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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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ausladender Geste auf den mit Planen verhängten Turm. Die alten Damen legten die Hände über die Augen, schauten nach oben und nickten zustimmend. Dann wies er auf den überwucherten Friedhof. »Es mag auf den ersten Blick nicht so aussehen, aber alles ist viel, viel besser geworden, seit die Arbeiten begonnen haben, Lady Carpenter. Es war ein schreckliches Durcheinander, nach dem Bombenangriff war hier nichts weggeräumt worden. Es hat ewig gedauert, bis der Bereich vor dem Turm von Trümmern befreit war. Die Leute von der Baufirma haben festgestellt, dass der Friedhof an einigen Stellen absinkt, sie waren sich nicht sicher, wie tragfähig der Boden ist. Die Ingenieure kamen dann zu dem Schluss, dass es zu gefährlich wäre, mit schwerem Gerät anzurücken, vor allem dort hinten, wo die älteren Gräber sind, und daher mussten sie es von Hand wegschneiden, so gut es eben ging, damit rechtzeitig vor dem Gottesdienst alles ein bisschen ansehnlicher wurde. Doch das Grab des alten Ritters ist immer noch da. Dort drüben ist es.« Er zeigte auf die Rückseite der Kirche, wo ein halb zur Seite gesunkener, mit Flechten überwachsener Steinsarkophag zu sehen war.
    Die Damen erkannten die vertraute steinerne Gestalt mit dem Helm. Bis auf die Nase waren die Gesichtszüge inzwischen verwittert,doch man konnte immer noch die gekreuzten Beine, ein Schwert und einen Schild erkennen, auf dem sich das Wappen der de Balforts erahnen ließ. Der Pfarrer zermarterte sich das Hirn, um sich an ein paar interessante Fakten aus der druckfrischen Kirchenbroschüre zu erinnern, die man zum Preis von zwanzig Pence kaufen konnte. »Das ist selbstverständlich einer der de Balforts. An der Seite ist noch ein wenig von der Inschrift übrig. Sehen Sie, dass seine Beine an den Knien gekreuzt sind? Das bedeutet, dass er zweimal am Kreuzzug teilgenommen hat. Überkreuzte Knöchel, ein Kreuzzug, überkreuzte Oberschenkel, drei. Die Position des Grabmals ist ziemlich interessant, hier draußen, abseits von den anderen. Normalerweise würde man erwarten, dass ein Ritter aus der mächtigsten Familie in der Umgebung unter dem Kirchenboden beigesetzt wird.«
    Elsie wandte sich zu Alice um und hob die Augenbrauen. »Wie interessant, das alles wiederzusehen, ich hatte vergessen, wo genau es war«, murmelte Alice und schlenderte durch das Unkraut und die Wildblumen auf das Grab zu. Dann beugte sie sich vor, als wollte sie die Inschrift lesen.
    »Passen Sie auf die Brennnesseln auf, Mrs. Lightfoot«, rief der Pfarrer besorgt, nachdem er sich selbst die Hand an einer verbrannt hatte.
    »Das ist schon in Ordnung, ich bin im Gartenclub«, entgegnete Alice scheinbar zusammenhanglos. Als sie außer Sichtweite war, schob sie ihre altersfleckige Hand mit dem riesigen diamantenen Verlobungsring und einem diamantenbesetzten Ehering unter den Efeu. Wo war er? Sie war sich sicher, dass er ungefähr … da! Sie spürte den knubbeligen Totenschädel am Rand des Steinsarges und drückte ihn so fest sie konnte zu einer Seite. Nichts passierte. Sie drückte wieder, noch fester, und dann fiel ihr ein, dass sie den Schädel gleichzeitig drehen musste. Frances hatte den Mechanismus gleich nach der Bombe gängig gemacht, aber das war lang her. Sie versuchte es noch einmal. Die Efeublätter raschelten, ein Schaben war zu hören und eine schmale Spalte tat sich auf, als sich eine Seite des Steinsarges verschob. Alice sah zum Pfarrer hinüber.Hatte er etwas gehört? Er unterhielt sich angeregt und hatte offenbar nichts mitbekommen. Sie drückte noch einmal. Diesmal ertönte ein lauteres Knirschen, so als schabte Stein auf Stein.
    Evangeline hatte es gehört. »Kommen Sie, Herr Pfarrer, sehen Sie sich das mal an. Ist das nicht süß?«, unterbrach sie ihn und zog ihn rasch auf die andere Seite des Friedhofs. Elsie und Tanni gesellten sich zu den beiden und betrachteten einen viktorianischen Steinengel, der über drei eingesunkenen Grabsteinen Wache hielt. »Er hält einen kleineren Engel an der Hand.«
    »Sind Sie sich sicher, Mrs. Fairfax?«, fragte der Pfarrer und schlug nach den Pflanzen, die sich um die Flügel des Engels rankten. Er sah genauer hin.
    »Beugen Sie sich runter und dann sehen Sie ihn. Dort, unter dem rechten Flügel«, drängte ihn Evangeline. Und wirklich! Ein kleiner Engel spähte hervor. »Die Arbeiter müssen die Figur wiederaufgerichtet haben. Ich erinnere mich. Nachdem die Bombe auf die Kirche gefallen war, lag sie mit dem Gesicht nach unten auf dem

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