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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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einem Grammofon, eine rostige Ölkanne und eine große Taschenlampe.
    Frances wischte sich die feuchten Hände an ihrem Rock ab. Sie nahm die Taschenlampe in die Hand und überlegte, ob Hugo und sein Vater vergessen hatten, dass sie hier lag, und sie möglicherweise brauchten. Dann legte sie sie zurück. Sie wollte nicht erklären müssen, wie sie sie gefunden hatte.
    Als sie sich zu Sir Leander in seinem Arbeitszimmer gesellte, war die angenehme Wärme, die der Wein erzeugt hatte, verschwunden und sie fror. Der alte Mann hatte sich eine karierte Decke über die Knie gebreitet. Er sah abgehärmt und vollkommen erschöpft aus. Das Radio in der Ecke war eingeschaltet, draußen wurde es allmählich dunkel.
    »Beethoven. Erhabene Musik«, sagte Sir Leander und deutete auf das Radio. »Deutsch. Dieser Krieg ist eine traurige Angelegenheit. Es hätte niemals so weit kommen dürfen, weißt du.«
    »Es wird spät und ich sollte mich auf den Weg machen«, sagte Frances. »Ich ziehe noch die Verdunkelungsvorhänge zu, ja? Ich lasse Sie nur ungern allein, Sir Leander. Die Köchin hat ihren freien Tag, oder? Und sonst ist niemand hier?«
    »Nein, wir hoffen immer, dass Mrs. Jones nicht losfährt und in der Küche irgendetwas stehen lässt, das anbrennt oder Feuer fängt. Sie ist auch nicht mehr die Jüngste und wird ein bisschen vergesslich. Ich habe keine Ahnung, wie sie es schafft, nach Brighton zu kommen. Die Busse sind so unzuverlässig – können ihre Lampen nicht einschalten und sehen, wo sie hinfahren, schleichen einfach dahin. Schade, dass Hugo nicht hier ist. Vielleicht siehst du ihn auf dem Nachhauseweg. Du wirst doch an das denken, was ich dir gesagt habe, meine Liebe? Und es dir noch einmal durch den Kopf gehen lassen?«
    »Natürlich. Danke für das Essen.« Frances zog die Verdunkelungsvorhänge vor die Fenster. »Ich bin sicher, Sie verstehen … ich muss nachdenken … zu heiraten ist eine so schwerwiegende Entscheidung, nicht wahr?«
    »Sehr«, pflichtete der alte Mann ihr bei. Er starrte ins Feuer. »Alles in der Zukunft hängt davon ab, meine Liebe. Absolut alles.«

21
    Crowmarsh Priors und Schweden,
    Januar 1942
    Am Ende der dritten Dezemberwoche bekam Bruno eine Woche Weihnachtsurlaub und eilte nach Sussex, um endlich seine neugeborene Tochter zu sehen. Sie war jetzt fast einen Monat alt. Er hatte sich Sorgen gemacht, als er hörte, dass Tanni das Kind in Glebe House nach einer Party zur Welt gebracht hatte. Sofort hatte er angerufen und Evangeline berichtete ihm, dass die Geburt schwierig gewesen und dass Tanni krank sei, doch dem Baby ginge es gut.
    Als Bruno ankam, rannte er sofort nach oben zu Tanni. Es ging ihr besser, aber sie war immer noch bettlägerig. Sie sah blass, aber hübsch aus in einer Bettjacke aus verblichenem rosafarbenem Stoff. Ihr dunkles Haar fiel ihr wie ein Wasserfall über die Schultern. Ihr Gesicht war schmaler und wirkte weniger mädchenhaft, doch ihre Augen leuchteten auf, als er hereinkam, sie küsste und ihr sagte, wie sehr er sie liebte. Sie bestand darauf, sich im Bett aufzusetzen und ihren Nähkorb neben sich zu stellen. Sie stichelte Kleidungsstücke, die sie den Leuten im Dorf versprochen hatte, stillte das Baby und las Johnny vor. Sie hatten das kleine Mädchen Anna genannt.
    Bruno half, wo er konnte. Er brachte Tanni ihr Essen und achtete darauf, dass sie tatsächlich etwas zu sich nahm, half der überarbeiteten Evangeline, spielte mit Johnny und den evakuiertenKindern und wann immer er eine freie Minute hatte, hielt er Anna auf dem Arm, egal ob sie schlief oder nicht. Dann saß er mit ihr in dem Schaukelstuhl, den Evangeline auf dem Dachboden gefunden hatte. Er war wie verzaubert von seiner kleinen Tochter, die in seiner Armbeuge lag und ihn mit ernstem Blick ansah. »Sie hat deine Augen und meine Nase«, sagte er zu Tanni und streichelte dem Kind über den Flaum auf dem kleinen Kopf. »Sind alle kleinen Mädchen so wunderschön?«
    Er staunte, dass die Leute aus dem Dorf kamen, um Anna zu bewundern. Sie brachten Babykleidung mit, aus denen ihre Kinder herausgewachsen waren, außerdem Windeln und Spielzeug. Als Margaret Rose Hawthorne bettelte, sie halten zu dürfen, gestattete er es ihr, blieb aber nervös in der Nähe stehen. »Oooch, ist die aber klein«, rief Margaret Rose.
    Selbst der Pfarrer kam vorbei. Bruno war verdutzt, als er sah, wie sich der Mann im Priesterkragen über die Wiege lehnte. Oliver lächelte und hielt Anna seinen Finger hin, den sie mit

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