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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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wirklich nachlässig von ihm. Auf Belle Triste haben die Fitzroys Sklaven immer ordentlich ausgepeitscht, wenn sie sich nicht so benahmen, wie man es von ihnen erwartete, und dann wurden sie aufgeschlitzt. Diesem hier werde ich eine Lektion erteilen, ich werde ihn erst aufschlitzen und ihn dann hier in eurem Garten aufknüpfen, wo eure Hurenschwester es sehen kann.« Die Klinge eines Messers blitzte auf.
    Niemand sah Evangeline hinter dem Moosvorhang, als sie die schwere Flinte fest gegen die Schulter presste, so wie Andre es ihrbeigebracht hatte. Dann richtete sie den Lauf auf die weiße Fläche von Maurice’ Hemdenbrust und drückte ab.
    Die alte Flinte ging mit einem heftigen Schlag nach oben los, der Rückstoß traf sie im Gesicht und prallte gegen ihre Schulter. Es fühlte sich an, als wäre ihre Nase explodiert und etwas Warmes und Nasses lief ihr über den Mund. Durch einen Schleier des Schmerzes und ohne zu sehen, wohin sie zielte, drückte sie noch einmal ab. Maurice lag nun am Boden und gab schreckliche Laute von sich. Jemand entriss ihr die Flinte.
    Plötzlich tauchte Solomon, der Butler, auf und nahm die Situation in die Hand. Die beiden derb aussehenden Männer waren verschwunden. Evangeline sah Andre, der sich über Laurent beugte, und Phillipe, der seine eigene blutende Hand mit einem Taschentuch umwickelte. Hinter ihnen im Haus versammelten sich Leute an den erleuchteten Fenstern und spähten in den Garten.
    »Was ist da draußen los? Ist alles in Ordnung?«
    »Wir müssen die Leute fernhalten. Lass die verdammte Band weiterspielen«, befahl Phillipe mit rauer Stimme. »Solomon, du musst mir mit Mr. Fitzroy helfen, er ist schwer verletzt.«
    Niemand sah, wie Evangeline sich bückte und rasch ein zusammengeknülltes Stück Papier vom Boden aufhob.
    Solomon wischte sich die Stirn, dann trat er unter dem Baum hervor und rief: »Sie können wieder ins Haus gehen, Ladys und Gentlemen. Weiß nicht, wie oft ich das diesen Kindern schon gesagt hab. In Mr. Fontaines Garten sind Böller verboten. Jagen noch jemand in die Luft damit! Verrückte Blagen! Beruhigen Sie sich, waren nur Kinder, einfach nur aufgedreht, wie sie’s halt sind an Mardi Gras. Wir sammeln die restlichen Böller ein, bevor sich jemand was tut.«
    Die Band begann wieder zu spielen und die meisten Leute wandten sich von den Fenstern ab.
    Einige Gäste blieben auf der Terrasse stehen und blickten neugierig in den Garten. »Maurice ist wirklich ein Held«, rief Andre scheinbar lässig, »wie er diese Niggerkinder vor den Feuerwerkskörpern geschützt hat, als sie explodiert sind.«
    »Niggerblagen und Böller! Also wirklich, Nigger haben nicht mehr im Kopf als ’n Affe.«
    »Andre, ist das Evangeline dort drüben? Das ist doch ihr hübsches Kleid in der Dunkelheit. Was hat dieses Mädchen denn jetzt schon wieder vor? Sagen Sie ihr, dass ihre Mama nach ihr sucht.«
    »Machen wir.«
    Schwer atmend gab Phillipe knappe Anweisungen. »Verbinde Laurent, so gut es geht. Bring ihn runter zu unserem Dock. Eines unserer Schiffe bricht heute Nacht nach Marseille auf. Schaff ihn an Bord. Er ist in einem schlechten Zustand, bewusstlos, aber zum Glück waren wir hier, bevor Maurice mit dem Messer auf ihn losgehen konnte. Was war das mit Evangeline und einer Nachricht?«
    »Ich weiß nicht, ich habe immer damit gerechnet, dass sein typischer Fitzroy-Wahnsinn nur darauf wartet hervorzubrechen«, meinte Andre. »Er blutet wie verrückt.« Er blickte auf und bemerkte, welchen Anblick seine Schwester bot. Ihr Kleid war zerrissen, ihr Blick wild, aus ihrer Nase strömte das Blut. »Was zum Teufel machst du hier, Evangeline? Was hast du gemacht? Oh, Gott!« Er wandte sich an Solomon. »Bring sie nach oben, bevor jemand sie sieht und es noch einen Skandal gibt. Mama kriegt einen Anfall.«
    Irgendjemand zog Evangeline die Hintertreppe hoch. Delphys Stimme sagte: »Miss Evangeline? Ich hab ’nen kalten Umschlag für Ihr Gesicht. Legen Sie’n auf, bevor Ihre Mama Sie sieht. Sie ist unterwegs. Andre redet mit ihr, erklärt ihr dies, erklärt ihr das, zieht alles in die Länge. Damit wir Zeit haben, dass Sie aus dem Kleid rauskommen und sich saubermachen, bis dass sie hier ist.«
    Delphy arbeitete rasch. Sie löste Schmuckverschlüsse, zog Evangeline in Windeseile die Strümpfe und die schmutzigen Satinschuhe aus, wickelte die blutbefleckte Kleidung in ein Laken und eilte dann davon, um alles zu beseitigen. Evangeline schloss die Tür hinter ihr ab. Sie riss die

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