Fünf Freunde Auf geheimnissvollen Spuren
hier?«
Julian antwortete nicht, sondern schlich zu der Stelle, wo er die Tür vermutete. Der Mann sprang hoch, torkelte auf den Lichtschalter zu und knipste das Licht an. Höchst erstaunt starrte er Julian an.
»Was machst du hier?«, fragte er.
»Dasselbe möchte ich von Ihnen wissen«, sagte Julian eiskalt.
»Wie kommen Sie dann dazu, in der Küche meines Onkels zu schlafen?«
»Das ist mein gutes Recht. Meine Frau ist Köchin hier, verstanden? Mein Schiff liegt im Hafen und ich hab Urlaub.
Der Professor hat zu meiner Frau gesagt, dass ich dann kommen kann, klar?«
Das hatte noch gefehlt! Wie schrecklich, neben Frau Stock und ihrem Sprössling auch Herrn Stock im Haus zu haben.
»Ich frage meinen Onkel, wenn er morgen anruft«, meinte Julian. »Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg.«
»Ho!«, rief Herr Stock, der jetzt erst die Pastete und die Marmeladentörtchen entdeckte, die Julian trug. »Ho! Klauen in der Speisekammer! Schöne Zustände hier, das muss ich schon sagen!«
Julian hatte keine Lust sich länger mit Herrn Stock herumzustreifen, der sich anscheinend sehr überlegen fühlte.
»Das geht Sie überhaupt nichts an! Lassen Sie mich durch«, sagte er nur. »Wir sprechen uns morgen wieder, nachdem mein Onkel angerufen hat.«
Herr Stock machte aber keinerlei Anstalten, zur Seite zu treten. Er stand da, ein schmutziger, kleiner Mann, nicht viel größer als Julian, mit einem höhnischen Lächeln in seinem unrasierten Gesicht.
Julian spitzte die Lippen und pfiff. Ein Stockwerk höher gab es einen Bums. Das war Tim, der aus Georgs Bett gesprungen war! Dann polterten eilig Pfoten die Treppe hinunter und näherten sich der Küche. Tim kam! Er witterte Herrn Stock, sein Fell sträubte sich und er zog die Lefzen hoch und knurrte.
Herr Stock machte einen Satz zur Tür hin und knallte sie dem Hund vor der Schnauze zu. Er grinste Julian an.
»Und jetzt?«, fragte er.
»Wollen Sie das unbedingt wissen?«, erwiderte Julian, der allmählich die Nase voll hatte. »Ich werde Ihnen gleich diese schöne saftige Pastete in Ihr grinsendes Gesicht schmeißen!«
Er hob den Arm und Herr Stock duckte sich.
»Nicht!«, rief er. »Untersteh dich! Hau bloß ab, du!«
Er gab den Weg frei und schlurfte zum Sofa. Julian öffne te die Tür und Tim schoss knurrend herein. Herr Stock betrachtete ihn entsetzt.
»Halt diesen großen, schmutzigen Hund zurück! Ich kann Hunde nicht leiden.«
»Dann möchte ich nur wissen, warum Sie Ihren dreckigen Stinker nicht abschaffen«, entgegnete Julian wütend. »Komm her, Tim! Lass ihn in Ruhe! Er ist nicht mal wert, angeknurrt zu werden.«
Julian ging mit Tim wieder hinauf zu den Kindern, die ihn umringten und ihn mit Fragen bestürmten. Sie hatten die Stimmen unten gehört. Als ihnen Julian erzählte, wie er fast dem alten Stock die Pastete ins Gesicht geworfen hätte, mussten sie lachen.
»Ein Glück, dass du's nicht getan hast«, sagte Anne. »Es wäre schade drum gewesen. Frau Stock mag so scheußlich sein, wie sie will, aber kochen kann sie. Die Pastete schmeckt einmalig!«
Die Kinder verspeisten sie mit großem Vergnügen, ebenso die Törtchen. Julian erzählte ihnen dann, dass der alte Stock Urlaub hatte und angeblich hier blieben durfte.
»Drei Stöcke sind nun wirklich zu viel!« Dick seufzte.
»Schade, dass wir sie nicht alle hinauswerfen können. Wir würden uns schon selbst versorgen. Georg, kannst du deinen Vater morgen nicht dazu überreden?«
»Ich will's probieren«, versprach Georg. »Aber ihr wisst ja, wie er ist. Es ist furchtbar schwer, mit ihm zu verhandeln.
Trotzdem will ich mein Glück versuchen. Du meine Güte, jetzt bin ich aber zum Umfallen müde! Komm, Tim, wir gehen ins Bett! Leg dich auf meine Füße! Ich lasse dich jetzt nicht mehr aus den Augen. Diesen schrecklichen Stocks wird es nicht gelingen, dich zu vergiften.«
Halbwegs gesättigt schliefen die vier Kinder bald friedlich ein. Sie hatten keine Angst, dass die Stocks in ihre Zimmer eindringen könnten, denn sie wussten, dass Tim sie sofort wecken und warnen würde. Der Hund war der beste Wächter, den sie sich denken konnten.
Am nächsten Morgen brachte Frau Stock zum größten Erstaunen der Kinder so etwas wie ein Frühstück.
»Vermutlich weiß sie, dass dein Vater heute anruft, Georg«, sagte Julian, »und sie will schnell Eindruck schinden. Wann will er anrufen? Um neun Uhr, oder? Na, jetzt ist es halb neun.
Kommt, wir laufen schnell mal hinunter zum Strand und wieder
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