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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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gingen und ihre Babys bestaunten. Sie boten ihnen Kinderwagen und Bettchen an und Constable Barrows versprach, jedem Kind einen Satz Bauklötze zu schnitzen. Die jungen Mütter lächelten schüchtern und eine von ihnen bemerkte mutig, ihr Junge habe große Ähnlichkeit mit seinem Vater.
    Muriel war vor Empörung beinahe sprachlos. Sie blieb in der Kirchentür stehen, während hinter ihr einige Gemeindemitglieder darauf warteten, Oliver die Hand zu schütteln. »Unerhört! Uneheliche Babys, das ist unerhört! Schick sie weg – sie gehören eingesperrt! Ich werde das nicht dulden, junger Mann!«, stieß sie wütend hervor. Sie befahl ihm, zu versprechen, dass er so etwas nie wieder tun würde.
    Oliver hörte ihr geduldig zu. Dann nahm er Lady Marchmonts behandschuhte Hand in seine und erwiderte so, dass alle es hören konnten, solang er Pfarrer sei, sei es seine Pflicht, jedes Kind in der Gemeinde zu taufen. »Ich wünsche dir einen friedlichen Sonntag«, fügte er hinzu.
    Das verschlug ihr ausnahmsweise die Sprache. Er hatte ihr in aller Öffentlichkeit bedeutet, dass sie nicht im Recht war! Niemand hatte es je gewagt, so mit ihr zu sprechen. Hinter ihr hielten die Leute die Köpfe gesenkt und grinsten in sich hinein. Lady Marchmont und ihre Tiraden waren ausgesprochen ermüdend und sie waren froh, dass ihr jemand die Stirn geboten hatte. Abgesehen von der Geschichte mit den vaterlosen Babys war sieTanni Zayman gegenüber immer besonders boshaft, weil sie »ausländisch« war. Alle im Dorf mochten die junge Frau, deren Mann so wichtige Kriegsarbeit leistete, und ihren lieben kleinen Jungen.
    Wie mutig von ihm, dachte Frances. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und zwinkerte ihm zu, als sie hinter ihrer Patentante die Kirche verließ. Muriel Marchmont verkündete derweil, dass sie gleich am nächsten Tag ihren Anwalt einbestellen und ihr Testament ändern würde.
    Am folgenden Nachmittag waren Alice und Oliver in der Sakristei und besprachen die Einzelheiten für das alljährliche Erntefest. Jetzt im Krieg gab es nur noch wenige Vergnügungen und die Leute im Dorf freuten sich auf die Feier.
    »Außer dem Pfarrhaus hat im Dorf inzwischen jedes Haus einen Gemüsegarten und die Leute nehmen den Wettbewerb um die größte Rübe und den dicksten Kürbis ziemlich ernst«, sagte Alice. »An dem Stand mit Selbstgebackenem bietet Nell Hawthorne Apfelkuchen aus gedörrten Äpfeln an, sie hat ein neues Rezept dafür. Außerdem haben wir eine Menge Preise für die Tombola. Tanni hat ein süßes Babyhäubchen gestickt, der Pub spendet eine Flasche Whiskey, Constable Barrows hat eine Arche Noah mit Tieren geschnitzt, von seiner Frau Edith haben wir fünfzig selbst genähte Lavendelsäckchen bekommen – und sogar Mummy hat einen Tischläufer gehäkelt. Und dann haben wir natürlich noch Shirley Temple.«
    Im Frühjahr hatten die Dörfler zusammengelegt und ein Ferkel gekauft. Sie fütterten es mit Tischabfällen und Kartoffelschalen und zu Weihnachten sollte es geschlachtet und das Fleisch an die Haushalte im Dorf verteilt werden. Die Kinder hatten dem Tier den Namen Shirley Temple gegeben und mittlerweile war es so etwas wie das dorfeigene Haustier geworden. »Die Kinder möchten, dass Shirley Temple auf dem Erntefest ein eigenes Gehege bekommt. Margaret Rose Hawthorne hat sogar ein Halsband für ihren gewaltigen Hals gemacht«, sagte Alice. »Ach, und Nell lässt fragen, ob sie kommen und die Brombeeren auf dem Friedhofpflücken kann. Sie will Marmelade daraus kochen. Er ist so verwildert, seit Jim bei der Armee ist, aber das hat ja auch etwas Gutes. Es gibt reichlich Brombeeren und Nell kann die Marmelade zusammen mit ihren Kuchen verkaufen. Lieber Himmel, ist das Mrs. Gifford, die da angerannt kommt?«
    Mit schief hängender Schürze und völlig außer Atem stürzte Lady Marchmonts Haushälterin in die Kirche. »Herr Pfarrer, kommen Sie schnell! Es ist Lady Marchmont! Ich habe nach dem Doktor geschickt, aber sie will Sie sehen, Herr Pfarrer«, keuchte sie. »Sie hat den ganzen Vormittag im Garten gearbeitet, bei dieser Hitze, und nach dem Mittagessen fühlte sie sich nicht gut. Ich hab gerade das Geschirr abgeräumt, als ich hörte, wie sie hinfiel. Ich hab ihr ins Bett geholfen und nach Miss Frances geschickt, die ist auf dem Hof, und nach dem Doktor, aber sie sieht so komisch aus im Gesicht und …«
    Oliver griff sich die Utensilien, die er für die heilige Kommunion brauchte, und eilte nach Glebe House.
    Eine

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