Fuego, Andréa de
sich nicht, als sie von dem geerbten Land erfuhr.
»Ich werde nicht mit diesen Leuten zusammenleben und meinen Ertrag mit ihnen teilen.«
»Mein Ertrag gilt nur für zwanzig Jahre, Sie werden das alles Ihr Leben lang haben«, unterbrach Timóteo sie.
»Scher dich zum Teufel, Bauerntrottel!«
»Beruhigen Sie sich«, bat der Anwalt.
Als er Moara ihre Rechte darlegte, wurde sie etwas geduldiger. Sie verstand die Aufteilung nicht, sollte man Timóteo doch was anderes vermachen. Die beiden hatten das Zusammenleben geerbt. Sie erklärte, dass sie ins Gutshaus ziehen würde, ehe die Bauern dort ihre Familien reinsetzten. Ihre Mädchen würde sie mitnehmen, schließlich sei sie inzwischen eine bekannte und geachtete Puffmutter und erziele das größte Vermögen in der ganzen Gegend. Sie würde im Gutshaus ein Bordell eröffnen, das Bordell Moarão. So würden sich dort wenigstens keine Katholiken rumtreiben, zumindest am Tage. Das Gewerbe würde den Unterhalt des Gutshofs sichern. Und außer dem Kaffee würde nichts, aber auch gar nichts von dort wegkommen. Kein einziges Korn, und auch keinen Tag länger als die vereinbarte Nutzungszeit.
»Ein verdammtes Erbe.«
58. Kapitel
NICO WOLLTE GERADE zur Fazenda aufbrechen, Maria kochte Maisbrei auf dem Herd, Antônio suchte einen Hut und konnte sich nicht entscheiden zwischen den beiden, die er an die Wand gehängt hatte. Die nächste Ernte stand bevor, Nico war in Hochstimmung wie lange nicht mehr.
»Er ist nur deshalb so begeistert, weil er den ganzen Tag mit diesen Mädchen zusammen ist«, knurrte Maria.
»Wir betreten doch nicht mal das Gutshaus«, regte Nico sich auf.
»Timóteo geht da rein, aber der ist Junggeselle wie ich«, sagte Antônio grinsend.
»Gehst du da auch rein?«, fragte Maria.
»Nico lässt mich nicht, er findet es schon schlimm, wenn ich nur mal einen Blick auf das Gelände der Mädels werfe.«
Das Wissen, dass tagsüber Frauen auf dem Gelände lachten und scherzten, sich in kurzen Röcken sonnten, machte Antônio ganz heiß. Manche benutzten selbst unter dem Avocadobaum noch einen spitzenbesetzten Sonnenschirm. Er fand das schön, ließ sich in der Nähe des Obstgartens nieder und lauschte den weiblichen Klängen, den Geräuschen aus dem Haus, der fröhlichen Stimmung. Nie sah er dort andere Männer als die Landarbeiter verkehren. Männer im Haus nur am Abend. Nico wies Antônio Aufgaben zu, gab es aber irgendwann auf und ließ dem Bruder seinen Spaß mit den Schönheiten, die Nico nicht mehr bedeuteten als irgendein Mandarinenbaum. Er wusste, dass der Baum gut war, aber er existierte, weil er existieren musste. Timóteo aß im Gutshaus zu Mittag, die anderen bekamen das Gleiche, nur auf dem Feld. Die Frau, die Tizicas Stelle eingenommen hatte, brachte die in Tücher gewickelten Teller mit dem Essen.
»Es wird Zeit, Antônio, mach schon«, rief Nico.
Antônio hatte noch nicht entschieden, welchen Hut er aufsetzen würde. Da hörten sie draußen jemand in die Hände klatschen.
»Maria, da ist jemand am Tor, geh nachsehen! Wir gehen unten raus, dann sind wir schneller.«
Antônio und Nico verschwanden durch die Küchentür. Maria, die sich im Wohnzimmer befand, traf auf der Schwelle Eneido an. Abgetragene Kleidung, langes Haar, seit Jahren nicht rasiert, die Augen glänzend. Maria brüllte nach Nico, der kehrte zurück.
»Eneido?«
Antônio kam hinterher, hielt respektvoll inne, als handele es sich um den Besuch eines Pfarrers oder einer Amtsperson.
»Mach ihm einen Kaffee, Maria«, bat Nico.
»Ich wollte nur was ausrichten, komme von der anderen Seite des Tals, dort wohne ich.«
Nico kannte die Geschichten, die Timóteo auf der Musikertribüne erzählt hatte. Er hatte sich nicht dazu geäußert, Maria und Antônio sahen darin keine Verrücktheit, sondern hielten sie für Spinnereien eines überspannten Jungen. Timóteo war charmant und ehrgeizig, das eine bedingte das andere.
»Die Leute haben es nicht geglaubt, und ich auch nicht«, sagte Nico.
»Geraldo ist gestorben, Eneido. Nico, Antônio und Timóteo kümmern sich jetzt um die Kaffeeplantage«, sagte Maria.
»Das ist Antônios und Nicos gutes Recht, solange Júlia nicht hier ist. Ich hab es vor einiger Zeit schon Timóteo erzählt, noch vor Geraldos Tod.«
»Du übernachtest hier, Eneido, wir gehen jetzt zur Fazenda, und wenn wir wiederkommen, reden wir.« Antônio sprach schnell, setzte den Hut auf und wollte gehen.
»Warum wohnt ihr nicht auf der Fazenda?«
»Die Fazenda
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