Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
Vom Netzwerk:
wird Alice Osbourne Lightfoot gemeint sein«, sagte Katie. Sie musste in die Kamera sprechen, weil ihr die alten Damen wieder den Rücken zukehrten. »Sie wurde 1944 zur Kriegsbraut, als sie einen Piloten der U.S. Air Force heiratete …«
    In diesem Moment kam ein grauer Ford Fiesta mit dem Aufkleber eines Autoverleihs laut knirschend auf dem Kies zum Stehen. Einen Augenblick später stieg eine groß gewachsene Frau mit lockigem grauem Haar aus, sie trug einen gut geschnittenen beigefarbenen Hosenanzug und saubere weiße Sportschuhe. Sie holte eine teure cremefarbene Ledertasche, einen Fotoapparat und einen Regenmantel vom Beifahrersitz. Dann spähte sie in den Himmel, faltete den Regenmantel wieder ordentlich zusammen und legte ihn auf den Sitz zurück. Sie schloss das Auto ab und ging auf die drei Frauen beim Festzelt zu.
    »Dies ist Mrs. Lightfoots erste Reise nach England, seit sie das Land 1946 auf einem Schiff voller Kriegsbräute in Richtung USA verlassen hat«, trällerte Katie ins Mikrofon. Die Kamera schwenkte auf das Foto eines Passagierschiffes, auf dem sich viele Frauen an die Reling drängten und Taschentücher schwenkten. »Und dies sind Colonel und Mrs. Lightfoot am Tag ihrer Hochzeit!«
    Die Kamera nahm ein Schwarzweißfoto ins Visier. Darauf war eine lächelnde junge Frau zu sehen, sie trug einen Mantel und einen dazu passenden Rock, ihre Haare waren zu Victory Rolls frisiert. In der einen Hand hielt sie einen Blumenstrauß, die andere ruhte auf dem Arm eines großen Mannes in Uniform, der grinsend zu ihr hinunterblickte. Er trug eine Nelke im Knopfloch, seinen Hut hatte er unter den Arm geklemmt. Sie standen auf den Stufen einer dunklen edwardianischen Kirche, deren bogenförmiges Portal sie einrahmte. In der rechten unteren Ecke konnte man etwas erkennen, das wie der Saum eines Priestergewandes aussah. Darunter waren die Füße des Priesters zu sehen.
    Nun spazierte ein alter Mann ins Blickfeld der Kamera. Er blieb stehen und lüftete den Hut vor Katie. Dabei kam ein schiefes Gesicht zum Vorschein, entstellt durch alte Narben und halb verdeckt von einem Büschel langer weißer Haare. »Verzeihung. Hugo de Balfort«, sagte er. Sie wusste sofort, wer er war: Er hatte bei dem schrecklichen Feuer, das Gracecourt Hall niederbrannte, schwere Verletzungen davongetragen, als er versuchte, seinen an den Rollstuhl gefesselten Vater aus den Flammen zu retten. In KatiesNotizen stand, dass man den Leichnam von Sir Leander in dem zerschmolzenen Rollstuhl in den Trümmern fand.
    »Oh, Sir Hugo, genau der richtige Gesprächspartner«, stürzte sich Katie mutig in das spontane Interview. »Sie haben die Kriegsjahre in Crowmarsh Priors verbracht, nicht wahr? Sie waren aus gesundheitlichen Gründen vom Dienst an der Waffe freigestellt, doch mit der Bewirtschaftung des Familienanwesens haben Sie trotzdem wichtige Kriegsarbeit geleistet. Ich bin mir sicher, unsere Zuschauer wissen, dass es ein wesentlicher Beitrag zu den Kriegsanstrengungen war, die Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen. Außerdem waren Sie Mitglied der Bürgerwehr, ebenso wie Mr. Hawthorne dort drüben. Können Sie unseren Zuschauern etwas über die Bürgerwehr erzählen? War es schrecklich gefährlich?«
    Sir Hugo lehnte sich auf seinen Stock und schwieg einen Moment. Er schüttelte unwirsch den Kopf. »Ist alles lang her, meine Liebe.«
    »Erzählen Sie uns, welche Aufgaben die Bürgerwehr hatte.«
    »Wir sollten eigentlich exerzieren und das haben wir auch eine Zeit lang gemacht – obwohl es kaum einen Sinn hatte, in Formation auf dem Dorfanger auf und ab zu marschieren, wir waren ja nur eine Handvoll Männer. Am Anfang haben wir dafür Besenstiele benutzt. Nach einer Weile haben wir es aufgegeben. Churchill hatte die Parole ausgegeben, dass wir die Deutschen »an den Stränden« bekämpfen sollten, wenn sie hier einmarschierten. Aber wir wussten überhaupt nicht, womit. Sie haben uns sogenannte Sten Guns versprochen, das waren leichte Maschinenpistolen. Wir haben sie Teekannen mit Gewehrlauf genannt. Reichlich nutzlose Dinger. Es sah alles ziemlich hoffnungslos aus.«
    »Soweit ich weiß, Sir Hugo, hatte die Bürgerwehr auch die Aufgabe, abgeschossene deutsche Piloten aufzuspüren. Waren nicht hier in der Nähe in den Downs getarnte Flakgeschütze aufgebaut worden?«
    »Nutzlos«, brummte Sir Hugo. »Es gab sie, das ist richtig, aber sie waren normalerweise nicht bemannt. Die Schützen wurden ander Küste gebraucht, und im ›Blitz‹

Weitere Kostenlose Bücher