Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Boden.«
»Also, lasst uns reingehen und uns ein bisschen frisch machen«, warf Elsie ein. Das war das Letzte, was Tanni gebrauchen konnte, dass sie anfingen, sich über kleine Engel zu unterhalten. »Dann können Sie mit Ihren Aufgaben weitermachen, Pfarrer, Sie werden sicher hier draußen auf den Bischof warten wollen.«
»Oh, Lady Carpenter, ich bleibe gern und …«
»Lassen Sie sich von uns nicht aufhalten. Wir würden gern einen Moment die Füße hochlegen, eine Tasse Kaffee trinken und ein bisschen schwatzen. Es ist so lang her, dass wir zusammen waren«, meinte Elsie bestimmt.
»Oh, sicher. Dann komme ich nur kurz mit rein und vergewissere mich, dass die Kaffeesachen an Ort und Stelle sind.« Die Frauen folgten ihm, nur Evangeline schlüpfte hinter die ausgebreiteten Engelsflügel, zog eine halb volle Wodkaflasche aus ihrer Tasche und schraubte den Deckel ab. Sie setzte die Flasche an den Mund und trank einen großen Schluck.
»Gehen wir besser hinein, raus aus der Hitze, es ist wirklich recht gemütlich in unserem schönen neuen Gemeindesaal.« DerPfarrer scheuchte Elsie und Tanni ins Haus und redete dabei ununterbrochen. »Wunderbare neue Teeküche, die haben wir Ihnen zu verdanken, Lady Carpenter. Hier ist der neue Wasserkocher, funkelnagelneu. Den haben bisher nur die Damen benutzt, die vorhin die Kirche geschmückt haben – ja, sie haben ihr Versprechen gehalten und uns Kaffee, Zucker, Tassen, Löffel hingestellt …«, plapperte er weiter. »Und hier im Kühlschrank haben wir etwas von dieser haltbaren Milch und einen Teller mit Häppchen! Und oben drauf liegt ein Zettel mit der Aufschrift
Herzlich willkommen zurück in Crowmarsh Priors! Der Frauenverein
. Wie nett!«
Der Pfarrer hastete geschäftig hin und her, klirrte mit den Tassen, fragte, ob sie Milch oder Zucker wünschten und schaltete den elektrischen Wasserkocher an. »Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet!«, zwitscherte er, als das Wasser zu kochen begann.
»Wie schön«, sagte Tanni mit schwacher Stimme und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Auch Elsie setzte sich, sie hielt immer noch ihre Handschuhe, ihre Handtasche und ihre Aktenmappe in der Hand. Ihre Füße in ihren lilafarbenen Pumps taten weh und der Pfarrer machte sie wahnsinnig.
Evangeline kam herein; der Hut saß ihr mittlerweile schief auf dem Kopf. Sie schlenderte zu einem der Fenster, von dem man einen Blick auf die Downs hatte, öffnete es und lehnte sich hinaus. »Da kommt Alice«, sagte sie.
»Während wir auf das Kaffeewasser warten, würde ich gern noch etwas über den Burschen erfahren, der hier während des Krieges Pfarrer war – Hammet, so hieß er. Ich bin sicher, Sie haben ihn alle gekannt. Hatte in Cambrigde studiert, soweit ich weiß. Ich würde ihn gern in meiner Predigt erwähnen, aber ich bin mir nicht sicher, was ich über ihn sagen soll. Ich konnte leider nicht viel über ihn herausfinden. Die Kirchenbücher sind in den Kriegswirren verloren gegangen. War er verheiratet? Hatte er Familie? Ich glaube, er ist 1947 gestorben.« Er sah Lady Carpenter an und sie nickte. »Es war das Herz, oder? Die Belastungen des Krieges, höchstwahrscheinlich.« Er reichte Becher mit Kaffee herum.
Als Evangeline ihren Becher in Empfang nahm, murmelte sie etwas, das wie »Ja, es war das Herz, das könnte man so sagen« klang. »Man hat es ihm überhaupt nicht angesehen, aber eines Tages machte sein Herz nicht mehr mit, einfach so.« Sie ging zum Fenster hinüber und wies mit dem Finger nach draußen. »Mein Mann ist dort begraben, neben seiner Mutter«, erzählte sie dem Pfarrer. »Nachdem die Kirche von der Bombe getroffen worden war, haben sie den Friedhof auf dieses Feld nach hinten raus erweitert. Sehen Sie den Zaun dort? Richard und Penelope, Nell Hawthorne und die Barrows und ich weiß nicht, wer sonst noch da begraben ist. Ich möchte dort auch begraben werden. Neben Richard.«
»Häppchen, die Damen?«
Eine Weile aßen sie schweigend. Alice sah sich erstaunt um. Sie erinnerte sich gut an den Geruch nach Bienenwachs und Mäusen, der die Sakristei früher erfüllt hatte. Nun roch alles nach neuem Resopal.
Der Pfarrer hatte es sich mit seinem Kaffee und seinem vierten Sandwich gemütlich gemacht und sah aus, als wolle er noch eine ganze Weile bleiben. »Ich muss mal für kleine Mädchen«, sagte Elsie entschlossen. »Wo geht’s hier zur Damentoilette?«
Plötzlich mussten alle zur Toilette. »Ich müsste mir auch mal die Nase pudern«, meinte Alice und griff
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