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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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uns dann hier? Morgen?«
    »Von mir aus.« Sie lief über den Dorfanger auf das große Haus zu. Ihre schmale, dunkel gekleidete Gestalt verschmolz mit der Dämmerung. Das Weiß ihrer Schürze war wie ein flatterndes Fähnchen zu sehen, bis sie durch eine Tür in der Gartenmauer verschwand.
    »Na, so was!«, sagte Bernie. »Wer hätte das gedacht!«

9
    Crowmarsh Priors,
    Ende November 1939
    Es war ein grauer Novembermorgen, der Regen schlug unablässig gegen die Fenster und im Morgensalon war es kalt. Elsie hatte es wie üblich versäumt, für ein Feuer im Kamin zu sorgen. Mit finsterer Miene saß Muriel Marchmont an ihrem Schreibtisch und dachte verwundert darüber nach, dass sie, die keine eigenen Kinder hatte, sich nun gleich mit drei Mädchen abplagen musste. Noch dazu mit drei Exemplaren, die sich als ausgesprochen schwierig erwiesen. Heutzutage taten Mädchen nicht mehr das, was man ihnen sagte, und der Versuch, diesen undankbaren Kreaturen gegenüber ihre Pflicht zu tun, hatte sie vollkommen erschöpft.
    Zunächst war da die arme sitzen gelassene Alice, deren Mutter sich weigerte, sich auch nur einen Millimeter von ihrem Sofa wegzubewegen und ihre Tochter den ganzen Tag herumscheuchte, bis das Mädchen so schlapp wie ein Waschlappen war. Muriel hatte Alice allerlei hilfreiche Tipps gegeben, wie sie ein bisschen mehr aus sich machen könnte, doch sie war immer auf taube Ohren gestoßen. Kein Wunder, dass der junge Pfarrer kaum Notiz von ihr nahm. Mrs. Osbourne, diese schreckliche, selbstsüchtige Frau, war vollauf damit beschäftigt, ihren Gesundheitszustand zu bejammern und verschwendete nicht einen einzigen Gedanken an ihr eigenes Kind. Muriels Ansicht nach hatte der verstorbene Pfarrer,wie viel zu viele Männer, unter seinem Stand geheiratet und sich von einem hübschen Gesicht blenden lassen.
    Frances’ Verhalten war noch ärgerlicher. Sie war zu ihr nach Glebe House geschickt worden, weil sie in Ermangelung einer Mutter eine weibliche Aufsichtsperson und eine feste Hand brauchte, wie ihr Vater betonte. In London hatte sie tun und lassen können, was ihr gefiel, und sich mit einer leichtlebigen Meute zweifelhafter junger Männer eingelassen. Allerdings hatte Tudor Falconleigh es versäumt zu erläutern, wie er sich Muriels Aufgabe als Anstandsdame genau vorstellte. Mittlerweile verbrachte Frances die meiste Zeit mit Hugo de Balfort und seinen Freunden auf Gracecourt Hall oder, so vermutete Lady Marchmont, sie zog mit ihnen durch die Nachtclubs von Brighton. Sie hatte versucht, ein Machtwort zu sprechen, doch Frances tat einfach, wonach ihr der Sinn stand.
    Und dieser Ärger mit Elsie war nun der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte!
    Sie nahm einen Stift zur Hand und legte sich ein sauberes Blatt cremefarbenes Briefpapier mit ihrem Monogramm zurecht. Sie bemühte sich, ihren Ärger im Zaum zu halten und machte sich daran, ihre Mitteilung an Penelope Fairfax zu verfassen.
               
Meine liebe Penelope,
               
leider muss ich dir mitteilen, dass Elsie Pigeon trotz der sehr großen Mühe, die wir uns in den zurückliegenden drei Monaten mit ihr gegeben haben, nicht dem entspricht, was man von einem Hausmädchen erwarten kann. Tatsächlich ist sie ein so hoffnungsloser Fall, dass ich fürchte, unsere Abmachung auf der Stelle beenden zu müssen. Zunächst waren da Elsies Würmer und Läuse – natürlich hat Mrs. Gifford dieses Problem mit der ihr eigenen Tüchtigkeit erledigt. Doch trotz ihrer Bemühungen, Elsie anzulernen, ist im Laufe der Zeit alles nur noch schlimmer geworden.
               
Das Mädchen ist nicht in der Lage, Staub zu wischen, zu polieren, die Feuerroste zu säubern, den Türklopfer blankzuwienern, ein Bett zu machen oder einen Teppichordentlich zu kehren. Sie kann nicht einmal eine Teetasse spülen, ohne sie zu zerbrechen. Sie isst nichts anderes als Brot und Marmelade und manchmal stopft sie so viel davon in sich hinein, dass ihr übel wird. Nachts weint sie und ruft nach »Mum« und »Vilet«, die, wie man mir sagte, ihre jüngste Schwester ist. Da wir uns jedoch im Krieg befinden, sahen es Mrs. Gifford und ich als unsere Pflicht an, das Beste aus der Situation zu machen.
               
Allerdings hatten wir uns nicht vorgestellt, dass es noch schlimmer kommen könnte. Elsie hat sich einen Verehrer angelacht! Sie trifft sich mit einem äußerst zweifelhaften jungen Mann, der im Dorf bei Constable Barrows untergebracht

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