Fuego, Andréa de
kauend.
Im darauffolgenden Sommer brachte Leila Dolfina auf ein großes Schiff, die Hausangestellte sollte Leilas Schwester auf einem anderen Kontinent Gesellschaft leisten. Für die Zeit ihrer Abwesenheit kam Ludéria, eine Köchin, die arabische Bankette auszurichten, Sultansgetränke zu brauen verstand. Erfrischungsgetränke aus Rosenblättern nässten goldgeränderte Kristallgläser, im Wohnzimmer Zierkissen und orientalische Musik. Júlias Hände erstarrten, wenn Ludéria in der Nähe war. Eines Tages bekam sie Fieber, leicht nur, aber hartnäckig. Sie dachten, es seien Würmer aus der Zeit des Landlebens, Untersuchungen wurden veranlasst, um eine Anämie auszuschließen.
»Sie macht uns nur was vor«, sagte die Köchin.
»Es ist nicht ihre Art, Leuten was vorzumachen. Sie sind ihr fremd, sie ist an Dolfina gewöhnt«, antwortete Leila.
»Bleibt Dolfina noch lange weg?«
»Sie kommt nicht wieder.«
Leila erklärte, die Hausangestellte sei auf dem Schiff verstorben. Sie sei schon alt gewesen, und auf der Reise hätten ihre Nieren versagt. Ludéria stellte sich die Hitze auf dem Schiff in der Sonne vor und schüttelte sich.
»Sobald das Fieber der Kleinen gesunken ist, erzähle ich es ihr.«
10. Kapitel
NICO WURDE ZWANZIG. Antônio sechzehn. Julia fünfzehn.
Unten im Tal wurde Jahr für Jahr an der Kapelle ein Winterfest gefeiert. Nico hatte sich zu einem blonden, kräftigen Jungen entwickelt und durfte am Abend zum Fest. Lust zwickte ihn in der Unterhose, und am Festtag kämmte er ausgiebig das Haar. Mit seiner glatten, an den Wangen geröteten Haut wirkte er wie ein Apfelbaum.
Ganze Tierleiber brieten über der Glut. Warme Getränke dampften in den Krügen. Die Nacht schritt voran, schwarz das Firmament, das Holz der Kommoden ächzte in den Schlafzimmern der Häuser, auf dem Volksfest ging es hoch her. Bei diesen Festivitäten bildeten sich Paare, wurde die Zukunft bestimmt oder nur der Lust gefrönt, damit das Blut bis in die feinen Äderchen der Fersen strömte.
Maria betrachtete den blanken Fluss und das darin gespiegelte Firmament, dunkler als ihre Augen. Die milchigweiße Haut des Flusses erzitterte im sanften Wind, wurde gleich wieder glatt. Maria wohnte nicht weit weg, hinter den Bergen, im nächsten Tal. Sie war dunkelhäutig, hatte glattes Haar, kleine Augen, ein zartes Lachen auf den zierlichen Lippen. Mit gesenktem Kinn betrachtete sie die Jungen, ihr Blick glitt von oben nach unten, vor und zurück, als würde man ihr gerade einen Brief unter der Tür durchschieben.
Nico sah sie und sonst nichts mehr für den Rest des Abends. Maria wurde von einem redseligen Mann in Beschlag genommen, der sich über sie beugte und sich ihrem Ohr näherte. Einen Fuß auf einen Baumstamm gestützt, schwangen seine Arme hin und her, gestikulierte er langsam und ausladend. Maria blieb auf ihrem Holzstamm sitzen, der junge Mann hofierte sie weiterhin. Dann ging er weg und kam mit einem Stück Fleisch auf einem Teller wieder. Einem dicken Stück, bestreut mit körnigem, vom Rinderblut feuchtem Maismehl. Er hockte sich hin und bot ihr die Hälfte des Fleisches an. Sie lehnte mit einem Kopfschütteln ab und blickte zur Seite, ließ ihn in Ruhe, damit seine Eckzähne die Beute niederreißen konnten.
Sie sprachen nicht mehr, der junge Mann zerpflückte auf seiner Handfläche eine kleine Menge frischen Tabaks. Sein Geruch breitete sich um ihn herum aus. Dann umwickelte er den Tabak mit Maisblättern, zündete ihn an und sah den Rauchschwaden nach.
Nico trank Zimtschnaps, der in seiner Kehle brannte.
»Stehst du nur rum, Nico?«, fragte Timóteo und stützte sich mit dem Ellbogen auf der Theke ab.
»Ich gucke nur.«
»Wer nur guckt, ist ein Wolf vor dem Hühnerhaus.«
»Wie heißt das Mädchen dort am Fluss?«
»Die mit dem Kerl? Die ist aus dem Nachbartal, aus Vale Aparecida, ungefähr zwanzig Kilometer von hier. Kommt zu jedem Fest, sitzt immer so da.«
»Ist das ihr Freund?«
»Der ist nicht von hier, beim letzten Mal war es genauso, sie saß da unten, und ein Kerl vom Land um sie rum.«
»Sie mag bestimmt keine blassen Männer.«
»Dafür hast du blaue Augen, reiß sie auf, damit die Frauen dich sehen.«
Maria stand auf und kam auf die beiden jungen Männer am Fleischstand zu. Ohne sie zu beachten, ging sie vorüber. Nico atmete den Zitrusduft ihrer gewaschenen Haare ein, seine Nasenflügel weiteten sich, seine Finger verspannten sich.
Maria wartete auf ihr Bratenstück und zog die Wollkapuze über
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