Fuego, Andréa de
gehört nicht uns, da wohnt jetzt eine Freundin von Seu Geraldo, sie hat sie geerbt.«
»Júlia ist die Erbin von Rio Claro.«
Maria lachte, Nico und Antônio wurden ungeduldig.
»Wenn wir wiederkommen, reden wir, Eneido«, verabschiedete sich Nico.
»Geraldo ist Júlias Vater, mein Junge. Deine Mutter war seine heimliche Geliebte, ich habe auf Geraldos Geheiß sogar geholfen, es geheim zu halten. Sei nicht so naiv, Malaquias!«
Geraldina erhitzte sich, Antônio schwitzte, Maria setzte sich, Nico ebenfalls. Eneido erzählte alles, was er aus der Zeit, in der er auf der Fazenda gearbeitet hatte, über die Beziehung zwischen Donana Malaquias und Geraldo Passos wusste. Von Donanas Gewissheit, dass die jüngste Tochter von Geraldo stammte, von ihrem Geständnis an dem Tag, als sie Eneidos Tochter den Rücken segnete. Er selbst hätte auch versucht, sich an sie heranzumachen, in der Hoffnung, wie Geraldo in ihr eine Frau zu finden. Eine Frau mit ernstem Gesicht und freiem Körper. Eneido erzählte von der Abfuhr, die Donana ihm erteilte, obwohl er von ihrer Affäre mit dem Patron wusste. Nicht einmal Eneidos Drohungen hätten sie umstimmen können, sie behauptete, das sei der reine Trieb gewesen, ohne Verstand, nie wieder würde sie einen anderen haben als Adolfo. Nicht mal die Hunde seien ihm treuer ergeben als sie.
»Geraldo, der Vater von Júlia«, stellte Maria fest.
»Geraldo, der Vater von Júlia«, bestätigte Eneido.
»Warum hat er dann alles den Nutten hinterlassen? Denkt er denn gar nicht an seine Tochter?«
»Er ist gestorben, ohne es zu wissen, das garantier ich dir, Maria.«
»Wenn ich sein Sohn wäre, würde Geraldo sich für mich schämen, so klein wie ich bin«, sagte Antônio.
»Ich muss los.«
»Du machst uns unglücklich und gehst dann wieder«, sagte Nico.
»Ich hab noch nicht mal meine Nachricht überbracht.«
Eneido sagte, er sei nur ihretwegen von der anderen Seite des Tals gekommen. Um ihnen zu sagen, dass die Leute von dem Schiff sich bereit machten, wieder in See zu stechen, denn das Wasser aus dem Staudamm würde an seinen angestammten Platz zurückkehren und das Schiff wieder flott werden.
Maria und Antônio kapierten nicht sofort. Nico schlug vor, auf das Schiff umzuziehen und mit ihm auf Reisen zu gehen.
»Nico, als du verschwunden warst, bist du da dort gewesen?«, fragte Maria. Eneido grinste.
»Wenn er dort gewesen wäre, hätte ich ihn gesehen, ich bin der Wächter der Schwelle.«
59. Kapitel
JÚLIA UND LUDÉRIA dankten dem Tag, an dem sie gemeinsam die Freimaurerloge betreten hatten. Seitdem war ihr Leben anders geworden. Ludéria hatte noch nie einen Arbeitgeber gehabt, der gleichzeitig Freund war, der dieselbe Sprache sprach, dasselbe Essen mochte. Júlia war wie berauscht, zeigte den ganzen Tag ihre Zähne. Messias gefielen die beiden an der Verkaufstheke. Ihr Leben bestand aus Gottesdienst und Laden. Die Kundschaft kam wieder, Júlia gab Tipps für Kleider, Ludéria für Umschläge an Leinenhosen und Abnäher an langen Kleidern. Júlia mochte keine Knöpfe, schon das Wort nicht, und erst recht nicht, sie in die Hand zu nehmen.
»Sei nicht dumm, Júlia, das ist nur ein Knopf.«
»Sprich das Wort nicht aus.«
»Wie willst du sie verkaufen, wenn du das Wort nicht aussprechen kannst?«
»Du verkaufst sie, und ich übernehm die Nadeln.«
Ludéria zeigte sich aus Dankbarkeit verständnisvoll, schließlich hatte sie sich mit einem Schlag von Leila und dem Spülbecken befreit.
»Hier sehe ich jedes Mal einen anderen Stoff, wenn Messias mit neuer Ware aus der Fabrik kommt, dort sah die Wäscheleine immer gleich aus.«
Ludéria wusste, wie man näht, hatte aber kein Händchen dafür. Sie zeigte Júlia, wie man ausbesserte, dann, wie man mit den Augen Schnitte kopierte. Mit ihrem Gehalt konnte sie Stoffe, die schlechter gingen, billiger erwerben. Ludéria besaß eine Zeitschrift mit Filmschauspielerinnen, ein einziges Exemplar nur, das sie bei Leila aus dem Müll gefischt hatte. Schauspielerinnen mit smaragdgrünen Augen, schmaler Taille, in schwarzem Satin. Júlia kopierte ein Abendkleid in einfachem Baumwollstoff. Sie trug es selbst an der Verkaufstheke. Anfangs dachten die Leute, es sei zu brav, an einem heißen Tag ein langes Kleid zu tragen. Sie antwortete, bei Baumwolle sei das kein Problem, außerdem sei es angenehm, den Körper bedeckt zu haben und nicht von den Blicken der Männer belästigt zu werden. Die ersten Bestellungen gingen ein, den Betschwestern aus
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