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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Oliver war ganz Pfarrer, als er Frances freundlich die Hand tätschelte. Einen Augenblick lang ließ er seine Hand auf ihrer ruhen und Frances dachte gerade, wie angenehm warm und kräftig sie sich anfühlte, als er sie wegzog und vom Sofa aufstand. »Selbstverständlich dürfen Sie gar nicht daran denken, aus Glebe House auszuziehen. Mir gefällt der Gedanke, dass Sie dort wohnen. Oh, und Elsie natürlich auch.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Treffen mit dem Mütterverein um zwei. Ich muss weiter.«
    Frances blieb im Morgensalon sitzen. Zu wissen, dass Oliver Alice nicht heiraten würde, machte sie auf ganz unvernünftige Weise glücklich. Plötzlich hatte sie Mitleid mit Alice. Was für eine schauderhafte Vorstellung, wenn man seine Tage in der Schule verbringenund sich zu Hause dann um diese grässliche Mutter kümmern musste. Kein Wunder, dass Alice immer so ungepflegt aussah. Sie sollte wirklich versuchen, ein bisschen netter zu ihr zu sein.

16
    Crowmarsh Priors,
    November 1941
    Die Aussicht darauf, bald einundzwanzig Jahre alt zu sein und dann endlich die Landarbeit hinter sich lassen zu können, hielt Frances seit ihrem Gespräch mit ihrem Vater aufrecht. Wenn es irgendetwas gebraucht hätte, um sie in ihrem Entschluss zu bestätigen, dann wäre es dieser Mittwoch gewesen, drei Tage vor ihrem Geburtstag. Auf dem Hof hatte die Gruppenleiterin der Landhilfe Frances die Arbeit zugeteilt, die sie am wenigsten mochte: das Melken. Ungehalten knallte Frances den Melkeimer auf den Boden und setzte sich auf den Melkschemel. Sie tastete nach den Zitzen, die Kuh muhte und warf den Kopf hin und her. »Halt’s Maul und steh still, Queenie«, murmelte sie. Die Kuh trat einen Schritt beiseite, sodass Frances vom Melkschemel fiel und im Stroh landete. Sie rappelte sich auf und gab Queenie einen Klaps auf das Hinterteil. Mit einem dreckverschmierten Huf versetzte Queenie ihr einen entschlossenen Tritt und pinkelte ihr dann auf die Hose.
    Nach dem Melken musste sie die Milcheimer zur Molkerei zurückschleppen und beschloss, eine Abkürzung durch das Gehege des Bullen zu nehmen, da der Bewohner nirgends zu sehen war. Doch plötzlich kam der Bulle mit streitlustig gesenktem Kopf vom anderen Ende der Weide auf sie zugerannt. Bei ihrem hastigenRückzug schloss sie das Gatter nicht richtig und der Bulle stürmte auf den Feldweg. Dabei warf er den Kopf herum und brüllte aus Leibeskräften. Zum Glück kamen gerade zwei Bauern den Weg entlang und hefteten sich mit einem Stock und einer Mistgabel bewaffnet an seine Fersen. »Verdammt!«, murmelte Frances und schwappte sich Milch in die Stiefel.
    Mittags rügte die Gruppenleiterin sie vor versammelter Mannschaft. Frances gähnte demonstrativ. Die Gruppenleiterin befolgte den Rat, den das Komitee zum Wohle der landwirtschaftlichen Helferinnen für kritische Momente und nachlassende Einsatzfreude herausgegeben hatte. »So, und jetzt singen wir ein fröhliches Lied und essen dabei unsere Mittagsbrote.«
    Das war zu viel für Frances. »Nicht schon wieder! Wir sind doch hier nicht im Kindergarten!
Back to the land/We must all lend a hand!
Ich kann es nicht mehr hören. Und ich will verdammt sein, wenn ich das noch ein einziges Mal singe, Krieg hin oder her.«
    Die Gruppenleiterin war unschlüssig, wie sie auf diesen Aufstand in ihren Reihen reagieren sollte. Sie spürte, dass ihre Autorität Gefahr lief, Schaden zu nehmen. »So, das reicht! Ich werde dich wegen Gehorsamsverweigerung melden!«
    »Ja, bitte tu das. Und jetzt gehe ich zum Mittagessen ins Wirtshaus.«
    Elsie legte ihren Spaten beiseite. »Und ich, ich hasse dieses verdammte Singen.«
    »Elsie Pigeon, dich werde ich auch melden!«
    Elsie machte eine unanständige Geste, murmelte »Verpiss dich!« und damit schwangen Frances und Elsie sich auf ihre Räder und fuhren los, um sich das eine oder andere Glas Cider zu genehmigen. Zurück blieben ein paar kichernde landwirtschaftliche Helferinnen und ihre vor Wut schäumende Gruppenleiterin.
    Eine Stunde später machten sie sich leicht angeschlagen auf den Rückweg. Plötzlich blieb Elsie stehen. »Hab keine Lust, zum Hof zurückzufahren. Landarbeit hängt mir zum Hals raus!«
    »Mir auch, Schätzchen. So langweilig! Hoppla!« Schwankend fuhr Frances ein Stückchen weiter und fiel vom Fahrrad. »Mist!«
    »Ich hab Hunger. Du auch?«, fragte Elsie.
    »Ich hab immer Hunger, Schätzchen!«, seufzte Frances und rieb sich das Bein. Sie war ein bisschen benommen. Cider auf leeren

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