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Fuego, Andréa de

Fuego, Andréa de

Titel: Fuego, Andréa de Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschwister des Wassers
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könnten seine Vorfahren Aufschluss geben über diese Fehlfunktion der Wachstumsdrüsen. Oder das Problem trat bei ihm zum ersten Mal auf. Gott möge mich nicht hören, aber mir sind schon Fälle zu Ohren gekommen, wo ehebrecherische Frauen mit einem behinderten Kind bestraft wurden.«
    »Wenn Sie mich zur Tür begleiten wollen, Herr Doktor.«
    Marie verabschiedete sich von Calixto und beobachtete anschließend vom zweiten Stock des Waisenhauses aus Antônio. Sie kannte keine Zwerge, nicht einmal die, die auf den Marktplätzen zur Schau gestellt wurden. Zu wissen, dass sie ein zwergenwüchsiges Kind beherbergten, war, als hätten sie Zugang zur Wiege des Universums. Marie wollte das Geheimnis ergründen, scheute aber gleichzeitig das Phänomen und die wissenschaftliche Erklärung. Im Hof wischte sich Antônio gerade mit dem Ärmel die Milch vom Mund. Er war so groß wie Moraes, ein Junge von sieben Jahren.
    »Ich habe ja die Hoffnung, dass ein Großgrundbesitzer den Jungen für Haushaltstätigkeiten will, er könnte doch die Vorratsräume ausfegen«, sagte Cecille.
    In einem Winkel des Saals saß Geraldina, Geraldos Mutter. Sie war die ständige Begleiterin des kleinen Antônio, war jedoch unsichtbar und dank dieses Zustands in der Lage, sogar den Schlaf des Zwergs zu beeinflussen. Der Junge schlief neun Stunden täglich, mit Herzschwankungen, bedingt durch die Träume und Geraldinas Einflussnahme.
    Antônio erinnerte sich kaum noch an das Aussehen seiner Eltern, es war zu Pünktchen zerfallen, ohne die verbindende Linie. Wohl aber erinnerte er sich an ihre Stimmen. Ein weiblicher Klang, der sich mit einem Donnern mischte, das hohe Leise mit dem Lauten.

7. Kapitel
    DAS HAUS DER Malaquias blieb nicht lang allein, Nachbarn holten sich die Habe der Familie. Die Besitzer waren tot, die Kinder irgendwo in der Welt, also gehörte sie dem, der als erster kam. Und es kam Eneido, der Nachbar der Malaquias, ebenfalls angestellt auf der Fazenda Rio Claro. Mit der Autorität eines Verwandten nahm Eneido alles mit: Töpfe, Reismühle, Wolldecken, die Wolle zum Füllen der Säcke, gefilzt von Donana. Holznäpfe, Hühnerstall, Hennen, Hahn, Enten, den reifen Mais. Die trockenen Dinge lagerte er im Speicher, die feuchten in Kalebassen und Kürbissen.
    Das Haus blieb leer zurück. In der Nachbarschaft galt jedoch die offizielle Meinung, das Anwesen gehöre Nico, Júlia und Antônio. Eneido sollte sich darum kümmern, bis die Kinder volljährig wären.
    Geraldo interessierte sich ebenfalls für das Haus, nicht für das Gebäude, sondern für den Sturm, der in ihm getobt hatte. Er erkannte andere Mächte nur an, wenn sie über ihm standen, und obwohl Blitze auch den Boden berührten, erreichten sie doch die Wolken, was noch unheilvoller war. Ab und zu schickte er Timóteo los, um nach dem Haus zu sehen. Nur nachsehen, nicht putzen, nichts anrühren. Nachdem Eneido Möbel, Kleider und Vorräte herausgeholt hatte, ließ er die Wände und Decken Luft aufnehmen. Da er in der Nähe des Grundstücks wohnte, bemerkte er Timóteos Besuche bei Tage und Geraldos bei Nacht. Der Großgrundbesitzer war Junggeselle und noch recht gut in Form, er brachte ein paar Mädchen in das verkohlte Schlafzimmer. Eneido sprach nicht darüber, denn Geraldo war sogar Herr über das, was er nicht besaß.
    Eneido beobachtete das Treiben in dem verlassenen Haus. Während die Seinen schliefen, schlich er sich auf der Schotterpiste zu dem mit Chuchu-Zweigen verstärkten Zaun. Er ging in die Hocke, entfernte die eine oder andere Frucht, um freie Sicht zu haben.
    Er sah, wie Geraldo einer Dunkelhäutigen die Träger des Kleides abstreifte, sie ungestüm wie ein Stier entkleidete. Die Schwarze entschlüpfte dem baumwollenen Kokon, ihre Arme wanden sich aus dem Stoff und schlangen sich um den Hals des Stiers. Eneido nahm selbst an seinem Platz noch den Geruch der Frau wahr. Sie war nicht die Jüngste, war eine zupackende, mit dem Fleischlichen vertraute Frau, die dem Säugetier ihre Brust darbot. Sie richtete sich auf, wurde größer und kurviger, auf dem Rücken eine Spur. Eine kleine, vom Nacken bis zur Hüfte reichende Rinne füllte sich mit Schweiß. Eneido erahnte Geraldos Stöhnen, das Paar wirbelte Staub auf, kleine Steinchen schrammten die Füße in ihrem Hin und Her.
    Vollblütig wie Geraldo waren dort fast alle, Eneido eingeschlossen. Zu Hause angekommen, sah er nach den schlafenden Töchtern. Zwei frische, mit einem Laken bedeckte Mädchen,

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