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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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erste in meinem Leben,schon ein paar Mal hatte ich befürchtet, schwanger zu sein. Ich hatte mir nie vorstellen können, ein Kind zu bekommen. Klar wollte ich irgendwann Mutter werden, doch erst in einer fernen Zukunft, ich war schließlich erst zweiundzwanzig.
    Es war einer der Tage, an dem sich die Kunden die Klinke in die Hand gaben. Erst am Abend, nachdem der letzte Gast gegangen war, kam ich dazu, den Test zu machen. Ich rannte auf die Toilette und pinkelte auf den Stab. Gleich wirst du sehen, dass es wieder mal nur Hirngespinste waren, danach geht alles wie gewohnt weiter, sagte ich mir. Aber als ich das Ergebnis in der Hand hielt, zitterte ich: Ich war schwanger.
    Das kann nicht sein, war mein erster Gedanke. Obwohl sich die Situation zwischen mir und Ladja entspannt hatte, hatten wir in den letzten zwei Monaten nicht miteinander geschlafen. In der »Oase« konnte es auch nicht passiert sein, nie war mir ein Kondom gerissen und ohne machte ich es nicht. Dann fiel mir der Abend ein, an dem ich mich mit Milan betrunken hatte und wir anschließend die Nacht in meiner Wohnung im Alkoholrausch verbracht hatten. Hier musste es geschehen sein – und ich konnte mich nicht mal genau an den Moment erinnern. Mir schossen die Tränen in die Augen.
    Ich hockte eine Weile auf der Toilette. Wie aus großer Entfernung nahm ich das Kommen und Gehen der Frauen im Vorraum wahr. Frauen, die sich schminkten, quatschten, lachten und keine Ahnung davon hatten, was sich direkt neben ihnen gerade abspielte. Am liebsten wäre ich sofort nach Berlin zurückgefahren, in mein Bett gekrochen und eingeschlafen. Ladja würde mir heißen Tee mit Zitrone ans Bett bringen, wie er es immer machte, wenn ich krank war. Doch diesmal ging es nicht um eine einfache Grippe,die man mit Medikamenten und viel Schlaf wegbekommen konnte, auch nicht um eine verpatzte Prüfung, die sich wiederholen ließ. Diese Schwangerschaft war das Schlimmste, was mir bis jetzt in meinem Leben passiert war.
    Irgendwann kam ich wieder zu mir. Ich wusste nicht, wie viel Zeit ich auf dem Klo verbracht hatte, doch es schien auch niemanden zu interessieren. Es gab hier so viele Frauen, selbst die Bardame konnte sich nicht alle Gesichter merken. Ich nahm meine Jacke und ging nach draußen. Wie ein Roboter lief ich durch die Gegend, meine Gefühle waren wie ausgeschaltet. Ich stellte mir die Reaktion meiner Familie vor, wenn ich ihnen von meiner Schwangerschaft erzählen würde. Sie hatten nur mit Mühe die Tatsache akzeptiert, dass ich mit gerade mal zwanzig Jahren Ladja geheiratet hatte, aber ich hatte ihnen versprechen müssen, keine Kinder zu bekommen, bis meine Ausbildung beendet wäre. Jetzt würden sie mich verstoßen oder in die Klapsmühle einweisen lassen. Ich dachte an Ladja, an sein Gesicht, wenn er erfahren würde, dass ich von einem anderen Mann ein Baby erwartete – gerade jetzt, wo er sich alle Mühe gab, unsere Beziehung zu retten. Und Milan? So wie ich ihn kannte, würde er die Vaterschaft abstreiten. Selbst wenn ich ihn auf Alimente verklagte, würde er nie zu mir stehen. Am liebsten hätte ich Jule angerufen und mich bei ihr ausgeweint, aber ich fürchtete mich vor ihrer Reaktion. Sie hatte mich immer davor gewarnt, mich zu sehr mit Milan einzulassen. Dann dachte ich an Vera, meine Freundin aus der »Oase«, die im Puff arbeitete, um Weihnachtsgeschenke für ihr Kind kaufen zu können. So wollte ich auf keinen Fall enden. Anstatt Freude über das neue Leben, das in mir wuchs, spürte ich nur nackte Angst.
    »Was machst du denn hier? Bist du bekloppt?« Eine tiefe Stimme holte mich aus dem Teufelskreis meiner Gedanken.
    Ich saß inzwischen auf einem Stein neben dem Parkplatz des Bordells und es hatte zu regnen begonnen. Vor mir stand eine schwarze Frau, mit der ich mich im Club einmal kurz unterhalten hatte. Sie war groß, stämmig und ihre Haare waren zu kleinen Zöpfen geflochten, die von bunten Perlen zusammengehalten wurden. Sie trug einen blauen Anorak mit Kapuze und dazu Gummistiefel, und in der Hand hielt sie eine Plastiktüte, die nach chinesischem Essen roch.
    »Ich wollte in Ruhe nachdenken«, flüsterte ich.
    »Bei der Kälte? Du holst dir noch eine Lungenentzündung.« Sie zeigte mit dem Finger in den schwarzen Himmel.
    »Das wäre das geringste Problem«, seufzte ich. »Ich bin schwanger von meinem Liebhaber und mein Mann weiß nichts davon.«
    Sie blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Jesus Maria«, brachte sie als einzigen Kommentar

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