Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
Vom Netzwerk:
Magen war vielleicht doch keine so gute Idee. Gestern hatten sie bei Evangeline zu Abend gegessen. Es gab Walfleisch. »Etwas anderes gab es nicht«, jammerte Evangeline, »nicht mal auf Bezugsschein!« Das Walfleisch roch und schmeckte wie fischiges Gummi. Widerstrebend hatten alle einen Bissen probiert und ihn sehr, sehr langsam gekaut. Tommy, Maude und Kipper spuckten ihn wie auf Kommando gleichzeitig aus.
    »Igitt! Das ess ich nicht«, sagte Tommy entschlossen.
    »Ich muss kotzen, wenn ich das essen soll«, meinte Maude. Kipper sah seine große Schwester an und nickte. »Ich auch.« Schließlich gaben sie auf. Selbst Evangeline konnte aus Walfleisch nichts Leckeres zaubern.
    »Hier, hab ich aufgespart.« Elsie grinste. Unter dem Pullover in ihrem Fahrradkorb zog sie ein Paket mit Schinkenbroten hervor. Das Brot war dick mit Butter bestrichen. Außerdem hatte sie ein paar Riegel Schokolade und amerikanische Zigaretten. Die beiden Mädchen fielen über das Essen her.
    »Schinken! Wie wunderbar! Wo um alles in der Welt hast du den her, bei all den Rationierungen?«, fragte Evangeline und leckte sich die letzte Schokolade von den Fingern. Sie nahm eine Zigarette.
    »Bernie«, meinte Elsie nur.
    »Natürlich«, seufzte Frances schuldbewusst. Trotz der Rationierungen wartete Elsie immer wieder mit Kostbarkeiten auf, die seit Kriegsbeginn nirgendwo zu haben waren. Gesichtspuder, Duftseife, Lippenstifte, Strümpfe, Schokolade, Talkumpuder, Seidenunterwäsche, Lachs in Dosen …
    »Bernie handelt mit Schwarzmarktware, stimmt’s? Schätzchen, irgendwann werden sie ihn schnappen! Die Zeitungen sind voll von Geschichten über Leute, die gegen die Rationierungsgesetze verstoßen. Ladenbesitzer müssen eine Strafe zahlen und wandern ins Gefängnis, nur weil sie ein winziges Stück Butter ohne Bezugsschein verkauft haben. Ins Zuchthaus, monatelang!«
    »Bernie? Nee, den schnappen sie nie und nimmer«, erwiderte Elsie und blies genüsslich den Zigarettenrauch aus. »Er ist gut, er weiß, wie er’s machen muss, ohne dass es auffällt. Butter. Zucker. Benzin. Sogar Whiskey. Kann man alles haben und ’ne Menge Leute können sich so Sachen leisten. Er weiß, wo er’s herkriegt, also handelt er ’n bisschen, mal hier, mal da, mal dies, mal das. Passiert ständig, Frances. Die Regierung kriegt nicht alles geregelt. Und außerdem gucken sie drüber weg, über das, was Bernie anstellt. Bernie sagt, sie sehen’s als Bezahlung für seine Arbeit.«
    »Welche Arbeit macht Bernie denn bloß, dass er damit davonkommt? Obwohl das wahrscheinlich schrecklich geheim ist.«
    »Oh, er macht genau das, was er vorm Krieg auch gemacht hat«, antwortete Elsie ungerührt. »Er soll nicht drüber reden, aber bei mir kann er die Klappe nicht halten. Meist tut er fälschen und klauen und, na ja, zerbombte Häuser durchsuchen.«
    »
Was
macht er?«
    »Vor dem Krieg haben die Bullen immer versucht, Bernie einzukassieren und ihn wegzustecken. Und jetzt kommt ’n Wagen und holt ihn ab und bringt ihn zurück und er hat Unterkunft und Verpflegung bei Constable Barrows, sodass der ’n Auge auf ihn werfen kann. Da fragt man sich doch: Was will die Regierung von Bernie Carpenter? Ist ja nicht so, als sollte er ’n Hunderennen für sie verschieben oder ’ne Ladung Zigaretten und Marmelade verticken, oder? Das mit dem Fälschen, das ist eine Sache, hat er mir selbst erzählt. Scheint, dass er da ’n Händchen für hat. Das andere ist, glaub ich, dass er in ausgebombte Häuser reingeht, wo ’n Juwelier drin war oder ’ne Bank oder ’n dolles Haus, wo sie vielleicht Schmuck gehabt haben. Soll wohl nach Diamanten gucken oder wenn’s sein muss auch ’nen Safe knacken, um dranzukommen. Wird sogar von ’nem Bullen bewacht, der die Leute wegscheucht, wenn er da drin ist. Ich glaub, das Kriegsministerium braucht Diamanten. Für was, das weiß ich auch nicht, aber Bernie sagt, manche Sachen, die die Behörden machen, die würd man nicht für möglich halten. Ist aber alles ganz geheim. Bernie meint, es ist schon in Ordnung für die Leute, wo die Diamanten gehört haben. Haben ’ne Versicherung und so.«
    »Elsie, sei bloß vorsichtig. Auch wenn er jetzt mit solchen Geschichten durchkommt – irgendwann landet er garantiert im Gefängnis. Und dann stehst du dumm da.«
    Elsie rauchte und dachte einen Moment lang nach. Wenn Mum jetzt hier wäre, würde sie dasselbe sagen wie Frances. Doch Elsie musste ihre Entscheidungen allein treffen und fürs Erste folgte

Weitere Kostenlose Bücher