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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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stellte sich heraus, dass die Flakfeuer nicht besonders viel ausrichten konnten, wissen Sie. Es sah nicht so aus, als könnten wir noch lang dagegenhalten. Die Invasion schien unvermeidlich. Wir haben jeden Moment damit gerechnet.«
    »Und hat Ihre Bürgerwehr jemals einen Deutschen gefangen genommen?«
    »Manchmal wurden Bomber über den Downs abgeschossen oder sie stürzten ab, doch die Besatzung kam dabei meist ums Leben, nehme ich an. Einmal haben wir zwei Tote gefunden; der Pfarrer bestand darauf, dass wir sie hier auf dem Friedhof beerdigen.«
    »Wahrscheinlich haben Sie kürzlich diese Sendung im Fernsehen gesehen, in der ein pensionierter Generalleutnant in einem Interview sagte, dass der militärische Geheimdienst befürchtete, in Südengland könnten Spione oder Nazisympathisanten aktiv sein. Man vermutete, dass jemand Wetterberichte an die deutsche Luftwaffe schickte. Es war auffällig, wie oft ihre Bombenangriffe ausgerechnet dann stattfanden, wenn auf dieser Seite des Kanals mit klarem Wetter zu rechnen war. War das eine realistische Einschätzung, was meinen Sie?«
    »Meine Haushälterin schaltet abends immer den Fernseher ein, also habe ich einen Teil dieser Sendung gesehen. Doch die Erinnerung des Generalleutnants ist wahrscheinlich nicht mehr so gut, wie sie mal war, meine Liebe. Es wäre doch sehr schwierig gewesen, so etwas zu tun, ohne dass jemand dahinterkam. Damals lebten wir so dicht beieinander, wissen Sie, alle packten mit an, leisteten ihren Beitrag. Und alle hatten eine Riesenangst vor Spionen und deutschen Agenten, das war schon wie ein Wahn.«
    »Doch der Generalleutnant sagte … oh, bitte entschuldigen Sie mich, unsere Kriegsbräute verschwinden im Gemeindesaal und ich muss versuchen, sie vor die Kamera zu bekommen. Danke, dass Sie mit uns über Ihre Erinnerungen gesprochen haben, Sir Hugo.«
    Alte Leute zu interviewen, ist ganz schön anstrengend, dachte Katie.
    Sie steuerte auf das Ende des ersten Teils der Sondersendung zu. Zuvor wies sie jedoch den Kameramann an, nachher unbedingt eine Aufnahme der Kriegsbräute zu machen, wenn sie die Kirche betraten. »Hier sind sie also, die Ehrengäste des heutigen Tages, die vier Kriegsbräute. Antoinette Joseph Zayman, ein Flüchtling. Die ehemalige landwirtschaftliche Helferin, Elsie Pigeon Carpenter, die ihren Jugendfreund heiratete. Evangeline Fontaine Fairfax, eine Amerikanerin, die sich Hals über Kopf in einen feschen englischen Offizier verliebte. Und Alice Osbourne Lightfoot, ein Mädchen aus diesem Dorf, die als Lehrerin in der hiesigen Schule arbeitete und gleichzeitig als Luftschutzwart Dienst tat. Als sie zum
Women’s Voluntary Service
nach London ging, traf sie ihren späteren Ehemann und landete schließlich in Amerika, um dort glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage zu leben. Obwohl sie so viele Jahre voneinander getrennt waren, sind diese Damen heute hierhergekommen, um Erinnerungen auszutauschen und ihre ungebrochene Freundschaft zu feiern, eine der glücklicheren Hinterlassenschaften eines schlimmen, schlimmen Krieges. Zuallererst ist dies ihr Tag und es sind ihre Geschichten.
    Dies ist Albion Television mit der
Heart-of-England
-Sondersendung zum fünfzigsten Jahrestag des VE-Day. Mein Name ist Katie Hamilton-Jones. Nun geben wir zurück ins Studio, es ist Zeit für die Nachrichten am Mittag.«
    Mrs. Zaymans Enkelkinder spielten mit einer Frisbeescheibe und andere Teenager, die gern mitspielen wollten, schoben sich langsam näher an die beiden heran. Das Wirtshaus öffnete seine Pforten und der Wirt stellte draußen ein Schild auf: Heute gab es das Bier zu Kriegspreisen. Lady Carpenters Enkel überlegte, ob er das hübsche Mädchen neben dem alten Mann in seiner Uniform der Bürgerwehr wohl zu einem Drink überreden könnte …
    Das Mädchen mit dem Mikrofon, das dicht neben seinem Stuhl die ganze Zeit über Kriegsbräute gefaselt hatte, hielt endlich den Mund. Durch halb geschlossene Augen sah Albert, wie die vier Frauen dem Pfarrer zum Friedhof folgten, wo der neue Gemeindesaalneben der Kirche stand. Irgendjemand fehlte, aber er war mittlerweile fünfundneunzig Jahre alt und seine Erinnerungen kamen und gingen, wie es ihnen gefiel. In der Sonnenwärme stieg ein moderiger Geruch aus seiner alten wollenen Uniform auf. Es kam ihm so vor, als sei in der Ferne das Pfeifen eines Zuges zu hören.

34
    Crowmarsh Priors,
    Mittag, 8. Mai 1995
    Auf dem Friedhof der St.-Gabriel-Kirche stand der neue Pfarrer und zeigte mit

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