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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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und gab ihnen einen Schilling, besprühte sich mit Eau de Cologne, dass man es mehrere Meilen gegen den Wind riechen konnte, und man sagte ihm sogar nach, dass er sich eine Geliebte hielt. Niemand hätte im Traum daran gedacht, Onkel zu verpfeifen, wenn die Polizei kam und nach Diebesgut suchte oder einer Gaunerei unter den Buchmachern nachging. Doch das Fälschen, das war seinwahrer Beruf. Onkel war ein Künstler, so sagte man, nicht bloß ein dahergelaufener Verbrecher. Die Jungen im Viertel beneideten Bernie, weil der das Glück hatte, von Onkel zu seinem Lehrling auserkoren zu sein. Selbst die italienischen Banden in Clerkenwell, die Schlimmsten der Schlimmen, hatten Respekt vor Onkel.
    »Onkel hat sich um mich gekümmert, seit ich klein war. Mein Dad war in der Navy, er war immer unterwegs, und dann ist meine Mum gestorben. Sie wollten mich in ’n Heim stecken, aber ich hab immer Besorgungen gemacht für Onkel, jeder Auftrag ’n Penny. Und da hat Onkel gesagt, ich wär wohl ’n fixer Bursche und hat mich zu sich genommen. Hat ihnen erzählt, mein Dad wär sein Bruder.«
    »Und? Ist er’s?«
    »Eigentlich nicht. Aber das war denen egal, Hauptsache, sie waren mich los. Onkel ist immer gut zu mir gewesen, ist nie wütend geworden. Aber er hat mich nächtelang wach gehalten, ich sollt sein Handwerk lernen. Hab alle möglichen Sachen nachgemacht, Pfundnoten, Fünf-Pfund-Noten, bis man nicht mehr gewusst hat, was was ist. Man darf’s nicht perfekt machen, daran muss man denken. Die Fehler, die sind’s, woran man die echten erkennt. Ich lern gut, hat er gesagt.« Er räusperte sich. »Mach dem Beruf Ehre, hat er gesagt, große Ehre. Hat sogar gesagt, dass ich …«
    Er hielt inne. Elsie starrte ihn mit großen Augen an. Sie war nur ein kleines Ding, aber es war ein gutes Gefühl, auf ein Mädchen Eindruck zu machen.
    »Und warum biste dann nicht bei ihm?«
    Ein Schatten flog über Bernies Gesicht. »Onkel ist doch wieder im Gefängnis. Darum. Und krank ist er auch, irgendwas mit der Lunge. Fieber. Hustet Blut. Und darum mach ich die Arbeit statt ihm.« Seine schmale Brust schwoll vor Stolz. »Sie sagen, sie haben noch nie jemand gesehn, der so gut ist wie ich – außer Onkel, klar. Und schinden tun sie mich ganz schön, das kann ich dir sagen.« Er sollte eigentlich nicht darüber reden – tatsächlich hatte man ihm eingeschärft, niemals ein Wort verlauten zu lassen, sonst … – aber er wollte, dass sie ihn weiterhin so bewundernd ansah.
    »Welche Arbeit? Und wer sagt, du bist so gut?«
    »Die Regierung. Glaub ich jedenfalls.« Seine Stimme klang plötzlich nicht mehr ganz so sicher.
    »Die
was

    »Na ja, eigentlich weiß ich’s nicht so genau. ’Ne Bande kann’s jedenfalls nicht sein, oder? Wo sie doch direkt an der Polizeiwache vorfahrn. Als ich mal auf der Wache war, da hab ich gehört, wie sie nach Onkel gefragt haben. Die Bullen sagen, Onkel liegt im Sterben, im Gefängnis, ›wo der da‹ – und der Bulle nickt zu mir rüber – ›ihm wohl bald Gesellschaft leisten wird, weil Onkel dieser kleinen Kanalratte alle seine Tricks beigebracht hat. Ist geschnappt worden, wie er in ’nem Laden was geklaut hat, ist bei den Italienern, macht Schaufenstereinbrüche. Konnt alles nicht bewiesen werden‹, sagt der Bulle, ›aber Onkels Junge ist er, soviel steht fest. Ist nur ’ne Frage der Zeit, wann er inner Besserungsanstalt landet.‹
    Als sie hören, dass Onkel so krank ist, gucken sie sich an und fluchen ’n bisschen und überlegen, was sie jetzt machen soll’n. Einer von denen fragt die Bullen, nur mal so: Meint er, Onkel hätt mir
alle
seine Tricks beigebracht? Die Bullen lachen, sagen, ich weiß so viel wie Onkel über alles, was irgendwie kriminell ist.
    Und der, der wo gefragt hat, sagt dann, in dem Fall hätten sie keine andere Wahl und müssten’s mit mir auf’n Versuch ankommen lassen. Sie zeigen den Bullen ’n Stück Papier und die Bullen gucken, als könnten sie’s nicht glauben. Dann zerrt mich einer von den Bullen von der Bank runter, richtig wütend war der. Er sagt, ich soll mich benehmen, sonst haut er mich windelweich. Und dann stecken mich die alten Knacker in ihr Auto und wir fahren Richtung Westen von London, zu ’nem großen Gebäude mit Sekretärinnen und Büros und so. Erst zanken sie sich mit ’nem anderen Typen. Der sagt, sie sollen nicht alles glauben, was die Bullen sagen, und wie alt ich überhaupt wär und sie sollen aufhören, dass sie ihre Zeit

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