Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
sich, als wäre es sein erstes Mal.
Die Aufzugtür geht auf, und Muhackel sprintet in Richtung Haustüre, als mein Nachbar um die Ecke kommt. Er ist Anfang dreißig und ein Netter. Er sitzt oft draußen im Gang und raucht. Ich denke, das ist für ihn eine Art Auszeit, um sich ein wenig von seiner Familie zu erholen. Er torkelt ein bisschen, und ich merke sofort, dass er getrunken hat. Das ist für ihn recht ungewöhnlich. Er freut sich, mich zu sehen.
»Du gehst mit dem Hund spazieren?«, fragt er. Ich nicke. »Hast du etwas dagegen, wenn ich ein Stück mitkomme?«
»Nein, das ist O.K. Mir ist sonst ohnehin immer ziemlich langweilig.«
Als wir das Haus verlassen, fragt er, ob ich mit ihm unterwegs noch ein Bier trinken will.
»Warum nicht«, antworte ich.
»Wie viele?«, fragt er und betritt den Supermarkt, während ich draußen mit dem Hund warte.
»Eins reicht, denke ich.«
»Ach komm schon. Zwei, drei vielleicht? Und Zigaretten?«
»Nein nein, eins reicht wirklich«, sage ich bestimmt, und er verschwindet im Supermarkt. Doch es dauert nicht lange, bis er wiederkommt. In der Hand hält er zwei Flaschen Bier.
»Komm«, sage ich, »lass uns nach Hause gehen. Wenn du willst, dann können wir dort noch ein Bierchen trinken.«
»Du hast heute gefeiert?«, frage ich.
»Nein, nur ein bisschen getrunken. Meine Familie ist im Urlaub, und ich bin allein zu Hause. Da kann ich mal die Sau rauslassen.«
»Du bist nicht mit in den Urlaub?«, frage ich nach.
»Nein, das Geld reicht nicht. Ich musste mir schon die Kohlen für diesen Urlaub von einem Freund leihen. War schon seit vier Jahren nicht mehr im Urlaub«, meint er. Später sitzt er auf meiner Couch, und wir reden ein bisschen. Vor uns stehen zwei kühle Biere auf dem Tisch.
»Du bist DJ , oder?«, fragt er. »Ich sehe dich immer mit so vielen Frauen. Eine hübscher als die andere. Was für ein Leben!«
»Nicht nur DJ . Ich arbeite unter der Woche in einer Werbeagentur.«
Dabei verschweige ich mit Absicht, dass ich der Besitzer der Agentur bin.
Er ignoriert meinen letzten Satz jedoch und fragt mich über mein DJ -Leben aus. Er will wissen, wie das in den Moskauer Klubs ist. Ich finde heraus, dass er selbst in einer Import-Export-Agentur arbeitet und im Monat um die 1000 Euro verdient. »Das ganze Geld gebe ich zu Hause ab. Wir leben zu fünft in unserem Apartment, und ich bin der Einzige, der Geld verdient. Meine Frau arbeitet nicht. Ich habe zwei kleine Kinder. Meine Schwiegermutter und mein Schwager leben bei uns. Sie arbeiten auch nicht.«
Wow. 1000 Euro für fünf Personen in Moskau. Das ist hart. Ich hoffe, dass er mich nicht fragt, was ich mit dem Auflegen verdiene. Letzte Woche habe ich einen Abend im Krysha Mira, einem der angesagtesten Klubs Moskaus, aufgelegt und in einer Nacht so viel verdient wie mein Nachbar in einem Monat. Das rückt mein Leben in eine ganz andere Perspektive.
Gegen zwei Uhr morgens verabschieden wir uns, und er geht hinüber in seine Wohnung.
»Wenn wir das nächste Mal eine DJ -Session bei uns zu Hause machen, dann komm vorbei, und mach mit. Das wird bestimmt gut«, sage ich zur Verabschiedung. Doch ich weiß, dass wir uns in Zukunft wieder nur auf dem Gang grüßen werden. Er wird eine Zigarette in der Hand haben, und wir werden ein bisschen Small Talk machen, während ich auf den Aufzug warte, das wird es auch schon sein. Unsere Leben sind einfach zu weit auseinander.
Bitteres Ende
Heute bin ich DJ im Paparazzi. Wir veranstalten dort seit ein paar Monaten jeden Freitag unsere Party. Manchmal läuft es gut, manchmal schlecht. Heute so lala. Ein paar Leute tanzen vor meiner DJ -Box. Ich langweile mich ein wenig, denn es ist jedes Wochenende das Gleiche. Also zünde ich mir eine Zigarette an und trinke von meinem Wodka Cranberry. Die Barkeeperin mag mich, deswegen hat es die Mischung in sich, sie macht halbe-halbe. Es ist heute schon mein zweiter, und langsam spüre ich den Alkohol, was sich üblicherweise gut auf mein DJ -Set auswirkt. Oder vielleicht denke ich das auch nur, weil ich es betrunken nicht mehr einschätzen kann.
Auf der Tanzfläche winken mir zwei Mädels zu und grinsen über beide Ohren. Es ist sehr dunkel im Klub, deswegen sehe ich nicht, ob sie hübsch sind oder nicht. Nachdem ich fertig bin, übergebe ich an den nächsten DJ und gehe an die Bar, um mir einen Absacker zu holen, bevor ich nach Hause gehe. Doch da sind sie wieder, meine beiden Fans, und es stellt sich heraus, dass sie noch sehr jung
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