee, denke ich, wer sonst könnte wissen, wo ich rauskomme.
    »Oder der Möchtegern-Figaro hat zu viel Helge Schneider gehört«, argumentiert Teddy grinsend.
    Gebe ihm recht und sage frustriert: »Dann wäre er wiederum erfolgreich gewesen, denn ICH kann jedenfalls kein Haupthaar mehr schütteln.«

21. Konfrontation mit der
Härte des Lebens
    Soeben hat Oma mir voller Freude mein erstes Wimmelbuch geschenkt. Hatte Pimmel-Buch verstanden und war irritiert. Ein Buch voller Pimmel, das braucht ja keiner.
    Nein, Wimmel. Weil alles da drin rumwimmeln würde, hat Opa mir erklärt und gelacht.
    Teddy verdreht die Augen und sagt: »Irgendwann musste das ja kommen. Die Bücher gibt es in allen möglichen Variationen, Mia, aber eins kann ich dir sagen, das liebste Motiv der Illustratoren ist immer ein völlig überfüllter Bauernhof, ich kann’s echt nicht mehr sehen.«
    Tatsächlich, Hof und Haus sind überbevölkert wie ein Ameisenhaufen beim Richtfest.
    Teddy erklärt lakonisch: »Solche Massen sieht man sonst nur beim Pilgern nach Mekka.«
    Nehme das hin und suche als Erstes die totgetrampelten Hühner, doch es sind keine da.
    Frage Teddy, wo sie sind, und er antwortet: »Wahrscheinlich hat man sie wegretuschiert. Oder die Guten haben

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