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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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verschwenden. Und damit sie sich nicht weiter zanken müssen, bringen sie mich in einen Raum. Onkel, der hätt gedacht, er ist im Himmel – Sachen zum Gravieren, Papier, Pressen, sowas haste noch nicht gesehn. Haben mir ’n paar Pässe gegeben, ’n paarausländische Geldscheine und Papiere, die so offiziell aussehn, und sagen, könnt ich davon was kopieren? Hab die ganze Nacht gebraucht, aber ’s war einfach. Nächsten Morgen kommen sie rein und nehmen die Sachen mit. Dann kommen sie wieder. ›Himmel!‹ sagen sie. ›»Die Bank von England könnt den Unterschied nicht erkennen.‹«
    Elsie starrte ihn wie gebannt an, mit Augen so groß wie Untertassen. Er warf sich in die Brust. »Dann woll’n sie ’ne Tasse Tee holen und ich schnapp mir die Fünf-Pfund-Note, die wo sie mir zum Kopieren gegeben haben. Hab ihnen schon genug geboten, dacht ich. Und dann bin ich raus. Die Bullen haben sie hinter mir hergejagt. Und was meinste, wo sie mich geschnappt haben? Auf’m Markt in der Berwick Street. Sagt der eine Bulle zum anderen: ›Die woll’n ihn verdammt noch mal wiederhaben!‹ Und zum Schluss haben sie mich dann zu Constable Barrows gesteckt, soll gucken, dass ich keinen Unfug mach. Jetzt kommen sie und holen mich, ich mach die Arbeit, sie bezahlen mich, bringen mich wieder zu Constable Barrows. Ist ihnen egal, was ich sonst mach, Hauptsache, ich arbeite für sie. Dem Bullen sein Gesicht sollteste sehn! Können aber alle nichts dran machen, die Bullen. Verflucht.« Er lachte leise und richtete sich auf. »Onkel wär stolz, würd sagen, ich bin auf die Füße gefallen!«
    Elsie sah ihn unverwandt an. Bestimmt hatte sein Gang etwas Angeberisches. Und sie wusste instinktiv, dass ihre Mutter zu ihrem Besen greifen und ihn wie das Frettchen damals auf die Straße scheuchen würde, wenn sie sähe, dass er mit ihr redete. Elsies Laune besserte sich. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf dem Land fühlte sie sich nicht mehr ganz so elend. »Wie heißt du eigentlich richtig?«
    »Bernard Carpenter – Bernie, das sagen alle zu mir. Deinen weiß ich schon – du heißt Elsie, oder?«
    »Und wie alt bist du?«
    »Fast siebzehn. Älter als du. Aber nicht so hübsch.«
    Elsie warf den Kopf zurück. »Werd bloß nicht frech! Also, ich bin fünfzehn. Wie ist es bei Constable Barrows?«
    Er zündete sich noch eine Zigarette an. »Ist schon in Ordnung. Sind noch nicht lang verheiratet, die zwei, turteln noch ganz schön rum. Und Mrs. Barrows tischt immer richtig was auf. Es gibt Frühstück mit Eiern und Würstchen und allem und Mittagessen und dann zum Tee richtiges Brot und Butter und manchmal Scones und Marmelade und letzten Samstag gab’s Sardinen aus ’ner Dose! Und sonntags«, setzte er so beiläufig wie möglich hinzu, »da gibt’s Sonntagsbraten und gebackene Kartoffeln und Yorkshire Pudding und zum Tee gibt’s dann Brot und Schmalz.« Er trommelte mit den Fersen gegen den Steinsarg und blickte träumerisch in die Ferne. »Brot und Schmalz ess ich am liebsten. Bist du hier in Stellung?«
    »Bin evakuiert worden, damit ich bei Lady Marchmont als Hausmädchen anfangen kann.« Elsie seufzte und rieb sich die rechte Wange.
    »Hab das Haus gesehen. Der alte Besen mit der Uniform sieht aus, als hätt’ se ’ne Zitrone gelutscht.«
    »Das ist die Haushälterin, Mrs. Gifford. Ist ’n echter Drachen.«
    »Und die alte Dame, die so tut, als wär sie die Königin. Ist das Mädchen ihre Tochter?«
    »Oh, das ist Miss Frances. Ist Lady Marchmonts Patentochter, was immer das ist. Hat Ärger gekriegt in London, ihr Bild war in der Zeitung, war ’n Riesenskandal, und sie haben sie hergeschickt, damit sie keinen Unfug mehr macht, aber sie ist ganz dicke mit denen von Sowieso Hall. Schleicht sich raus in der Nacht, wenn Lady Marchmont im Bett ist. Dann fahren sie nach Brighton und gehen in Nachtclubs. Ich schleich mich früh am Morgen runter und mach den Fensterriegel los, dann kann sie wieder reinklettern und ihre Ladyship kriegt’s nicht mit. Sie hat so schöne Sachen zum Anziehn.
    Aber Miss Frances ist nett, wirklich. Sie ist die Einzige, die freundlich zu mir ist. Fragt mich nach meiner Familie und so, ob sie noch in London sind. Letzte Woche, da haben meine zwei älteren Brüder geschrieben, dass sie sich freiwillig gemeldet haben. Und ich war ganz durcheinander, ich wollt ihnen ’nen Brief schreibenund Tschüss sagen und ihnen alles Gute wünschen, aber ich wusst nicht, wo ich’s hinschicken sollte. Richtig

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