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Fuego, Andréa de

Fuego, Andréa de

Titel: Fuego, Andréa de Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschwister des Wassers
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nässte die Strümpfe. Regen, Gewitter.
    »Los, wenn wir rennen, schaffen wir es noch.«
    Júlia löste sich aus Ludérias Arm und rannte. Sie lief in ihr Zimmer, entkleidete sich, zog das Nachthemd an. Ludéria ging zum Gottesdienst. Auf dem Hinweg wurde sie nicht besonders nass, doch als sie nach Hause kam, klebte die Kleidung schwer und dunkel an ihrem Körper. Im Zimmer trommelte das Wasser aus einem Leck im Dach in eine Milchpulverdose. Júlia lag eingerollt unter der Bettdecke, schwitzend, das Gesicht blutleer.
    »Du glühst ja.«
    Ludéria zog die Decke weg und sah den dunkelroten Fleck auf dem Nachthemd, auf Höhe des Bauches.

60. Kapitel
    ENEIDO LIESS DIE drei in völliger Trübnis zurück, in einer Trostlosigkeit, die Stunden, Tage andauerte. Nico ging allein zur Fazenda, Maria blieb ungerührt, seine Apathie war ihre Sicherheit, in einer solchen Verfassung dachte wenigstens keiner an andere Frauen. Seine Mutter, Donana, Geliebte von Geraldo, Júlia nur Halbschwester.
    »Mutter hat sich in ihn verliebt.«
    »Sie wurde bestimmt gezwungen.«
    »Mutter war so stark, hat sich von Geraldo getrennt …«
    »Júlia gehört die Fazenda und sie weiß es nicht, sie hatte einen Vater und kam ins Waisenhaus.«
    »Júlia muss zurückkommen und ihr Leben in die Hand nehmen.«
    Die Untreue der Mutter, Donanas Liebschaft schmälerte die Euphorie, die Júlias Glück hätte auslösen können. Im Grunde war es besser, wenn Júlia in der Ferne blieb, sonst entdeckten sie an ihr womöglich noch Züge von Geraldo statt von Adolfo. Antônio fühlte eine stärkere Beklemmung als Nico, der dem Patron eine gewisse Achtung entgegenbrachte, da er von ihm aufgezogen worden war. Er litt, weil die Nachricht zu spät kam.
    Antônio setzte sich unter den Avocadobaum, in seinen Schatten von weitem Radius. Er streckte die kurzen Beine aus und lehnte sich an den pulsierenden Stamm des Obstbaums, Geraldina dehnte sich im Schatten aus. Geraldo ging Antônio nicht aus dem Kopf, an sein Gesicht erinnerte er sich besser als an das der Mutter. Tizica hätte sich um Júlia gekümmert, Geraldo hätte sie nicht angerührt, ein Mädchen wird beschützt, Männer haben Mitleid mit Mädchen.
    Hitze ohne Wind unterm Avocadobaum, die Blätter reglos, glitzernde Spinnweben. Geraldina erzitterte am ganzen Körper, nur sie, Antônio spürte nichts, Geraldina klebte gerade nicht an ihm. Eine reife Avocado fiel zwischen die vielen anderen, grüner, öliger Matsch. Antônio hörte ein Pfeifen, nichts, was er einordnen, dem er einen Sinn geben konnte. Ein Pfeifen wie von einem fernen Radiosender, dessen Schwingungen sich stabilisierten, auf mittlerer und niederer Frequenz stehenblieben, ein paar Sekunden auf der einen, ein paar auf der anderen. Es waren die Ultraschallwellen, die das Schiff von der anderen Seite des Tals aussandte, vergleichsweise schwach für ein Schiff von dieser Größe.

61. Kapitel
    TROTZ DER LÄNDLICHEN Trägheit um ihn herum fand Nico zu Klarheit zurück wie das Wasser, das nach dem Fall zur Ruhe kommt. Die Kinder liefen bereits, kamen fast schon ins Schulalter, konnten also reisen. Antônio, er, Maria und die Kinder konnten Júlia suchen.
    »Wozu, Nico?«
    Maria sah nicht ein, warum sie wegen eines einzigen Menschen alle losstürmen, das Haus dichtmachen und durch die Welt ziehen sollten.
    »Wir kennen so was doch nicht, vielleicht verlieren wir uns gegenseitig, und dann wird alles noch schwieriger.«
    Maria nähte gerade eine Flickendecke aus bunten, gestreiften Rauten, den Überresten der Kleider, die sie ebenfalls selbst herstellte. Es war eine Decke für die Kinder. Antônio, der gerade eine Maismehlsuppe aß, hörte das Gespräch mit und brüllte aus der Küche.
    »Dann gehen eben wir beide, Nico.«
    Nico rechnete, multiplizierte, addierte, subtrahierte.
    »Ich lass Maria nicht allein, wir gehen alle. Oder du bleibst bei ihr und ich gehe.«
    Maria machte zwei Stiche und vollendete ihr Mosaik. Antônio wusch den Topf aus. Sie schliefen schnell ein, die Müdigkeit des zurückliegenden Tages und die des kommenden. Der Morgen war feucht, Anésias dicke, lockige Haare waren zu zwei Rattenschwänzchen zusammengefasst, versengtes Blond. Anésia war Nico wie aus dem Gesicht geschnitten, Onofre Maria. Antônio brühte Kaffee, Nico wartete. Maria und Onofre waren noch im Bett, Anésia schleppte einen Pantoffel und ein Kopfkissen an.
    Nico öffnete ein Fenster, eines reichte zum Lüften, damit die Kälte des nächtlichen Taus nicht

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