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Fuego, Andréa de

Fuego, Andréa de

Titel: Fuego, Andréa de Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschwister des Wassers
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untrennbare Weise, wie man Haut über den Muskeln hat.
    Wenn er mit der Küchenarbeit fertig war, ging er nach oben in die Zimmer der Schwestern und zog eine der schweren Schubladen auf. Er stellte sich vor die Kommode und vergrub sein Gesicht in den Unterhosen der Nonnen, rieb sich an dem Holz und roch die Frische der Kernseife. Tief gruben seine Arme sich ein, bis hinunter zum hölzernen Grund, dann tauchte er wieder auf und begann von vorn. Marie ging nur zum Schlafen auf ihr Zimmer, in der restlichen Zeit widmete sie sich in anderen Räumen ihren klerikalen und pädagogischen Aufgaben. Der erste Samen ergoss sich in einen Unterrock, den Antônio dann zusammengeknüllt in der Hose herumtrug. Später packte er ihn in seinen Koffer, und dort blieb er.
    Er wurde nie erwischt. Antônio tauchte ein in die großen Unterhosen, und niemand bemerkte, wie ein mit dem Oberkörper in einer Schublade steckender Zwerg die Zügel fahren ließ.
    Draußen welkten zwei Wolken und berieselten die Dächer und das Pflaster der Kleinstadt. Antônio fischte einen Ball aus einer Wasserpfütze im Hof und stolperte über seine krummen Beine. Er legte sich auf eine der großen Bänke auf der Veranda und wartete auf die Sommerhitze. Den ganzen Nachmittag über waren seine Kleider nass, abends um sieben wurde laut Hausordnung der Schlafanzug angezogen, doch erst vor dem Schlafengehen tauschte er das klatschnasse Hemd gegen den trockenen Flanell. Marie versuchte einer Grippe vorzubeugen und verabreichte ihm einen Kräutertee.

13. Kapitel
    NACHDEM GERALDO GERALDINA beerdigt hatte, setzte er nie wieder einen Fuß auf den Friedhof. Zum Familiengrab waren es vom Gutshaus aus nur zwanzig Meter. An seinen Stiefeln klebte noch der Lehm von der Beerdigung, den Hut setzte er nie wieder auf, er landete in der Schachtel mit den Kleidern der Mutter. Geraldina stammte von den Cataguase-Indianern ab, den letzten Indianern, die das Tal der Serra Morena bewohnten. Der Stamm lebte an den Ufern der Flüsse und Seen, glaubte an Geister und schützte sich vor ihnen mit den Gebeten der Medizinmänner. Geraldinas Mutter erfuhr von einem alten Krieger, sie trüge trübes Wasser im Leib und ihre Nachfahrin werde ebenfalls Brackwasser im Leib haben. Ihre Stammeslinie sei mit einem alten Lanzengift vergiftet worden, es kam von einem Feind, der tagsüber schlief. Und sie erfuhr weiterhin, dass der Fluch, träfe er sie und ihre Nachfahrin, sonst niemanden treffen würde. Eine Person aus dem Stammesverband wäre der Filter für das Dorf, Geraldina und ihr Wasser das Opfer und die Monatsblutung der Serra Morena.
    Bei einem Angriff auf das Dorf starb Geraldinas Mutter, fernab des Tals, auf der Flucht vor Banditen. Dieser Überfall dezimierte den Stamm noch nicht, schwächte aber viele seiner Mitglieder. Geraldina wurde von einer Witwe großgezogen, die sie im Wald herumirrend gefunden hatte, auf der Suche nach ihrer Mutter. Der Medizinmann entschied, die Witwe dürfe bleiben, weil sie nicht nur eine Cataguase-Indianerin gerettet hatte, sondern zudem einem schwarzen Wal von der anderen Seite des Tals entkommen war. Also verdiente sie es, aufgenommen zu werden.
    Nach einem zweiten und letzten Angriff tat sich Geraldinas Adoptivmutter mit einem der Bandeirantes zusammen, einem Pionier, der Land erobern wollte. Die eindringende Bande tötete die Anführer der Cataguase-Indianer und löschte damit den Stamm aus. Der Mann mit der Fahne hinkte seit diesem Gefecht und beschloss, keinem Schatz mehr hinterherzulaufen, er hatte genug. Der Pionier mit Nachnamen Passos ließ sich auf dem Indianerland nieder und ließ seine Geschwister, Vettern und Cousinen holen, damit sie in der Serra Morena ein Dorf gründeten.
    Geraldina wuchs bereits als Großgrundbesitzerin heran und heiratete einen Vetter. Die Familie Passos war die reichste Familie der Gegend. Geraldina empfand Hochachtung vor den französischen Nonnen, die in der nahe gelegenen Kleinstadt, zu Füßen der Serra da Tormenta, die Klosterschule gründeten. Zu Lebzeiten besuchte sie die Nonnen nie, wusste nicht einmal, wie sie aussahen und sich kleideten.
    Nach ihrem Tod konnte Geraldina reisen, wohin sie wollte. Hätte man sie tausendfach vergrößert, wäre die Struktur der Matriarchin deutlich geworden: Eine Kette aus Molekülen, Kügelchen, die sich mit einer gewissen Autonomie bewegen konnten.
    In die Klosterschule kam sie mit einem fliegenden Händler, der Fazendas und Dörfer abklapperte. Geraldina steckte zwischen den

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