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Fuck

Fuck

Titel: Fuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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verflucht!
    Ich suhlte mich in Selbsthass, steigerte mich in die Wut hinein und überlegte sogar tatsächlich eine ganze Weile, dass die Welt ohne mich viel besser dran wäre. Wer würde mich denn tatsächlich vermissen?
    Katja hatte recht, ich war kein richtiger Vater für Sophie, sie wäre mit einem Papa, der rund um die Uhr für sie da war besser dran. Meine Eltern hatten mich längst abgeschrieben, als ich sie damals mit dem Laden und meiner schwangeren Frau sitzengelassen hatte, um in die Stadt zu ziehen und mein schwules Leben zu leben. Ich war nicht ein einziges Mal mehr ins Dorf zurückgekehrt, hatte sie nicht einmal besucht als mein Vater vor drei Jahren schwer erkrankt war.
    Ich lebte zurückgezogen, war sogar zu feige gewesen Freundschaften anzubahnen. Die Kollegen hatten recht wenn sie sich darüber lustig machten, dass ich nie ausging, nie in näheren Kontakt zu ihnen trat. Ich hatte Angst vor den Verpflichtungen, die solche Freundschaften mit sich brachten. Außerdem hatte ich nie Freunde gehabt, schon in meiner Kindheit nicht. Ich wusste nicht, wie man das machte, was man als Freund so tat.
    Meine Kindheit verbrachte ich im Laden meiner Eltern, zwischen den Regalen voller Waren und sammelte diese eifrig für unsere Kunden zusammen, sobald ich laufen und verstehen konnte, was diese wünschten. Mein Kinderzimmer war zugleich das Arbeitszimmer meiner Mutter gewesen, die dort im Auftrag Näh– und Bügelarbeiten erledigte. Anstatt mit anderen Kindern durch die nahen Wälder zu toben und den Erwachsenen Streiche zu spielen, hatte ich alte Elektrogeräte gesammelt, zerlegt und neu zusammengebaut – zu Robotern.
    Meine Spielgefährten hatten aus Metall und Kabeln bestanden, waren wortlose Geschöpfe aus Plastik und Schrauben gewesen.
    War es nicht reine Ironie, dass es heute nicht anders war? Die Chance, dass Fuck so etwas wie eine beginnende Psychose darstellte, war sehr hoch.
    Heute baute ich in meiner Freizeit keine Roboter mehr, sondern programmierte an einer Software, die – Überraschung – einmal einen Freund simulieren sollte. Ein Projekt, an dem ich seit Jahren arbeitete, für das ich mir selber das Programmieren beigebracht hatte. Kurse hatte ich immer vermieden – fremde Menschen – aber das Internet bot alles was ich brauchte. Mein Ziel war, dass mein Computer mir die Illusion vermitteln würde eine Persönlichkeit zu haben, mit der ich interagieren konnte.
    Niemand würde mich vermissen, wenn es mich nicht mehr gäbe.
    Leo? Auch er war besser dran ohne mich. Hätte ich nur nie zugelassen, dass wir uns trafen, hätte ich ihn bloß nie geküsst. Ich hoffte, er hatte keine Gefühle für mich oder wäre nun zumindest sauer genug, um mich zu verabscheuen, mich zu hassen. Er sollte sich freuen, wenn er von meinem Tod …
    Was dachte ich da! Ich wollte doch gar nicht
wirklich
sterben.
    Oder?

– Fuck III –
    Ich blieb vor einer Pfütze stehen, die tief genug war, um noch nicht verdunstet zu sein. Die Sonne stand bereits tief, aber ich konnte mich gut darin spiegeln. Mir war nur entfernt bewusst, was ich tat, dass dies mein Weg war, einen Freund zu rufen.
    Das einzige Wesen, das aktuell einem Freund nahe kam.
    „Fuck!“, rief ich voller Inbrunst, ich rief es so ehrlich aus meiner Seele, wie nie zuvor: „Fuck! Fuck! Fuck!“
    Der Kies des Weges knirschte, und erstmals hatte ich keine Angst vor Fuck, sondern spürte ein vertrautes Aufflackern in meinem Bauch, als er sich neben mir materialisierte.
    Wow. Er war wahrlich groß, vermutlich sogar größer als drei Meter. Er streckte sich durch, richtete sich auf, reckte seinen Kopf in die Luft wie Katzen es taten, wenn sie flehmten. Er streckte alle vier Arme weit von sich, fuhr sie bis zu ihrer vollen Länge aus. Es surrte und seufzte, knarrte und knackte und mit Freude beobachtete ich, wie sich Fuck ausdehnte und die Bewegungsfreiheit genoss.
    Die Sonne stand zwar nicht hoch am Himmel, und Aussicht gab es hier, wo wir standen, auch keine, aber wir brauchten nur wenige Meter weit zu gehen, dann bekamen wir einen wunderbaren Ausblick über die Stadt. Die untergehende Sonne spiegelte sich an den verchromten Metallstangen, seinem kleinen Blechkasten mit den Objektiven, verlieh dem Roboter einen goldenen Glanz.
    Zur vollen Größe aufgeklappt, vom sanften Wind des beginnenden Abends umschmeichelt, und mit den vielen glitzernden Reflexionen, orange von der Sonne, blau vom Himmel und grün von den Bäumen, wirkte er fast majestätisch. Hätte ich keine

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